45. Kapitel

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..."Okay", sagte ich und lief an ihm vorbei. Ich lief zu meinem alten Zimmer. Wer wartete denn schon auf mich?

Langsam öffnete ich die Tür und schaute mich unsicher um. Diese Überraschung mochte ich nicht. Das Zimmer war voller Brautkleider und mitten drin stand ein Mann mit einem richtigen Schnauzer, der an der Seiten spitz gedreht war. Das sah aber irgendwie cool aus.

"Allo Madmoizelle! Ohh, du siehst wünderbar aus!", sagte der Kerl der ungefähr so groß wie ich war, mit einem richtigen französischen Akzent. Klang nicht schlecht. Ich schätze ihn so auf fünfunddreissig bis vierzig Jahre alt.

Ich liess Mika runter und richtete mich wieder auf. "Hallo, ich bin Chloe... Sie sind?"

"Oh mon dieu, isch bin Gabor isch entwerfe dein Brautkleid! At dir James nischt Bescheid gesagt das isch eute komme?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Darauf hatte ich ja mal gar keine Lust.

"Tipisch, James! Komm cherie, wir aben kaum Zeit". Er zog mich zu den Kleidern. "Guck disch schonmal um, isch bereite alles vor". Er lief weg und ließ mich bei diesen ganzen Brautkleidern stehen. Ich sollte jetzt ernsthaft ein Kleid aussuchen?

Etwas verloren schaute ich mich um. Plötzlich erklang Gabors stimme hinter mir. "Auf was wartest du? Wir aben nischt ewig Zeit!"

"Ich mach ja schon!", sagte ich und Tat so, als ob ich mir ein Kleid anschaute. Keine Ahnung was für eins es war, ich war gerade nur in Gedanken, wegen dieser scheiss Zwangs Hochzeit.

"Gefällt dir das?" Ich zuckte erschrocken zusammen. "Äh... Weiß nicht", sagte ich verunsichert.

Er fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. "Das meinte er... Anziehen Madmoizelle! Anziehen!" Was meinte, James?

Plötzlich zog er mich einfach aus. Erschrocken schaute ich ihn an. "Warte! Was machst du?!" "Disch ausziehen". "Halt! Halt! Halt! Ich kann das selbst!" "Cherrie, isch kleide täglisch Bräute ein und isch bin ein Mann, isch abe viele Frauen nackt gesehen".

"Aber... Du bist nicht schwul?!" Das mache es ja noch schlimmer. Er lachte und steckte mich ins Kleid. "No, das verletzt misch ein bisschen, aber isch verzeihe dir. Anscheinend denkt jedör, das der Mann Schwül ischt, der in der Modebransche Arbeitöt".

"Tut mir leid!" Gott war das peinlich! Wieso musste ich manche Sachen laut aussprechen?

"Kein probläm!", sagte er und zog das Korsett zu. Angestrengt hielt ich mich an der Wand fest. Darin sollte man atmen?!

"Voilà!" Ich richtete mich auf und betrachtete mich im Spiegel. Das Kleid saß sehr, sehr eng! Und ich sah aus wie eine Meerjungfrau. Das war nicht so mein Geschmack, obwohl das Kleid echt schön war. Damit bekam ich aber gar keine Luft! "Nicht meins".

"Dann weitör!"...

Das war das letzte Kleid und es war wirklich wunderschön! Hier stimmte alles! Es hatte einen Herzausschnitt und war bis zu meiner Taille eng, von dort aus ging es in die Breite und James konnte sich mir bis zu einem Meter nicht nähern. Perfekt! Dieses Kleid war echt ein Traum, nur war ich nicht glücklich, es zu tragen... Er strahlte mich an. "Oh oui... Das ischt es!"

Ich lachte leicht. "Ja, es ist wirklich wunderschön".

"Perfekt cherie, perfekt!", sagte er und half mir wieder raus.

Ich zog mich wieder an und zerbrach mir weiter den Kopf über das bevorstehende. 'Heiraten? Ich? Ihn?! Oh mein Gott, ich weiß nicht ob ich  das kann!' Gabor schaut mich nachdenklich an. "No, wieso strahlst du nischt ma petite?"

"Was?", fragte ich verwirrt.

Er kam näher und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. "Eine Braut muss glücklisch sein, aber du bischt es nischt. Darf isch fragen wieso Madmoizelle?"

"Ich bin nur etwas müde", sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Wenn er wüsste.

"Müde oder aufgeräscht?", fragte er und zwinkerte mir zu. Ich lachte. Sein Akzent war echt süß. "Ein bisschen von beidem".

"Ohh oui, da lacht sie wieder! Jetzt isch abe verstanden", sagte er und ließ mich wieder los. "Mach dir keine sörgen, isch kümmere misch um disch und jetzt au revoir! Isch abe viel Arbeit vor mir. Wir sehen uns in einör Woche, zur Anprobe".

"Auf Wiedersehen", sagte ich und nahm die schlafende Mika. Sie war so ein kleiner kuschelbär und ich freute mich ebenfalls auf mein Bett!

Ich wartete schon drei Stunden vor der Tür und lief nervös hin und her. Was wenn ihr keins davon gefiel? Ich hatte sie alle ausgesucht und hoffentlich war etwas dabei, was sie glücklich machte. Die Tür öffnete sich und Chlor kam raus. Sofort richtete ich mich auf und schaute sie. Sie hob eine Augenbraue. "Hast du die ganze Zeit über hier gewartet?"

Ich kratzte mich am Kopf. "Nein, ich wollte gerade vorbeischauen und... Hat dir eins gefallen?"

Sie lief an mir vorbei. "Ja", sagte sie leise. "Was ist los?", fragte ich und lief ihr hinterher. "Nichts". "Geht es um die Hochzeit?" "Nein".

"Dann kann ich dich ja etwas fragen. Willst du deine Familie dabei haben?" "Nein!", sagte sie genervt und lief ins Schlafzimmer. Ihre knappen Antworten, nervten mich gerade genauso.

Ich schloss die Tür. "Wie du willst, ich hätte nichts dagegen. Wenn du willst kannst du auch Freunde einladen".

Sie setzte Mika ab und drehte sich wütend um. "Es interessiert mich nicht ob du was dagegen hast, oder nicht! Lass mich endlich in Ruhe!"

Ich rollte genervt mit den Augen. "Jetzt geht das schon wieder los..."

"Du...!" Sie legte ihre Hände an den Kopf. "Vergiss es!"

Ich lachte leicht. Das war ja süß. Sie war total aufgeregt. "Komm mal her, Honey".

"Nein!", sagte sie und lief vor mir weg. Sie rüttelte an der verschlossenen Tür. Ich grinste und zeigte ihr den Schlüssel. "Suchst du das hier?"

"Lass mich raus, James!", sagte sie wütend.

Ich zuckte mit den Schultern. "Eine Bedingungen habe ich nur. Wenn du sie erfüllst, lasse ich dich hier raus".

Erst zögerte sie, doch dann kam sie langsam auf mich zu. "Was willst du jetzt schon wieder?!"

"Ein Kuss", grinste ich und lehnte mich vor. "Nur einen kleinen Schmatzer, dann darfst du gehen".

Sie verschränkte ihre Arme. "Niemals".

Ich lachte. "Dann, Honey! Wird das wohl eine sehr Lange Nacht für dich!"

"Du kannst mich nicht ewig hier einsperren!", sagte sie zickig. "Doch, das kann ich. Ich habe ja den Schlüssel". "Und du denkst, das wir nicht irgendwann mal Hunger, oder Durst kriegen?!" "Also, ich habe vorhin gegessen und getrunken, du?"

Sie setze sich wütend aufs Bett und fing an mich zu ignorieren. 'So schön stur', dachte ich amüsiert. Aber ich war ein harter Gegner. "Mal schauen wer zuerst aufgibt". "Darauf kannst du lange warten", sagte sie böse.

Ich legte mich aufs Bett neben sie und verschränkte meine Arme über den Kopf. "Wir werden ja sehen wer zuerst aufgibt. Mal schauen wie lange du mich ertragen kannst", kicherte ich. Ich würde sie in den Wahnsinn treiben!

Sie drehte sich genervt um. "Kannst du nicht einmal die Klappe halten?!"

Ich grinste. "Nö!"...

W-B Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt