Kapitel 33

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Zahlreiche Blätter waren in dieser Mappe eingeordnet. Das vorderste ließ ihn bereits innehalten, denn auf diesem war ein Bild von ihm und der Name »Aaron«. Ist das...

Stück für Stück las er die Seite durch, blätterte zur nächsten. Mit jeder Seite, die er las, wurde das Bild klarer. Er las eine Akte über sich selbst – eine, die von jemand anderem angefertigt worden war. Die Zeit verging und mit jedem Wort schloss sich eine weitere Lücke. Auch wenn er sich nicht erinnerte, so wurde ihm bewusst, was er gewesen war.

Ich war ein Killer.

Ein Killer, der in einer Anstalt aufgezogen und herangezüchtet worden war. Die Akte beschrieb seine Entwicklung, die Maßnahmen und Trainingseinheiten, auch die Bestrafungen.

»Alter: 14

Eliminierung der engsten Bezugsperson Norman«

Ein Bild von einem blonden Jungen war an der Seite und die Erinnerung flammte auf. Er ist es. Es war der Junge aus der Erinnerung. Ich habe meinen besten Freund getötet. Tränen stiegen ihm in die Augen, doch er las weiter. Sie hatten Kinder damals systematisch seelisch verstümmelt, um sie abzuhärten und den Willen zu nehmen. Durch diese Maßnahme konnten sie ihn steuern, da er niemanden hatte, der ihn emotional auffangen konnte.

Die Grausamkeit überstieg das, was er erwartet hatte. Je weiter er las, desto klarer wurde das Bild von dem Monster, das er gewesen war. Davor hat mich Cypher beschützen wollen. Er schüttelte nur den Kopf und klappte die Akte zu. Er platzierte sie neben sich und schloss die Augen. Seine Gedanken rasten. „Sie haben mich zu einem Monster gemacht und als dieses Monster ihnen nicht mehr gehorcht hat, haben sie eine Frau geschickt, um es zu ermorden.

Aaron machte sich keine Illusionen, dass seine Ermordung aus diesen Gründen erfolgt war. Die Erinnerung, als er auf dem Balkon gestanden war, erklärte alles. Diese Personen hatten erkannt, dass er nutzlos geworden war. Mit zitternden Händen fuhr er sich durch seine Haare, dann schaute er auf diese. Blut. An seinen Händen klebte Blut und er zuckte vor Angst zusammen.

Nein. Das bin ich nicht. Das war er gewesen, doch das Monster war gestorben. Es war in die Hölle, direkt ins Inferno hinabgestiegen und wurde dort geläutert. „Ich wurde wiedergeboren."

Wiedergeboren, doch weshalb?

Um es zu ändern, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Es ändern. Er konnte das, was geschehen war nicht rückgängig machen, das war nicht möglich. Er konnte die zahlreichen Leben, die er genommen hatte, nicht zurückholen, doch er konnte verhindern, dass es weiter ging.

„Ich war nicht der Einzige", flüsterte er.

Aaron war einer von vielen gewesen, von vielen, die noch da draußen waren, dasselbe erlebten wie er. Seine Faust ballte sich und eine kalte Wut machte sich in seinem Körper breit. „Ich werde diese Organisation vernichten." Das schwor er sich in diesem Moment.

Nun wusste er, weshalb das Orakel ihn kontaktiert hatte – er hatte ihm seinen Weg gezeigt, seine Aufgabe.

„Lilla versucht an Aaron zu kommen, doch das ist nicht das Problem. Das Problem ist die Seele im Inferno. Wenn Lilla Wind davon bekommt, dass Aarons Mörderin dort ist, wird sie nicht zögern deren Informationen zu nutzen. Bisher hat noch niemand davon erfahren, doch wer weiß, wann und ob sie redet. Niemand darf erfahren, wer oder was Aaron gewesen ist", antwortete Cypher mit beunruhigtem Unterton.

Aaron presste sich an die Wand. Sein Herz klopfte schnell.

„Zudem scheint mit Aarons Tod etwas in der Menschenwelt in Gang gesetzt worden zu sein. Wir sind noch am ermitteln und Sharin ist unsere beste Chance, doch sie schweigt eisern. Iken bemüht sich, also brauchen wir etwas Geduld."

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Where stories live. Discover now