12//Twinkies

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34. Jacobs Sicht

Luna saß etwa einen halben Meter von mir entfernt und hatte sich in meinen für sie zu großen Pullover gekuschelt. Meine Ärmel reichten ihr weit über die Hände und war der jungen Frau deutlich zu lang. Ich studierte ihr Profil und verfolgte ein paar ihrer langen braunen Haarsträhnen, die ihr über die Brüste reichten. Ich zuckte zusammen und wurde abrupt aus meinen Tagträumen gerissen, als es an der Tür klingelte. Unser Essen war endlich da, also stand ich auf und ging zur Tür. Nach einem Augenblick, brachte uns der junge Mann etwas zu Essen. Als er mich erkannte, fragte er mich schließlich nach einem Autogramm. Wir machten schnell ein Foto, ehe er genauso schnell verschwand wie er gekommen war. Luna hatte Besteck aus der Küche geholt und sich in die Ecke der Couch gesetzt. Ihre Knie hatte sie bis zum Kinn gezogen, sie wirkte so nur noch kleiner als sie eh schon war. Ich stellte das Essen ab und setzte mich neben Sie, während Sie neugierig begann zu gucken in welcher Verpackung welches Essen drin war. Als Sie ihre Nudeln entdeckte, schnappte sie sich diese und begann gleich genüsslich zu Essen. Das es viel zu heiß war, schien sie außer Acht, sie aß genüsslich ein paar Gabeln. Doch wie immer ließ sie mehr als die Hälfte liegen. „Du musst mehr essen!" Munterte ich sie auf. „Das geht schon!" Beruhigte sie mich, doch ich sah nie das sie ihren Teller leer machte oder sich einfach mal etwas wie einen Schokoladenriegel gönnte. Ich wollte ihr nichts einreden, aber ich hatte das Gefühl dass ihr Verhältnis zum Essen nicht gerade das Beste war. Doch Luna machte einen harten körperlichen Beruf und viel Sport. Sie sollte anständig Essen und ich nahm mir vor in der nächsten Zeit verstärkt darauf zu achten, dass es ihr gut ging. Ich räumte den Rest des Essen in die Küche, ehe ich mich wieder zu ihr hinsetzte. Luna hatte sich in die Kissen geschmiegt und ihr Kopf war nach hinten gekippt und entblößte ihren nackten Hals. Ein kleines V bildete sich an ihrem Kehlkopf und ich hatte sie noch nie so verletzlich gesehen. Ihr langes braunes Haar war ihr ein wenig in die Augen gerutscht und ließ sie dabei einen Hauch verrucht wirken. Als ich mich zu ihr setzte, zwinkerte sie mir neckisch zu. Einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass mein Herz für mehr als einen Takt aufhörte zu schlagen. Mein innerer Gott beschwerte sich augenblicklich bei mir: „Wie lange willst du dich eigentlich selbst belügen?" Schrie er mich wutentbrannt an. Ich wusste, dass das nicht mehr wirklich lange Sinn hatte mich selbst zu belüge, denn längst wusste ich, wie gerne ich Luna hatte. Fast unentwegt dachte ich an sie und Julie rückte immer mehr in weite Ferne. Was zum Teufel sollte ich nur tun? Ich schnaubte, als Luna anfing zu kichern. „Du hast es aber schwer heute?" Bemitleidete sie mich. Ich lachte sofort. „Wenn du wüsstest!" Sagte ich zu ihr und verlor mich erneut in ihren großen grünen Augen. Wenn ich so weiter machen würde, dann würde ich mich Hals über Kopf in sie verlieben und auf Liebeskummer hatte ich zur Zeit absolut keine Lust. Liebeskummer war wirklich nicht mein Ding, aber wenn es einen einholte, dann konnte man nichts machen außer zu leiden. Ich streckte Luna die Zunge raus und zog dabei eine dämliche Grimasse. Man ich war wirklich verwirrt. Ihr Handy klingelte und ich zuckte schreckhaft zusammen. Ihre schlanken Finger fischten nach dem Telefon und sie schmunzelte. „Christian!" Erklärte sie mir beiläufig und automatisch kämpfte ich mit meiner Eifersucht. „Geht es ihm gut?" Fragte ich interessiert, als sie anfing zu lachen. „Er hat den Süßigkeitenladen geplündert. Ich hatte ihn gefragt, ob er mir Twinkies mitbringt!" Grinste sie. Luna zeigte mir ein Foto von einer ganzen Tasche voller amerikanischem Süßkram. Sofort war mein schlechtes Gewissen wieder da, denn ich wusste wie sehr er Luna mochte. Allein das er sich so viel Mühe machte, war neu für mich. Eigentlich bekam ich nie mit, wie der Amerikaner einer Frau den Hof machte. Das er sich bei Luna so ins Zeug legte, zeigte mir nur wie sehr er sie mochte und wie wenig mir das in den Kram passte. „Nun siehst du, wir Jungens wollen immer nur dass du isst..." Grinste ich sie an. „Ich verhungere schon nicht!" Brummte sie, als hätte ich erneut das falsche Thema angesprochen. „Nun zwei Kilos mehr auf den Rippen würden dir bestimmt auch stehen..." Lachte ich. „Ich dachte ihr Kerle mögt dünn!" Sagte sie lapidar. „Gesund!" Verbesserte ich sie. „Ich bin gesund!" Beschwerte sie sich bei mir und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Nur Spaß!" Zog ich sie auf und pickte sie in die Seite. Doch Luna war schneller und packte mein Handgelenk und drehte meinen gesamten Arm auf den Rücken. Noch ein Stück mehr und es begann reichlich zu schmerzen. „Oh verdammt!" Fluchte ich. „Ich ergebe mich..." Sagte ich ehrlich und beugte mich nach vorne, um vor den Schmerzen zu fliehen. Als sie endlich locker ließ, packte ich sie an der Hüfte und zog sie über meinen Rücken auf die Schulter. Dann richtete ich mich auf und trug sie ein Stück rüber zur Couch. Sie war nicht schwer, ganz im Gegenteil ich war überrascht wie leicht sie war. Luna lachte einfach nur, während sie wie ein Kartoffelsack auf meiner Schulter hing. Mit einem Schulterwurf landete sie auf der Couch und lachte immer noch. „Du bist unmöglich!" Kicherte sie. Ihr braunes Haar war ins Gesicht gerutscht und ließen sie so unglaublich natürlich wirken. Ich spürte wie mein Herzschlag schneller wurde und bevor ich sie weiter berühren konnte, überlegte ich es mir anders. Ich hielt inne und lächelte sie schüchtern an. Verlegen strich ich mir durchs Haar. Luna setzte sich wieder aufrecht hin und zog ihre Knie an sich. Es war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dass ich die wahre Luna vor mir sitzen hatte. Sie war entspannt, fast relaxt. Ihre Körperspannung verriet sie, dabei hatte sie dieses leichte Lächeln auf den Lippen. Jedes Mal wenn ich ihr ins Gesicht sah, entdeckte ich etwas Neues, dass ich mochte. Es war schrecklich und betörend zu gleich und ihre Anziehung war betörend. Ich fühlte mich wie im Rausch und egal wie sehr ich versuchte dagegen anzukämpfen, desto mehr schwelgte ich in diesem Gefühl. Ich war frustriert und das schlimme daran war Luna konnte nicht einmal etwas dafür. „Ich geh jetzt ins Bett!" Lachte sie und kletterte hinter meiner Schulter vorbei. „Du kannst doch jetzt noch nicht gehen!" Schmeichelte ich ihr. Erneut zog sie eine Grimasse und klopfte gegen meine Schulter. Ich stand auf, umarmte sie liebevoll. Ihr Haar roch unglaublich und am liebsten hätte ich sie nicht losgelassen. Ich hob sie von der Couch auf den Boden und setzte sie ab. Sie grinste mich an. „Ich habe Spaß mit dir Jacob!" Grinste sie über beide Ohren. Ich schüttele grinsend den Kopf. „Du bist unmöglich." Grinste ich sie an. „Gute Nacht Jac!" Lachte sie und verschwand aus meiner Wohnung. Mir blieb nichts anderes übrig als ihr hinter her zu schauen. Etwas ratlos blieb ich zurück, doch mir war klar, dass ich mit Julie reden musste. Ansonsten würde es irgendwann einfach nur noch unfair werden.

Neighbours  // Christian Pulisic & Jacob Bruun LarsenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora