Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️

Kapitel 10

Es war nur eine Sekunde. In dem Moment, in dem Aaron erwachte, packte ihn eine tiefgreifende Panik. Er schrie. Es dauerte nicht lange, da sah er die weiße Decke und realisierte, dass er nicht mehr dort war. Die Umgebung wurde klar. Wo bin ich? Er war auf einem Bett, mit dunkelroter Bettwäsche.

„Du bist wach", erklang eine tiefe Stimme und Aaron drehte sich in die Richtung. Rechts neben dem Bett saß Cypher auf einem kleinen Sessel. Der Dämon schaute ihn mit ruhigem Ausdruck an.

Die Panik in Aarons Körper flaute etwas ab. Doch der Blick, den der Dämon trug, beunruhigte ihn. Ich bin bewusstlos geworden. Was hat dieser Dämon mit mir gemacht? Er konnte sich an den unbeschreiblichen Schmerz erinnern, danach war alles schwarz. Der Einzige, der ihm diese Frage beantworten konnte, war die Furie vor ihm.

Cypher schaute Aaron an, schätzte ab, wie es ihm ging. Er wollte auf ihn Rücksicht nehmen, doch leider lief ihnen die Zeit davon. Als wolle er sich innerlich vorbereiten, atmete er tief ein und aus. Es hilft nichts. Er würde nun alle seine Karten offenlegen. „Aaron. Ich werde dir nun eine Geschichte erzählen. Ich möchte, dass du mich bis zum Schluss anhörst, unvoreingenommen die Dinge betrachtest."

Der Mensch schaute ihn mit einem undeutbaren Blick an. In diesem Moment setzte er alle Hoffnungen darauf, dass Aaron vernünftig war.

„Die Hölle ist nicht das, was du denkst. Sie ist nicht der Ort der Verdammnis, zumindest nicht für uns Dämonen. Sie ist eigentlich deiner Welt sehr ähnlich. Wie bei euch ist sie in sieben große Reiche aufgeteilt, die von Höllenfürsten – den mächtigsten Dämonen der Hölle – regiert werden. Wir befinden uns im Reich von Lucifer. Zu diesem gehört auch das Reich der Verdammten Seelen – der Ort, an dem menschliche Seelen den Reinigungsprozess durchlaufen, bevor sie in den großen Seelenkreislauf zurückkehren. Oder wie du es sagen würdest, um für ihre Sünden zu büßen.

Außerhalb von diesem leben wir wie auch die Menschen in einer großen Gemeinschaft. Es gibt zahlreiche Berufe – Händler, Bauer, Schmied, Soldat und weitere. Es gibt unzählige verschiedene Dämonenrassen, wie du bereits festgestellt hast. Zudem gibt es noch ein Rangsystem, in dem Dämonen in den Klassen E bis S eingestuft werden, wobei E die Klasse mit dem niedrigsten Magielevel ist und S meist nur die Höllenfürsten oder potentielle Nachfolger besitzen. Unser Leben und Alltag basieren auf Magie, die uns umgibt und die wir bis zu einem gewissen Grad nutzen können. Wir nehmen sie auf natürliche Weise auf. Essen liefert uns Energie, doch eine Ressource, die effektiver ist und viel Magie liefert, ist Blut. Man kann auch ohne auskommen, doch das tun die wenigsten. Es beeinträchtigt unsere körperliche Leistungsfähigkeit und auch unsere Lebensdauer. So viel grob zum Aufbau der Hölle und der Magie.

Wir Dämonen sind Menschen in vielen Dingen ähnlich, doch es gibt drei elementare Unterschiede: der erste ist unsere Fähigkeit, die Magie um uns herum zu nutzen, aber das habe ich bereits erwähnt. Die zweite ist das Bluttrinken und unsere Lebensdauer und Fähigkeiten. Nun aber zum wichtigsten."

Cypher machte eine Pause, schaute nun Aaron direkt in die Augen. „Wir besitzen einen wilden Wesenszug, den wir als Inneren Dämon bezeichnen. Es ist ein Teil von uns, der uns ein Leben lang begleitet. Wenn dieser die Kontrolle über uns erlangt, handeln wir nur noch nach Instinkt, verlieren jegliche Zurechnungsfähigkeit, wie wilde Tiere. Wir kontrollieren diesen, doch je nach Rasse ist dieser dominanter und gefährlicher. Ich gehöre der Rasse der Furien an und unser innerer Dämon ist ein wahrer Teufel. Das Einzige, was unseren Dämon vollständig unter Kontrolle bringt, ihn besänftigt, ist unser Herz."

Aaron hatte bis jetzt zugehört. Alles, was Cypher erzählte, machte Sinn und hatte er sich auch schon gedacht. Das mit der Magie und dem Bluttrinken war zwar neu, aber nicht verwunderlich. Die Heilfähigkeiten der Halsbänder hatten das angedeutet und er wusste, dass Cypher sein Blut getrunken hatte. Doch eine Sache stieß ihm sofort auf und er wusste nicht warum. Es war der Begriff Herz. Also unterbrach er ihn: „Was meinst du mit Herz? Das Organ in eurer Brust?" Vorausgesetzt ihre körperliche Konstitution war der der Menschen ähnlich.