13//Trampolin

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37. Lunas Sicht

Der Tag auf der Wache war ziemlich unspektakulär. Ich bereitete mich neben meinem Streifendienst auf meine Abschluß-Prüfungen vor. Nicht mehr lange und ich konnte mich Polizeikommissarin nennen. Zur Zeit lernte ich die erweiternden Grundsätze der Ethik und hatte mich schon tagelang davor gedrückt. Es gehörte halt eben dazu, auch wenn ich nicht wirklich Lust drauf hatte. Also saß ich vertieft über einen Berg von Unterlagen, als Herr Schwarz bei mir auftauchte. „Frau Fox haben Sie einen Moment?" Fragte er mich. Unsicher schaute ich von meinen Unterlagen auf. „Ja sicher!" Sagte ich etwas nervös. „Kommen Sie mit mir in mein Büro?" Fragte er mich und ich stand auf, rückte meine Uniform zurecht und folgte ihm zögerlich. Als wir in seinem Büro ankamen, machte er gleich hinter mir die Türe zu. „Habe ich etwas angestellt?" Begann ich das Gespräch, um von meiner eigenen Verunsicherung abzulenken. „Nein, nein ich habe zwei Dinge mit Ihnen zu besprechen. Zum einen geht es um ihren Verbleib bei der Kriminalpolizei. Sie haben geäußert, gerne ihre praktische Zeit bei mir verbringen zu wollen!" Ich war überrascht, denn tatsächlich hatte ich diese Option für mich ins Auge gefasst. „Nun das ist korrekt. Ich konnte und könnte eine Menge von Ihnen lernen." Gab ich kleinlaut zu. „Ich würde mich freuen, wenn Sie nach ihrer bestanden Prüfung bei mir beginnen würden." Lächelte er. Nun war ich wirklich überrascht. „Ihr Ernst?" Fragte ich freudig, denn für mich war es eine große Chance. „Nun das Sie eine wertvolle, zuverlässige Kollegin sind, dass wussten Sie auch schon vorher, aber Sie haben den nötigen Biss für die Kriminalpolizei!" Lächelte er mich gutmütig an. „Vielen Dank!" Strahlte ich glücklich. Es war wirklich mein Wunsch und ich freute mich sehr über die Möglichkeit. „Nun komme ich zu der zweiten Angelegenheit. Der BVB hat sich bei uns gemeldet und angefragt, ob Sie diesen nach Gelsenkirchen bzw. nach Paris begleiten würden." Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Das konnte doch nur auf den Mist von Jacob und Christian gewachsen sein oder noch schlimmer auf den Mist von Roman. „Und sie haben nach mir gefragt?" Fragte ich noch einmal, um mir auch wirklich sicher zu sein, was Herr Schwarz mir da gerade sagte. „Ja..." Lächelte er und tippte seine Zeigefinger gegeneinander. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. „Nun es ist schon ein wenig ungewöhnlich, dass der Verein unmittelbar nach einer bestimmten Person fragt." Gab Herr Schwarz zu. „Zwei der Spieler sind seit kurzem meine Nachbarn!" Gab ich schließlich kleinlaut zu. Es war das erste Mal das über Herrn Schwarzs Gesicht so etwas wie ein Lächeln huschte. „Das erklärt dann doch einiges." Rollte er mit den Augenbrauen. „Tut mir leid, dass eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich weiß nicht was die Jungens sich dabei gedacht haben..." „Nun wenn ihre privaten Verhältnisse zu den Spielern nicht im Wege stehen, würde ich Sie gerne mit zu den beiden Spielen nehmen." Ich überlegte kurz. War das eine Fangfrage oder wollte er mich prüfen. „Ja gerne, aber den Jungens darf ich jetzt trotzdem die Ohren langen ziehen?" Fragte ich etwas peinlich berührt, während er lachte. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, Frau Fox!" „Vielen Dank!" Lächelte ich ihn an und verschwand wieder an meinem Schreibtisch. Ich wälzte mich noch meine Akten und fuhr im Anschluss ins Fitnessstudio. Als hätte ich danach geschrien, war auch Nick vor Ort. Kaum war ich am Stepper angekommen, war er auch schon bei mir. „Na welch seltener Besuch!" Zischte er mich direkt -  mit diesem komischen Unterton an. „Hi!" Lächelte ich ihn dennoch freundlich an. „Du gehst mir aus dem Weg." Sagte er sofort und ließ mir kaum Zeit mir eine richtige Antwort parat zu legen. „Ich hatte wenig Zeit." Gab ich zu. „Wegen deinen neuen Freunden?" Löcherte er mich sofort weiter. Ich stellte meine Wasserflasche ab und schaute ihn an. „Die haben gar nichts damit zu tun!" Sagte ich ihm und fühlte mich komischerweise direkt in die Ecke gedrängt. „Nun ich habe dich schon ein paar Mal mit diesem Jacob gesehen!" Zischte er mich an. „Ich wüsste nicht, dass ich dir Rechenschaft ablegen muss." Gab ich zu und war irritiert, denn als ich Nick das letzte Mal gesehen hatte, war ich mit Christian unterwegs gewesen. „Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht und auf einmal hängst du mit diesen Typen rum!" „Ich wüsste nicht, dass es dich etwas angeht." Brummte ich nur noch. Wenn Nick mich mit Christian gesehen hatte, woher wusste er denn dann das mit Jacob? Es irritierte mich wirklich. „Wollen wir was trinken?" Fragte er mich fast liebevoll. „Nein ich will jetzt Sport machen!" Sagte ich zu ihm. „Du kannst mich nicht erst so anpflaumen und dann mit mir was trinken gehen! Wer glaubst du denn wer du bist?" Sagte ich genervt zu ihm und hatte gerade erst angefangen etwas zu sagen. „Und du kannst nicht so mit mir umgehen!" Fauchte er mich geradezu an, während er mich unterbrach. Er kam mir ganz schön Nahe und ich fühlte mich augenblicklich eingeengt. „Ist das dein Ernst?" Fragte ich ihn ruhig und ging von meinem Sportgerät. Nun schaute ich ihm hoch in die Augen. Es zeigte ihm das ich kleiner war wie er, aber das ich keine Angst vor ihm hatte. Nick merkte, dass er zu weit gegangen war. „Geh mir aus dem Weg!" Sagte ich zu ihm, nahm meine Wasserflasche und ging meine Sachen holen. Ich wollte keine Minute länger mit ihm in einem Raum verbringen. Automatisch nahm ich mir mein Handy in die Hand und schrieb Jacob eine Nachricht: „Unterwegs?" Seine Antwort kam gleich. „Ja, wo bist du?" „Fitnessstudio. Meinst du, du kannst mich abholen?" Fragte ich ihn. „Fünf Minuten!" Ich wartete in der Umkleide, ehe Jacob mir schrieb, dass er vor der Tür auf mich wartete. Schnellen Schrittes ging ich aus dem Sportstudio und sah mich nach Nicklas um. Vorhin war er wirklich zu weit gegangen und ich fühlte mich immer noch unwohl. Jacob wartete an seinem Wagen gelehnt auf mich. Er lehnte ganz lässig gegen seinen Sportwagen und hatte einen dicken Rollkragenpullover aus dunkelblauer Wolle an. Neben den hellblauen Jeans und den passenden Turnschuhen stand ihm sein Outfit ausgezeichnet. „Hij!" Begrüßte er mich und ich bewunderte seine kantige Sonnenbrille. Läßig nahm er mir die Sporttasche ab und gab mir einen Kuss auf die Linke Wange. „Alles okay?" „Frag nicht!" Sagte ich und stieg so schnell wie ich konnte in seinen Wagen. Erst als ich die Autotür hinter mir schloß, fühlte ich mich sicher. Mein Herz schlug immer noch bis zum Hals und ich hatte dieses surren in den Ohren.

Neighbours  // Christian Pulisic & Jacob Bruun LarsenWhere stories live. Discover now