44. Kapitel

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"Wieso hast du ihm damals geholfen? Jeder andere hätte ihn direkt in die Klapse gesteckt?" "Ich...", setzte er an, doch James kam plötzlich durch die Tür und unterbrach uns.

Er sah angespannt aus, als er mich aber sah, wirkte er erleichtert. "Da bist du ja, ich hab dich gesucht".

"Hast du mich gesucht, oder dachtest du ich bin abgehauen?", fragte ich direkt. Ich wusste genau was er meinte.

Er zuckte mit den Schultern. "Nein. Der Doctor ist gleich hier, nicht essen".

"Ich habe eh kein Hunger", sagte ich knapp. Die Stimmung zwischen uns war etwas angespannt, aber er hatte damit angefangen. Ich zog nur nach. Auf einmal klingelte es. Jetzt wurde ich nervös. Es war schon so weit?!

Er schaute mich lange an. "Du siehst blass aus, geht es dir gut?"

Ich nickte eifrig. "Ja..."

"Dann komm, lass uns schonmal ins Wohnzimmer gehen", sagte er und streckte mir die Hand entgegen.

Ich ließ mich von ihm stützen. 'Okay, jetzt nur keine Panik...' Langsam liefen wir ins Wohnzimmer. 'Es wird schon alles gut gehen! Es ist bestimmt eine kleine Nadel und ich werde betäubt! Keine Schmerzen!... Oder?'
Ich setzte mich nervös auf die Couch und atmete tief ein und aus. 'Du schaffst das! Weil du... Ach keine Ahnung, aber du schaffst das!', motivierte ich mich selbst. 'Du schaffst das, du schaffst das, du schaffst das'.

"Guten Tag, wie geht es ihnen?", fragte der Arzt und reichte mir die Hand.

"Gut", sagte ich und schüttelte kurz seine Hand. Er redete mit James, doch ich beobachtete nur, wie er langsam alles vorbereitete. Er hatte einen Kittel an und auf dem Tisch lagen schon Nadel, Skalpell, Zange und keine Ahnung was für Folterinstrumente! Ich bekam Panik und das merkte James sofort. Er nahm plötzlich meine Hand und drückte leicht zu. Ich schloss meine Augen und versuchte mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren. 'Ganz ruhig...'

"Fangen wir an". Sofort riss ich meine Augen auf und krallte mich an James. "Wartet! Ich bin mir nicht sicher!" "Pshh, es ist nicht so schlimm", sagte James beruhigend. "Schau mich an..." Doch meine Augen galten nur dem Arzt. Als ich die Spritze in seiner Hand sah, wurde mir einfach nur schwarz vor Augen...

Ich sprang auf und packte James sofort am Kragen. "Nimm die Nadel von mir weg!"

"Halt, halt, halt! Es ist schon vorbei! Beruhig dich", sagte er und griff nach meinen Händen. Vorsichtig zog er sie runter. "Alles okay... Du hast es hinter dir".

Ich schaute mich hektisch um. "Wo bin ich?!"

"Im Schlafzimmer", sagte er und schaute runter. "Schau, es ist schon vorbei".

Sie schaute runter auf den Verband und atmete erleichtert aus. "O-Okay".

Ich nickte und ließ sie los. "Wie geht's dir?" "Gut... Ich denke es geht mir gut..." "Ich habe eine Überraschung für dich". Ich war mir sicher, das Chloe sich freuen würde!

Sie seufzte. "Eine Überraschung? Ich mag keine Überraschungen".

Ich grinste. "Keine Angst, es ist etwas gutes!"

"Was verstehst du unter, was gutes?", fragte ich skeptisch.

"Das was du auch darunter verstehst. Warte hier, ich verspreche dir das es wirklich etwas gutes ist", sagte ich und stand auf.

"Okay", sagte ich und lehnte mich zurück. Nach fünf Minuten, tauchte er mit einem Geschenk auf.
Ich betrachtete es skeptisch, als er es auf dem Bett abstellte. "Ziemlich groß...", sagte ich und öffnete langsam die Schleife. "Da ist sicherlich keine zerstückelte Leiche drin?"

Er grinste. "Ich weiß nicht".

Ich schaute ihn böse an. "Verarsch mich nicht, sonst hör ich auf!"

"Das war nur ein Spaß. Jetzt mach endlich auf", sagte er amüsiert und beobachtete mich dabei.

Plötzlich bewegte sich die schachte. "Huch!", sagte ich erschrocken. "Was war das?"

"Los! Mach endlich auf!", drängte er mich lachend.

Ich öffnete die Schachtel und bekam fast einen Herzinfarkt. "Oh mein Gott, das ist nicht dein Ernst!", sagte ich und nahm den kleinen Husky aus der Schachtel. "Du schenkst mir einen Hund?!"

Er nickte und streichelte den kleinen flauschigen Welpen. "Ich dachte du kannst einen kleinen Freund gebrauchen".

Ich sprang ihn um den Hals. Dabei hatte ich zwar Schmerzen, aber die wurde sofort von Glücksgefühlen überdeckt! "Danke! Danke! Danke! Oh mein Gott! Er ist so süß! Das ist ein er, oder?"

"Nein, das ist ein Mädchen. Ich wusste nicht wie ich sie nennen sollte, fällt dir was ein?", fragte ich. Damit hatte ich einen Volltreffer gemacht!

Sie hielt den kleinen Husky fest umklammert und überlegte kurz." Ich nenn sie... Mika!"

Ich zog ihr das Halsband aus und nahm die Plakette ab. "Sie sieht müde aus. Solange ich das gravieren geh, könnt ihr zwei ja kuscheln".

Sie strahlte mich an. "Okay! Und danke nochmal!"

"Viel Spaß euch zwei", zwinkerte ich ihr zu und lief raus. Ich steckte meine Hände in die Hosentaschen und lief zu Erik in die Küche, um ihn Bericht zu erstatten. "Hat es ihr gefallen?", fragte er.

Ich reichte ihm die Plakette. "Ja, ich wusste das es ihr gefallen wird. Sie heißt jetzt übrigens, Mika" sagte ich und setzte mich. "Lässt du es gravieren?"

Er nickte. "Das war eine gute Idee von ihnen. Sie wird jetzt auf jeden Fall nicht mehr so einsam sein".

Ich fuhr mir durchs Haar. "Das habe ich mir auch gedacht. Wie läuft es eigentlich mit den Vorbereitung?"

"Der Blumenladen ist informiert, für Essen und Trinken ist gesorgt, die Band ist reserviert und die Einladungen sind verschickt. Nur die für ihre Familie hab ich noch hier", sagte er.

"Ich frag sie heute Abend ob sie sie dabei haben will", sagte ich.

"Übrigens, Herr Gabor kommt in vier Tagen", sagte Erik.

"Okay, ich sage ihr das erstmal nicht. Sie soll sich zuerst ausruhen"...

Ich lief raus und beobachteten meinen Tollpatsch. Sie saß im Gras und spielte mit Mika. Es war schön sie mal wieder lachen zu hören. Es machte mich auch glücklich und das brauchte ich, denn ich wurde von Tag zu Tag unruhiger. Dieses Gefühl konnte ich nicht wirklich Beschreibung. Es war etwas zwischen nervös und aufgeregt sein. "Honey!", rief ich und grinste sie an.

Sie drehte sich um, dabei schwangen ihr ihre schönen Haare ins Gesicht, die sie endlich mal offen trug. "Ich heiße immer noch Chloe, aber ja?"

Ich lachte. "Komm mal her, ich muss dir was zeigen".

Ich nahm Mika hoch und humpelte zu ihm hin. Mein Bein tat schon gar nicht mehr so weh. Jetzt wirkten die Tabletten richtig und ich musste mich nicht mehr mit Schmerzen plagen. Mika war total süß! Endlich hatte ich mal eine Aufgabe und einen kleinen Freund hier.

Er schaute mich von oben bis unten, etwas komisch, an. "Was?"

"Nichts", sagte er und kam mir ganz nah, um Mika zu streicheln. "Geh hoch in dein altes Schlafzimmer, dort wartet jemand auf dich und wir zwei... Drei, sehen uns später"...

W-B Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt