Wahrheit

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Newt P.o.V

"Warte, was?" Ungläubigkeit und Schock breiteten sich auf unseren Gesichtern aus. "Minho! Ich brauche deine Uhr." Verwirrt starrte er sie an. "JETZT!" Minho nickte und trollte sich, um die Uhr zu holen. "Wir haben noch 24 Stunden. Wir müssen es den anderen sagen.", verkündete Luce. Sie wollte ihre Beine aus dem Bett schwingen, doch ich hielt sie an den Schultern fest. "Du solltest dich nochmal hinlegen. Du bist noch ganz durcheinander." Diesmal war sie an der Reihe, verwirrt zu schauen. "Newt, die anderen könnten sterben. Woher ich das weiß, erkläre ich dir auf dem Weg." Wiederwillig nickte ich.

Geschäftig wuselte Lucy über die Lichtung und bereitete alles vor. Zuerst wieß sie Alby an, die anderen zu versammeln und teilte alle Anwesenden in Gruppen ein. "Wir arbeiten in Schichten. Gruppe eins bleibt wach, Gruppe zwei geht erstmal schlafen." Ohne eine Sekunde zu zögern gehorchten wir ihr. "Bist du dir sicher, dass das funktionieren wird?", wisperte ich ihr zu. Entschlossen nickte sie, doch ich konnte die Angst in ihren Augen sehen. "Was ist los?" Sie schluckte trocken und lehnte sich wortlos an meine Schulter. "Ich kann dir die Wahrheit nicht sagen." Ich nahm ihre Hand fest in meine.

Kurze Zeit später kam Minho mit seiner Digitaluhr zu uns gerannt, die er bekommen hatte, als er Läufer wurde. Er musste ja schließlich wissen, wann er wieder umkehren musste, um nicht über Nacht im Labyrinth zu bleiben. Lucy nahm die Uhr an sich und sah sie prüfend an. "Wir haben noch ungefähr 23 Stunden und 55 Minuten. Dann geht die Attacke los." Ich biss die Zähne zusammen. Das war nicht genügend Zeit, und das wusste Lucy auch. Bis dahin würden wir nicht alle Vorbereitungen getroffen haben. Doch trotzdem blieb sie optimistisch und ermutigte auch die anderen. "Wie eine echte Anführerin.", dachte ich.

Gustav ~ nächster Tag

Lucy war gestern um ungefähr 18 Uhr wieder zu sich gekommen. Jetzt hatten wir nur noch zehn Stunden Zeit. Luce hatte in der ganzen Zeit kein Auge zugemacht, und ich hatte das starke Gefühl, dass sie das nicht bei heute Abend durchhalten würde. Gerade war sie bei den Bauarbeitern, die aus Holz einen eine Mauer aufschichteten, die die Griever wenigstens kurz aufhalten sollte. "Lucy, kann ich kurz mal mit dir reden?", fragte ich. Sie sah zu mir auf. Müde Augen blickten mir entgegen, ihre Erschöpfung war deutlich zu sehen.

"Luce, du musst schlafen.", sagte ich ohne Vorwarnung. Sie sah nicht sehr überrascht aus. "Ich weiß, ich kann aber nicht. Außerdem ist es ja auch irgendwie meine Schuld, dass der Angriff kommt." Ihre Stimme klang so müde und zerbrechlich, dass ich sie nur noch in den Arm nehmen und ihr versprechen wollte, dass alles gut werden würde. Doch leider konnte ich das nicht. "Was meinst du damit?"
"Sie greifen wegen dem Massaker an, dass ich in meinem ersten Monat im Labyrinth veranstaltet habe." Ich schüttelte den Kopf. "Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, warum du das weißt?" Sie mied den Augenkontakt. "Du würdest mir sowieso nicht glauben."

"Ist mir egal! Falls ich heute Abend sterben sollte, will ich wenigstens wissen, dass du mir die Wahrheit gesagt hast." Sie zuckte kaum merklich zusammen. Augenblicklich bereute ich meine Worte, aber ich konnte sie jetzt nicht mehr zurücknehmen. "Also gut. Ich weiß nicht wieviel ich dir erzählen darf, also frag bitte nicht nach Dingen, die ich nicht weitergeben darf." Ich nickte. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare.

"Zum Einstieg: Ich kann mich an alles vor dem Labyrinth erinnern, also auch, warum ich hier bin. Die Kurzfassung ist, dass mein Leben seit meinem 11 Geburtstag anders ist. Super-freaky-gruselig-chaotisch anders. Ich habe ursprünglich in England bei einer Pflegefamilie gelebt, seit ich 4 war. Da war ich dann, bis ich elf Jahre alt wurde und in einer Schule aufgenommen wurde. Da habe ich meinen Bruder aus Amerika getroffen, der mir die Wahrheit über meine Herkunft erzählt hat. Danach ist er mit mir und seinen Freunden wieder zurück nach Amerika." Ich hörte gespannt zu, dennoch war ihre Geschichte so gut wie unmöglich. Ich wusste zwar, wo und was Amerika und England waren, aber das hörte sich nicht nach der Welt an, die ich mir vorgestellt hatte.

Ich gab ihr ein Zeichen fortzufahren. "Jetzt kommt wahrscheinlich der Punkt, wo du mir nicht mehr glauben wirst.", meinte sie vorsichtig. Ich erwiderte nichts. Ich war fest entschlossen, ihr zu glauben und sie zu unterstützen. "Ich würde mit vierzehn Jahren von meinem Bruder auf eine Art Mission geschickt, bei der ich meinen Besten Freund kennenlernte. Doch er verviel der dunklen Seite und töte versehentlich fast seine schwangere Frau. Er konnte nichts dafür, er war besessen. Wortwörtlich. Bei einem Kampf mit ihm wurde ich verwundet und habe... Meine Gefühle irgendwie verloren." Sie wagte es nicht, mir in die Augen zu sehen.

"Ich bin ins Koma gefallen uns bin ein paar Monate später wieder aufgewacht. Und die Welt da draußen ist sehr verrückt, mit Göttern und Monstern. Dann sollte ich Amor finden, um meine Gefühle zurückzubekommen, so bin ich hier eingeschleust worden. Eigentlich bin ich aus einer ganz anderen Welt." Inzwischen war Lucy den Tränen nahe. Was dachte sie wohl von mir? Ich würde jetzt nicht einfach abhauen und Schluss machen. Ich trat näher zu ihr, und hob ihr Kinn, sodass sie gezwungen war, mich anzusehen. Ich schloss die Lücke zwischen unseren Lippen und spürte, wie sich ihre Hände langsam in meinem Nacken verschränkten.

"Danke. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."

Lucy Jackson- The Girl with Memories Where stories live. Discover now