Angriff

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⚠️TW: Gewalt⚠️

Lucy P.o.V

Reines Glücksgefühl breitete sich in meinem Körper aus. Mir wurde ganz warm, als ich seine weichen Lippen auf meinen spürte. Wir küssten uns wieder und wieder. "Es gibt nur noch eine Sache, die ich dir sagen muss. Es kann sein, dass ich mich ein bisschen verändere, wenn es soweit ist. Du könntest Dinge sehen, die dir Angst machen." Er sah mich treuherzig an. "Nichts kann zwischen uns kommen. Nicht mal ein lebensgefährliches Himmelfahrtskommando von deiner Seite, okay?" Dankbar umarmte ich ihn. Das gleichmäßige Schlagen seines Herzens beruhigte mich. "Und jetzt schlafe, Prinzessin.", hörte ich ihn flüstern, bevor ich einschlief.

Ich bekam nicht mehr mit, wie ich in meine Hängematte gelegt wurde. Und leider auch nicht, wie schnell die Zeit verstrich. Die Stunden verrannen wie der Sand einer Sanduhr. "Lucy?", sagte Newts Stimme. Zuerst dachte ich, es wäre nur ein Traum, doch als ich mir den Schlaf aus den Augen blinzelte, sah ich ihn. In seiner Hand war ein langer Holzspeer. Schlagartig war ich hellwach. "Wieviel Uhr ist es?", fragte ich. Dann fiel mir ein, dass ich ja Minhos Uhr besaß. "Wir haben nur noch zwei Stunden?!?" Ich sprang auf. "Hey Luce, beruhig dich. Wir haben alles organisiert, die anderen sind vorbereitet." Er zog mich tröstend in seine Arme. "Okay. Wie sehen die Verteidigungen aus?"
"Du musst dir selbst ein Bild davon machen."

Seite an Seite joggten wir zu den anderen. Ich blieb stehen. Stolz ließ ich meinen Blick über die Lichtung gleiten. Alles hier erinnerte mich an meine Trainingszeit im Camp Half-Blood und an Capture the Flag. Die Wälle aus Erde waren in einem Halbkreis vor den Toren errichtet. Die hölzernen Mauern waren circa fünfzehn Meter dahinter, in den Zwischenräumen der Bretter waren Speere gesteckt, die hoffentlich einige Griever aufspießen würden. Die Lichter selbst waren mit den selben Speeren bewaffnet. Vielleicht würden sie wirklich noch eine Weile überleben, sobald ich weg war.

Bald war es soweit. Zusammengekauert hockte wir hinter den Barrikaden. Der Plan stand, die Strategien schwirrten in Jedermanns Köpfen. Ich hatte meine Dolche gezückt und war bereit, mich in die Kriegsmaschiene zu verwandeln, die hoffentlich die anderen retten würde. Die Sonne stand bereits tief, es konnte nicht mehr lange dauern. Da war es! Das grausige Geräusch, das entsteht, wenn metallene Beine auf Stein trafen. Alby nickte mir zu. Nun war ich an der Reihe. Nur Newt und Alby wussten überhaupt von dem Bescheid, was gleich passieren würde.

Entschlossen ging ich nach vorne, die Dolche in beiden Händen. Mein Rücken war durchgestreckt, und ich hoffte, ich sah mutig aus. Auf dem Erdwall bleib ich stehen. Ich spürte Auroras Präsenz in meinem Kopf. Sie versuchte bereits, die Kontrolle zu übernehmen. Ich gab nach, und spürte im selben Zeitpunkt, wie ich mich veränderte. Es war mir egal, was die anderen von mir denken würden, Hauptsache sie überlebten. Meine Rüstung fing an, sich aufzubauen. Sie war vollkommen schwarz, mit leuchtend Grünen Elementen. Als das Visier des Helmes mein Gesicht bedeckte, fing auch mein Körper an, sich zu verändern. Zuerst meine Augenfarbe, dann entfaltete ich meine Flügel. Sie waren ungefähr so wie meine Rüstung. Schwarz, mit grünen Spitzen.

Schon sah ich den Kopf eines Grievers aus dem Tor lugen. Ohne zu zögern ließ ich meine Waffen zu Pfeil und Bogen werden und schoss ihn zwischen die Augen. Doch weitere Griever kletterten über ihn, allen voran, der Neue Alpha. Er war größer als der letzte, bestimmt doppelt so groß. Ich neigte nur den Koof zur Seite und lächelte. Ein bisschen Dramatik ist ja nicht verboten. Ohne mit der Wimper zu zucken erledigte ich die umstehenden Griever mit Pfeilen. Doch irgendwann waren es einfach zu viele. Ich wusste, es wurde Zeit, Phase zwei einzuleiten.

Während des Kampfes übernahm Auri die vollständige Kontrolle. Ich sah zwar, was sie sah, fühlte, was sie fühlte, konnte aber meinen Körper nicht bewegen. Aber eines konnte ich dennoch: auf die Lichter aufpassen und jeden Griever umzubringen, der ihnen Schaden zufügen wollte.

Ich zerhackte, erdolchte und zerschnitt die Griever, doch es wurden immer mehr. Sie erinnerten mich an Hydra, das Monster, dem man einen Kopf abschlug und dem zwei neue nachwachsen. Auf einmal hörte ich einen Schrei. Dieser ließ mich so aus der Fassung geraten, dass ich unaufmerksam wurde. Eine der Greifzangen meines jetzigen Wiedersachers schrammte über eine ungeschütze Stelle an meinem Bauch. Schmerzvoll schrie ich auf und bohrte ihm mein Schwert durch den Kopf. Anschließend drehte ich mich um, um den Verursacher des Schreis ausfindig zu machen. Ich rannte so schnell wie nie zuvor in meinem Leben und sah... Jackson. Tot, mit einem klaffenden Loch in der Brust.

Newt P.o.V

Viele wären schockiert, beängstigt oder sogar angewidert von Lucy. Doch ich ignorierte es einfach. Es war ja nicht so, dass sie sich vom Charakter her verändert hatte. Je dunkler es wurde, desto schwerer war es, die Griever zu sehen. Lichter stießen gegeneinander und richteten mehr Schaden als Nutzen an. Irgendwann hörten wir einen Schrei, der zweifellos von Lucy stammte. Ich kämpfte mich den Weg zu ihr durch, durch das schwache leuchten ihrer Rüstung konnte ich sie geradenoch erkennen. Auf dem Weg stolperte ich über etwas weiches. Ich nahm mir vor, dass ich später nochmal nachsehen würde, wer oder was das war.

Als ich bei Luce ankam, kniete sie über einem Körper. Es war der vorletzte Lichter vor Lucy, also der elfte. Er hieß Justin. Er war schüchtern und zurückhaltend gewesen, bevor er von den Greifzangen eines Grievers tödlich verwundet worden war. Lucys Gesicht war Blutverschmiert, nur kleine Tränen liefen ihre Wangen hinab und reinigten ihre Haut. "Newt. Halt dir bitte die Augen zu." Ich gehorchte, doch kurz bevor ich meine Hände über die Augen legte, sah ich, wie sich ein seegrüner Strahl um Lucys Schwert bildete. Kurz darauf hörte man die Todesschreie der zum Tode verdammten Griever.

"NEWT!", rief Lucy. Sofort stand ich auf und rannte zu ihr. Die Schlacht hatte sie sehr mitgenommen. Blut lief aus ihrem Mundwinkel, ihre Hände troffen und ihr Bauch blutete stark. "Du musst sofort zu einem Arzt, sonst verblutest du!"
"Ich brauche deine Hilfe. Es sind nur noch zwei Griever, aber ohne dich schaffe ich das nicht. Zwei. Newt, bitte." Wie bitte? Nur noch zwei Griever, dann war die Schlacht vorüber? "Was muss ich tun?", fragte ich. Lucy warf mir einen vielsagenden Blick zu. "Du musst mich werfen."

Luce war bereit, den haushohen Griever zu bezwingen. Ich war in Stellung, und wartete nur darauf, sie auf den Rücken des Wesens zu katapultieren. Ich stand gebückt da, die Hände ineinander verschränkt. Lucy stand einige Meter von mir weg und wartete auf den perfekten Moment. Sobald das Monster nur ein paar Meter neben mir war, rannte sie los. Mit viel Anlauf sprang sie mit den Füßen in meine Hände. Ich warf sie mit all meiner Kraft nach oben. Sie flog hoch und schaffte es, sich an einem der eisernen Beingelenke des Grievers festzuhalten.

Vorsichtig balancierte sie auf dem glatten Metall entlang, bis sie am Körper angekommen war. Unterdessen hatte der Griever sie bemerkt und tat alles in seiner Macht stehendes, um sie abzuschütteln. Doch sie blieb hart und kletterte behände wie ein Äffchen bis zu seinem Genick. Von da an lief alles wie in Zeitlupe. Lucys Schwert gewann den Grünen Schimmer zurück. Es Drang langsam in das Fleisch (oder so) der Grievers ein und zerstörte knirschend die Gelenke.
Lucy stieß einen triumphierenden Schrei aus und stieß die Faust in die Luft. Genau zu diesem Zeitpunkt spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Bauch. Schockiert sah ich nach unten und entdeckte den spitzen Grieverstachel, der sich von hinten durch mich durchgebohrt haben musste. Er wurde brutal aus mir herausgerissen, sodass ich auf die Knie fiel. Als ich es schaffte, mich umzudrehen, sah ich den kleineren der beiden Griever. Mein Blut tropfte von seinem Stachel und wurde vom Boden aufgesaugt.

Ich brachte mich in eine halbwegs bequeme Position. Die Stichwunde brannte wie Feuer, und ich konnte bereits das Gift durch meinen Körper jagen spüren. Ich schwitzte überall und fing an, zu hallzuinieren. Der Siegesruf verwandelte sich in einen Schmerzensschrei. "So werde ich also sterben.", dachte ich. "Auf der Lichtung, umgeben von meinen Freunden und meiner großen Liebe." Trotz der höllischen Schmerzen lächelte ich. "Ich werde dich nicht sterben lassen Newt.", sagte plötzlich Lucys Stimme neben mir. "Bitte Newt, bleib bei mir!", flehte sie.

Lucy Jackson- The Girl with Memories Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt