47. Kapitel

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Er öffnete mir die Autotür und half mir raus. Ich schaute mich mit geweiteten Augen um. Irgendwas stimmte heute nicht mit ihm. Das war zu romantisch für einen, James Cunningham. Komischerweise hatte er auch kaum mit mir geredet. Unüblich.

Der Tisch stand mitten auf einer Wiese, drumherum war kein einziges Haus, nur die schöne Natur. "Wow... Essen wir wirklich hier?"

Er nickte und zog mich hin. "Ja, gefällt es dir?"

Ich setzte mich und ließ mich von ihm Vorschieben. Okay, irgendwas stimmte wirklich nicht mit ihm! "Was soll das?", fragte ich seufzend. Versuchte er sich vielleicht gerade zu entschuldigen?

Er lehnte sich lachend zurück. "Was ist denn jetzt schon wieder? Was passt dir nicht, Schatz?"

"Ich seh doch das du mir was vorspielst. In genau drei Wochen darfst du wieder jemanden töten, beziehungsweise du wirst es tun und du versuchst mich jetzt mit Geschenken zu manipulieren, oder?", fragte ich skeptisch.

Er zuckte mit den Schultern. "Stimmt".

Ich schaute ihn verwundert an. "Stimmt? Das heißt du wirst sicherlich jemanden in einpaar Wochen töten?" Gerade war mir der Appetit vergangen. Wieso gab er es so einfach zu?

"Es hieß, ich darf nach diesen drei Monaten jemanden töten. Aber ich habe nicht gesagt das ich es sofort tue", sagte er und spielte mich dem Messer.

Ich stand verwirrt auf . "Was ist los mit dir?"

"Setzt dich", sagte er und schaute mich an. Sofort hatte er aufgehört mit dem Messer zu spielen.

Ich verstand gar nichts mehr. Aber sein Fußabtreter würde ich heute nicht sein. "Ich will gehen".

Er lachte, aber das war eine komische lache. "Du wirst nirgendwo hingehen. Du wirst dich jetzt setzten und mit mir essen".

Langsam ging ich runter und setzte mich. Er hatte mir gerade klar gedroht. "Gut so", sagte er. "Und jetzt iss gefälligst". Ich schaute ihn einfach nur böse an, während er anfing zu essen. Gestern war er doch bei bester Laune eingeschlafen und heute morgen, war er plötzlich komisch. Er hielt inne und schaute mich kurz an. "Gibt es ein Problem?"

"Ich habe keinen Hunger mehr", sagte ich, ohne wirklich darüber nachzudenken. Ich musste lernen, manchmal einfach die Klappe zu halten.

Seine Miene verdüsterte sich. "Heute ist echt ein mieser Tag, Honey. Ich wollte ihn einfach nur mit dir verbringen, um mich etwas abzulenken und jetzt... Fang endlich an zu essen!" Ich nahm mir wortlos ein Brötchen und legte es auf meinen Teller. Heiss darauf angeschrieen zu werden, war ich sicherlich nicht...

Als wir gegessen hatten, schaute ich ihn das erste mal an. Er wirkte wütend, angespannt. Als er meinem Blick bemerkte, starrte er zurück und dem hielt ich nicht stand. Ich fühlte mich echt unwohl. "Du kannst aufstehen und hier rumlaufen wenn du willst. Aber geh nicht zu weit", sagte er und ignorierte mich wieder.

Ich stand wortlos auf und lief weg. Wieso war er jetzt so wütend? Na gut, ich hatte auch am Anfang einwenig rumgezickt, aber seine Reaktion war völlig übertrieben gewesen. Vielleicht war er schwanger, wie ein kleines Seepferdchen. Das würde die Stimmungsschwankungen erklären.
Ich setzte mich unter einen Baum und schaute kurz nach hinten. Er hatte sein Kinn auf der Hand gelehnt und schaute einfach in die Luft. Irgendwie hatte ich jetzt ein schlechtes Gewissen. Er hatte sich echt Mühe gemacht und anscheinend hatte es ihn wirklich tief getroffen... Irgendwie... 'Verdammt, Chloe! Was ist mit dir los? Hast du jetzt wirklich Mitleid mit ihm?' Ich seufzte. Ja, hatte ich und ich musste das wieder gut machen.

Ich kämpfte noch fünf Minuten mit mir selbst, bis ich schließlich aufstand und zu ihm lief. 'Okay, du gehst hin und entschuldigst dich einfach!' Ich war fast bei ihm angekommen, da kam wieder die böse Chloe hoch. 'Tu es nicht!' Wieso? 'Weil er es nicht verdient hat!' Ja, aber... 'Nichts aber!' Er schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Brauchst du was?", fragte er genervt und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein, ich wollte nur ein Stück Käse holen", sagte ich und nahm es. Nach Einpaar schritten blieb ich stehen und lief seufzend zurück. "Eigentlich... Wollte ich mich bei dir Entschuldigen..."

Er schaute mich verwirrt an. "Du, willst dich bei mir entschuldigen? Du?"

"Ja... Ich gebe zu, mein Verhalten war nicht wirklich...", sagte ich und hielt inne. Das reichte doch schon.

Er verschränkte seine Arme. "Nicht wirklich, was?"

"Komm, mach es mir nicht so schwer!", meckerte ich.

"Das war keine richtige Entschuldigung", sagte er und wand sich wieder ab.

"Na gut! Na gut... Es tut mir leid, das ich am Anfang so zickig war. Zufrieden?", fragte ich. Es hatte mich echt nerven gekostet. Die böse Chloe in mir, protestierte immer noch dagegen.

Auf seinen Lippen bildete sich ein kleines Lächeln. "Jetzt schon", sagte er und schaute wieder nachdenklich in die Luft. Wie jetzt? Wars das schon?

"Hat dich das jetzt ernsthaft so getroffen, oder was?", fragte ich verwirrt. Ich kam nicht mehr mit. "Lauf schonmal zum Auto, Honey. Erik wird gleich da sein und dich nach Hause fahren". Ich setzte mich. "Nein, ich will nicht nach Hause. Ich will einfach wissen was los ist?"

Er rieb sich genervt die Stirn. "Es hat nichts mit dir zu tun, okay? Ich will nicht darüber reden und jetzt geh".

Ich verschränkte meine Arme und lehnte mich zurück. "Ich zeig das erste Mal Interesse an dir und deinen Gefühlen, also sag mir endlich was los ist"...

W-B Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt