36. Kapitel

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...Ich hob eine Augenbraue. "Ach komm, du hast nach alldem was wir zusammen erlebt haben, erst jetzt Angst vor mir?"

Sie hob ihr Kinn und straffte ihre Schultern. "Ich hab keine Angst vor dir".

Für einen kurzen Moment hatte ich es ihr sogar geglaubt, aber ich konnte die Körpersprache eines Menschen, wie ein Buch lesen. Ihre Augen hatten sie verraten, sie war nicht fähig mir über längere Zeit in die Augen zu schauen und das hieß das sie unsicher war. Dennoch war ihr Charakter sehr stark und so schaffte sie es mich manchmal in die Irre zu führen, aber jetzt hatte ich sie durchschaut und jetzt konnte ich mit ihr spielen! Grinsend ging ich einen Schritt auf sie zu. "Willst du... Angst vor mir kriegen?", fragte ich sehr langsam, mit einer kleinen Drohung in meinem Ton. Ich war gespannt ob sie es raushörte.

Sie verschränkte ihre Arme. "Versuchs doch".

"Interessant...", sagte ich schon fast zu mir selbst. "Dann solltest du jetzt lieber laufen, denn in dreißig Sekunden, werde ich anfangen dich zu jagen und wenn ich dich vor meinem Anwesen kriege, wird es sehr witzig", sagte ich grinsend.

"Aber ich bin verletzt und du nicht, was bedeutet es wird witzig?", fragte sie verwirrt.

Ich lachte. "Das verrate ich dir doch nicht jetzt schon! Und weil du verletzt bist, gebe ich dir ja einen kleinen Vorsprung. Übrigens, die Zeit läuft schon, zwanzig, neunzehn, achtzehn".

Sie humpelte panisch los und versuchte mit der Scherbe im Bein, zu rennen. Ich verschränkte amüsiert meine Arme und schaute ihr hinterher. Wie ich schon erwartet hatte blieb sie nicht auf der Straße, wo ich sie sehen konnte, sondern sie rannte in den Wald und verschwand allmählich in der Dunkelheit. Kurz schaute ich auf meine Uhr, die Zeit war um. Ich joggte in die Richtung in die sie verschwunden war und suchte sie. Ich durfte sie nicht aus den Augen verlieren, sie war sehr gerissen.
Als ich Chloe wieder sah, machte ich langsam und verfolgte sie im laufen. Sie war wirklich einzigartig und mit ihr wurde es einem nie langweilig. Chloe unterhielt mich Tag und Nacht und bald würde sie mich auch wollen! Ich wusste das sie Gefühle für mich hatte, sie war nur nicht bereit, sie mir zu zeigen. Sie musste mich so akzeptieren wie ich war, ich konnte mich nicht ändern, genau so wenig wie ich sie ändern konnte.

Ich blieb stehen und schaute mich verwirrt um, "Scheisse", sagte ich leise. Sie war weg, wahrscheinlich versteckte sie sich gerade, aber irgendwann würde sie sich schon vertraten. Ich setzte mich und wartete einfach ab...

Ich saß auf dem Boden und hielt schwer atmend, Ausschau nach ihm. Vor ein paar Minuten hatte ich ihn noch gehört, aber jetzt war da nichts mehr. Es war einfach Toten still. Ich streckte meinen Kopf raus und schaute mich vorsichtig um. Er lehnte an einem Baum an und starrte direkt in meine Richtung. Hatte er mich gesehen?! Ich bewegte mich kein Stück, vielleicht starrte er etwas anderes an und ja! Er schaute wieder weg und ich atmete erleichtert aus. Psycho James hatte mich nicht gesehen! Ich kroch leise nach vorne und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Mein Bein tat so verdammt weh, aber bei dem ganzen Adrenalin in meinem Körper, schaffte ich es manchmal zu ignorieren.
Schwer atmend hob ich den Kopf und schaute wieder zu ihm, das einzige  Problem war, er saß da nicht mehr.

Ich schaute mich hektisch um. Er hatte mich gesehen?! Wo war er jetzt?! Als ich etwas hinter mir rascheln hörte, sprang ich auf und rannte los. Sein lachen bestätigte, das er es gewesen war. "Fast hätte ich dich gehabt, Honey!"

Mein Herz schlug schneller. Die Schmerzen waren gar nicht mehr da! Darauf konnte ich mich nicht einmal konzentrieren! Die Angst vor Psycho James, war viel größer!
Ich schaute nach hinten, er war zum Glück noch ein ganzes Stück von mir entfernt. Somit hatte ich noch eine Chance. "Du bist doch...!" Ich stolperte über eine Wurzel und rollte einen Abhang runter. Mit meinen Armen schütze ich meinen Kopf. Als ich endlich unten ankam, drehte ich mich auf den Rücken und kniff schmerzhaft meine Augen zu. "Scheisse!", sagte ich leise. Die Scherbe in meinem Bein, war noch tiefer rein gerutscht und ich konnte meine tränen nicht mehr zurück halten. Ich drückte meine Hände aufs Gesicht und fing an zu weinen. Ich hatte keinen Bock mehr auf diesen scheiss!

"Honey?", rief er verwirrt. "Wo bist du?"

Ich überlegte, sollte ich ihn jetzt wirklich rufen, oder mich einfach weiter verstecken? "Honey?", rief er besorgt und lief in die Gegenrichtung. Seine rufe wurden immer leiser und leiser und leiser.

'Ohne ihn schaffe ich das nicht!' Ich überwand mich einfach. "James!", rief ich laut. "Ich bin hier!" Es war still, er war nicht mehr zu hören. "James! Bitte komm her!" Wieder nichts... Ich hielt mir mein Bein und schluchzte leise vor mich hin. Es war so dunkel und ich war eh schon ein Angsthase und jetzt auch noch alleine im Wald? Ich versuchte aufzustehen, doch ich schaffte es nicht. "James!", rief ich wiederholt, doch von ihm kam nichts...

W-B Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt