19. Kapitel

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In der einen Hand hielt sie den Schlüssel, in der anderen eine Einkaufstüte. Michelle lief gerade die Straße entlang und befürchtete gar nichts.
Inzwischen war es schon dunkel geworden und die perfekte Zeit, um jemanden einen spontanen Besuch abzustatten. Ich stieg aus meinem Auto aus und zog meine Käppi weiter runter. Es gab hier soweit ich sehen konnte, keine Zeugen für meinen Besuch.
Ich schaute kurz nach rechts und links und überquerte die Straße. Sie war etwa zehn Meter von mir entfernt und blieb stehen, um die Tür zu öffnen. Das war wohl das Haus in dem sie wohnte.
Ich stoppte die Tür im letzten Moment mit meinen Fuß und wartete noch kurz bis sie weiter oben war. Im dritten Stock hörte ich wie sie die Tür öffnete und reinging. 'Perfekt', dachte ich und lief hoch.

Vor der Tür mit ihrem Namensschild blieb ich stehen und rieb mir grinsend die Hände. 'Jetzt geht's los!', dachte ich und klopfte an. Ich hörte wie ihre Schritte zu mir kamen und als sie die Tür öffnete, hielt ich ihr den Mund zu und schubste sie rein. Ich drückte sie gegen die Wand und schaute kurz nach hinten in den Flur. Keiner hatte etwas bemerkt.

Mit meiner anderen Hand schloss ich die Tür und wendete mich dann ihr zu. Sie sah verängstigt aus und krallte sich in meine Hand. Grinsend legte ich meinen Finger auf die Lippen. "Nicht schreien Michi, ich will nur mit dir reden und jetzt setz dich auf die Couch und halt die Klappe", sagte ich und nickte in Richtung Wohnzimmer.

Als ich sie los ließ, befolgte sie meine Anweisung, ohne zu protestieren. Sie war nunmal ein Angsthase, kein Grossmaul wie Chloe. Sie setzte sich hin und schaute mich nervös an.
Ich zog meine Käppi aus und warf mich auf die Couch gegenüber von ihr. "Echt bequem! Wie viel hast du dafür gezahlt? Eins, zwei oder dreitausend?" Sie sagte nichts. Ich schaute mich weiter um. "Wirklich schön sieht es hier aus... Und du natürlich auch! Wie geht es eigentlich deinem Zeh?", fragte ich grinsend und legte provozierend meine Füße auf den Tisch hoch. Wie schnell es ihr wieder besser ging! Keine Schuldgefühle waren da. Einfach nichts! Ich nahm die Zeitung neben mir und schlug sie auf.

"Was willst du hier, du elendiger Mist...!" Ich schaute von der Zeitung hoch, daraufhin verstummte sie schnell. "Wage es nicht mich zu beleidigen, Michelle. Du bist deine anderen Zehen schneller los, als du 'Mistkerl', sagen kannst".

Sie hielt die Klappe und schaute wieder auf den Boden. "Es... Es tut mir leid..." "Es tut allen leid, nur ob ich eure Entschuldigungen annehme, das ist die Frage!"

"Wie geht es Chloe?...", fragte sie leise und spielte mit ihren Fingern.

"Ach, schön das es dir auch mal einfällt. Ihr geht es super und genau auf das Thema Chloe, will ich zurück greifen. Ich will mehr über sie wissen. Sag mir alles was du über Chloe weißt". "Wie... Ich weiß nicht, was...", stotterte sie.

Ich rollte genervt mit den Augen. "Komm Michelle, stell dich nicht so blöd! Ihre Vergangenheit, ist da etwas passiert? In ihrer Familie, oder so? Hat sie jemanden verloren, der ihr sehr wichtig war?", fragte ich und beugte mich vor. Solche dümmchen konnte ich wirklich nicht ausstehen!

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht viel über sie. Sie ist hier geboren und aufgewachsen. Ehm... Sie meinte sie hatte nicht viel Freunde auf der Schule gehabt und... Ich weiß nicht..." "Streng dich an!", sagte ich wütend und warf ihr die Zeitung an den Kopf. Musste man ihr alles aus der Nase ziehen?!

Sie zuckte erschrocken zusammen. "B-Bitte..." "Bitte! Bitte! Bitte! Halt die Klappe und denk nach!", sagte ich gereizt.

"Okay...", sagte sie nachdenklich. "...Wir haben mal über Jungs geredet! Sie hat mir erzählt, das sie mal einen Freund hatte und sehr verliebt war! Aber-Aber... Es ist irgendwas passiert und sie haben sich getrennt! Sie wollte nicht wirklich darüber reden, dann habe ich es gut sein lassen. Ich schwöre das ist die Wahrheit!"

W-B Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt