Kapitel 43

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Töte sie, flüsterte eine Stimme in Aarons Kopf. Seine Sicht war verschleiert von schwarzem Rauch. Langsam hob er die Hand, die Magie knisterte in seiner Hand.

Es ist so einfach, sprach sie weiter.

Die Luft wurde schwer. Sie waren nicht mehr alleine, andere waren in Entfernung zu ihnen getreten. In seiner Hand erschien ungeformte Magie, doch das würde sie nicht bleiben. Sie formte sich zu einer kleinen Kugel, die immer heller wurde. Er zwängte sie in diese Form, dann bewegte er die Hand, bereit sie zu entlassen, diese Dämonin zu töten.

Ein starker Windstoß fegte über sie hinweg, ein Schatten legte sich auf den Boden. Im nächsten Moment war ein Mann direkt zwischen Aaron und der Kommandantin. Eine Hand schlug gegen die seine, die Lichtkugel schoss zur Seite weg, traf in einiger Entfernung auf den Boden. Ein riesiger Feuerball verschlang die Umgebung, zerstörte alles in einem Radius von zwei Metern.

Lilla stand keuchend da, blickte auf die aschgrauen Schwingen vor sich.

Aaron hob den Kopf, schaute in Augen, in denen er sich wiederspiegelte, in dieselben, in die der gefallene Engel vor ihm starrte. „Noch einen Schritt und du wirst fallen", hörte er die Stimme des Mannes, der vor ihm stand, der ihn abgehalten hatte, die Frau zu töten.

Töte ihn, flüsterte die Stimme.

Aarons Flügel begannen sich langsam aschgrau zu verfärben.

Lucifer starrte auf sein Kindred, auf die Verletzungen, die seine Seele erlitten hatte. Er war nicht bei sich – es war der Teil, den er von Lucifer erhalten hatte. „Du wirst ihn verlieren, erneut vergessen. Willst du das, Aaron? Willst du zu einem Monster werden, das du dir geschworen hast, zu vergessen?"

Die Worte ließen Aaron für einen Moment innehalten.

„Zukunft ist Vergangenheit, Vergangenheit ist Zukunft. Gehe einen Schritt zurück, um das Kommende zu begrüßen. Das Monster macht den letzten Hauch."

Die Worte hallte in Aarons Kopf. Er hatte etwas vergessen, doch was? Er hob die Hand, bereit zum Angriff.

„Aaron", erklang eine Stimme hinter ihm.

Cypher starrte nach vorne, sah seinen Gefährten, der vor Lucifer stand. Die wunderschönen weißen Flügel waren beinahe vollständig grau. Langsam drehte dieser seinen Kopf und er starrte in trübe Augen. Nein. Sein Herz zog sich zusammen. Wenn Aaron fiel, würde er ihn vergessen – erneut.

Langsam schritt Cypher zu seinem Liebsten. „Du bist kein Monster, du hast es abgelehnt. Du hast dich für mich entschieden, für uns. Komm zu mir zurück", sagte er mit zitternder Stimme.

Neben Lucifer und Cypher waren noch zwei weitere Kommandanten in der Besprechung gewesen. Ohne Vorwarnung war Lucifer aus dem Raum gestürmt und sie waren ihrem Fürsten gefolgt. Seinen Gefährten so vorzufinden, zerriss ihn innerlich.

Monster.

Aaron starrte nach vorne, blickte zu dem rothaarigen Dämon. „Wer bist du?", fragte er. Wieso konnte er sich nicht an diesen Mann erinnern? Es war, als läge eine Schicht Rauch um die Antwort.

Der Dämon lief langsam auf ihn zu, berührte ihn an der Wange. „Ich bin dein Herz. Komm zu mir zurück, Aaron. Lass das Monster gehen." Die Stimme drang tief. Ein Schmerz rauschte durch seinen Kopf und er zuckte.

„Er ist dein Herz. Das Schicksal hat ihn als deine zweite Hälfte auserkoren, doch das spürst du, nicht wahr? Du willst bei ihm sein, ihn berühren. Wenn du in seiner Nähe bist, wirst du ruhig und ein Frieden überkommt dich. Wenn er nicht bei dir ist, sehnst du dich nach ihm."

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt