Kapitel 21

1.5K 142 48
                                    

Ein männliches Lachen erklang, unterbrach sie. Sofort waren beide in Angriffshaltung. Im nächsten Moment wurden beide von einer weißen Wand verschluckt. Um sie herum bildete sich ein Raum in einem reinen Weiß, der keine Decke oder Wände zu haben schien. Die zwei knieten auf dem Boden, Aarons Kokon vor ihnen, schauten sich um. Wo waren sie?

Plötzlich saß eine Gestalt vor ihnen. Sie saß auf einem weißen würfelförmigen Hocker, der wie sie aus dem Nichts aufgetaucht war. Eine verschwommene Gestalt, in der sich die Farben schwarz und weiß vermischten, starrte sie mit zwei quecksilberfarbenen Augen an. Mit einer verzerrten Stimme begann diese zu sprechen: „Na na. Da hast du aber einen Bock geschossen, gefallener Engel."

Sie schauten die Gestalt an, spürten ihre Macht.

„Wer bist du und was meinst du?", sagte Lucifer mit einer Stimme, die jeden anderen erzittern lassen würde, doch die Gestalt legte nur den Kopf schief. Sie zeigte auf Lucifer und sagte in einem melodischen Ton: „Du hast Gott gespielt und das darfst du nicht."

Im nächsten Moment schossen weiße Säulen um sie herum aus dem Boden und Metallketten schlangen sich um die Gliedmaßen der beiden Dämonen. Diese wurden zur Seite gerissen und fixiert, sodass sie nun vor der Gestalt knieten. Sie schauten sie an, konnten sich jedoch nicht bewegen. Jeder Versuch – auch sich mit Magie zu befreien – war zwecklos.

„Wer bist du?", presste Lucifer erneut hervor, seine Wut deutlich auf seinem Gesicht zu sehen.

Elegant erhob sich die Gestalt und lief zu diesem. „Ich, mein kleiner Höllenfürst, bin das Schicksal und du hast mir gerade ins Handwerk gepfuscht. Du hast meine mühevolle Arbeit, die ich auf diesen Jungen verschwendet habe, einfach zunichte gemacht. Dieser Junge sollte vor wenigen Minuten wiedergeboren werden und du hast das verhindert."

Angst lief Cypher wie eine kalte Schlange über den Rücken und wand sich um seinen Hals. Vor ihm stand ein mächtiges Wesen. Sie hatten sich mit dem Schicksal angelegt und dieses war mehr als angepisst. Lucifer knurrte.

„So so. Markieren wir immer noch den Starken? Vielleicht sollte ich dir zeigen, dass du, kleiner Nicht-Mehr-Engel, nichts gegen mich bist", grollte die Gestalt. Er schloss die Hand langsam zur Faust und die Ketten um Lucifers Gliedmaßen begann sich zu spannen, sodass sie sich enger um diese schlangen. Ein Knacken erklang und das Schicksal hatte dem Höllenfürst den linken Arm gebrochen, doch es hörte nicht auf.

„Stopp, bitte hört auf. Es ist meine Schuld. Er hat es nur wegen mir getan, also bestraft mich", rief Cypher.

Das Schicksal ließ von Lucifer ab, doch der Hass in seinen Augen verfolgte dieses weiter. Es drehte sich um und lief zu Cypher.

„In letzter Zeit seid ihr Sterblichen wirklich sehr aufmüpfig. Gut, nun zum Wesentlichen. Dieser Mensch", es zeigte auf den Kokon, „ist dazu bestimmt, wiedergeboren zu werden. Lucifer löse den Bannspruch."

„Nein."

Beide schauten den Dämon an. Cypher hatte kein gutes Gefühl. Wieso tat sein Höllenfürst das?

„Gut. Dann werde ich dich an dessen Stelle töten. Eine Leben für ein Leben, eine Seele für eine Seele, das klingt doch fair, oder?" In der Stimme war nun keine Belustigung mehr. Das Schicksal meinte es ernst. Langsam lief es wieder zu Lucifer, hob die Hand, doch dieser schaute ihn nur mit glühenden Augen an.

„Bitte hört auf", sagte Cypher und schloss die Augen. „Lucifer, löse den Bann."

Sein Höllenfürst schaute ihn überrascht an. „Wieso?"

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Where stories live. Discover now