Kapitel 2

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Cypher war schlecht gelaunt. Grund dafür war sein Fürst, der seiner schlechten Laune freien Lauf gelassen hatte. Lucifer ist wirklich gruselig, wenn ihm eine Laus über die Leber gelaufen ist.

Als General in Lucifers Armee, hatte er die letzten Monate im Untergrund recherchiert und seinem Fürsten hatten die Ergebnisse nicht gefallen. Nun hatte er für ein paar Monate Ruhe, hielt sich bereit für den nächsten Auftrag. Währenddessen besuchte er das Inferno, das seine Angestellten für ihn leiteten. Er musste nur ab und zu nach dem Rechten sehen.

Cypher war eine männliche Furie, der Lucifer nun schon seit Jahrhunderten diente. Er trug einen schwarzen Kampfanzug und den passenden Mantel, dazu ein Paar schwarze Handschuhe. Um seinen Hals hing eine silberne Kette.

Seine Schritte hallten durch die kahle Landschaft des Infernos und jeder Dämon, an dem er vorbeilief, senkte ehrfürchtig sein Haupt; die Gefangenen senkten den Blick, wagten nicht, ihn anzuschauen. Er war schon fast mit seiner Runde fertig, als er an der Wand ankam, die Iken gerne benutzte. Dieser war auch gerade mitten in einer Bestrafung.

Eigentlich wollte Cypher nicht stören, doch dann sah er den Ausdruck in Kloes Gesicht. Sie war Ikens Partnerin und es war Jahrhunderte her, seit er so etwas wie eine Emotion auf ihrem Gesicht gesehen hatte. Das weckte sofort seine Neugier und er gesellte sich zu den beiden, die ihn noch nicht bemerkt hatten.

„Iken, hör auf. Wenn du weitermachst, stirbt er", sagte sie aufgebracht. Er war ihnen nicht erlaubt, eine Seele zu töten, das würde schlimme Konsequenzen haben.

Iken fauchte aufgebracht, warf seine blutige Peitsche zu Boden. Er ging zu dem braunhaarigen Gefangenem, der keuchend an seinen Armen an der Wand hing, denn er hatte keine Kraft mehr zu stehen. Er holte aus und schlug mit der Faust von rechts in dessen Gesicht, sodass sein Kopf zur Seite flog. „Rede endlich, Mensch", schrie er.

Er wollte erneut ausholen, doch seine Faust wurde abgefangen. Iken sah eine schwarzbehandschuhte Hand und drehte sich vorsichtig um. Ein rotes Auge und ein goldenes starrten ihn an. Ehrfurcht und Angst schossen ihm durch die Adern. „K-Kuro", stotterte er. Doch bevor er weitersprechen konnte, wurde er selbst von einer Faust getroffen, sodass er nach hinten taumelte und auf die Knie sank. Er wagte es nicht, den General anzuschauen.

„Eine Seele zu töten, bedeutet ewige Verdammnis für dich. Ist es das, was du anstrebst?", fragte die kalte Stimme der Furie vor ihm.

Zitternd schüttelte er den Kopf. „Ich bitte um Entschuldigung, ich habe die Beherrschung verloren. Das wird nicht mehr vorkommen", bettelte der Hyänendämon.

Cypher sah zu diesem. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie eine Seele zwei seiner besten Wärter so aus dem Konzept bringen konnte.

Aaron hatte die neue Präsenz sofort gespürt. Sie war mächtig. Er hatte nur aus dem Augenwinkel gesehen, wie ein rothaariger Dämon seinen Folterknecht fortgeschleudert hatte, als sei er eine Feder. Auch die Art, wie dieser dann vor ihm im Staub kroch, bestätigte seine Vermutung. Vor ihm stand ein weitaus mächtigeres Monster als die anderen zwei. Wer ist das?

Langsam hob Aaron den Kopf, atmete gegen den Schmerz, doch seine Neugier war stärker. Zuerst sah er zwei Beine, die in einer schwarzen Hose steckten. Die Person jedoch sank vor ihm auf die Knie und er blickte in zwei Augen. Das eine war rot, das andere vollständig schwarz mit einer goldenen Iris. Für einen Moment war er in diesen gefangen, denn er hatte noch nie so etwas Schönes gesehen. Sie ließen ihn seine Schmerzen für einen Moment vergessen.

Wildes rotes Haar umrahmten das schöne, männliche Gesicht. Ein silberner Plug war in jedem Ohr und an der Ohrmuschel hingen jeweils fünf silberne Ringe übereinander. An der inneren Ausbuchtung des Ohrs war noch ein kleines knopfförmiges Piercing. Es sah wild aus und doch passte es. Die sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt