Kapitel 36

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Wut staute sich in Cypher auf. Für zwei Wochen hatten sie die Akten gesichtet. Zahlreiche Kinder waren verzeichnet – ihre Ausbildung, ihr Werdegang, ihre Aufträge und Opfer. Alle hatten etwas gemeinsam, sie waren begabt. In welcher Hinsicht war nicht ganz klar, doch die Wissenschaftler nannten es außergewöhnliches Blut. Die Organisation hatte sie anhand ihres Blutes ausgewählt und festgestellt, dass ihre Fähigkeiten anderen Kindern überlegen waren. Sie lernten schneller, hatten bessere Reflexe und hatten mehr Kontrolle über sich selbst, als Kinder in ihrem Alter. Nach ihrem Stand wussten sie nicht, woher es kam, doch sie wussten, wie sie diese Kinder finden und nutzen konnten.

Die Menschen haben erkannt, dass sie anders sind. Doch nicht was. Das würden sie erst, wenn sie über die Existenz der Dämonen und Engel im Klaren waren. „Doch wie lange, bis sie es tun?"

Die Menschheit entwickelte sich stetig weiter, die Gefahr stieg damit. Sie mussten diese Organisation und ihre Ergebnisse auslöschen, es gab keine andere Möglichkeit. Aaron war aufgrund seines Blutes ausgewählt und den Eltern entrissen worden. Sie hatten ihn zum Mörder gemacht und als Werkzeug benutzt. Das würde er diesen Menschen niemals verzeihen.

Nachdenklich saß Aaron auf dem Sofa, blickte auf den Plan. Ein dunkler Ausdruck stand in seinen Augen. Er hatte keine der anderen Akten gelesen, hatte es abgelehnt. Er weigert sich, seine Vergangenheit anzunehmen. Cypher war erleichtert, denn dieses Leben gehörte nun Aaron alleine.

„Ich weiß, wie wir in das Haus gelangen", sagte er ruhig. In diesem Momenten hatte Cypher wieder das Gefühl, dem Assassinen gegenüberzustehen. Granatrote Augen blickten ihn an. „Wir werden es morgen Mittag tun." Sein Engel führte seinen Plan aus und Cypher blieb stumm. Er war erstaunt, denn der Plan war lückenlos.

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Lucifer trommelte mit den Fingern auf seinen Thron. Der Dämon, der vor ihm kniete, schaute zu Boden, den Kopf gesenkt. Er hatte keine guten Neuigkeiten, das würde dem Höllenfürsten nicht gefallen. Das schwarze Haar glänzte im Licht, stand im Kontrast zu seiner hellen Haut und als er seinen Fürsten anblickte, leuchteten seine roten Augen. „Sprich, Asheron. Was hast du herausgefunden?"

„Der Engel wird versteckt, keiner meiner Männer kann ihn erreichen. Aktuell können wir nicht einmal sagen, ob er überhaupt noch lebt. Dennoch wissen wir, dass sie etwas verstecken. Serephs Verhalten ist ebenfalls beunruhigend, etwas stimmt nicht. Seine Schwingungen und auch seine Aura sind völlig verändert", sagte sein Diener ruhig. Er war einer seiner Meisterspione, konnte jeden zum Sprechen bringen, mit und ohne Worte.

Belial versteckt Aleksander, Sereph ebenfalls. Auch wenn er verstand, dass sie etwas beschützen wollten, so war Lucifer bewusst, dass mehr dahinter steckte. Der Engel hatte die Prophezeiung der Verdammnis eingeläutet – mit Sicherheit war er ein Teil davon – nun weitete sich dessen Wirkung aus.

„Erhebe dich und forsche weiter."

Asheron stand auf, blickte Lucifer an. „Ich werde dir zu Diensten sein, so wie ich es immer tue." Seine Loyalität zu Lucifer war unberührt, denn er hatte sich diesem Mann verschrieben.

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Das Portal öffnete sich und Aaron und Cypher traten aus diesem heraus. Beide trugen schwarze Kleidung, ein Kragen bedeckte ihre Gesichter bis über die Nase. Mit der notwendigen Ausrüstung eingedeckt, bewegten sie sich unbemerkt in Richtung der großen Villa. Die Dämmerung hatte eingesetzt und sie nutzten das schwindende Licht. Gleichzeitig wussten sie jedoch auch, dass Infrarotkameras sie entdecken konnten.

Cypher hätte erneut Magie nutzen können, um sie abzuschirmen, doch das war zu riskant. Wenn sie einen Fehler machten und aufflogen, würde vielleicht der Welt bekannt, dass sie keine Menschen waren. Zudem müsste Cypher diese zu lange aufrechterhalten, was riskant war. Sie mussten also die Kameras ausschalten und umgehen, das war das Sicherste.

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Where stories live. Discover now