Kapitel 16

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Ein Rauschen erklang, dann hörten sie aus einem Lautsprecher eine Stimme. „Hallo Norman, hallo Aaron. Heute ist die erste richtige Auswahlprüfung. Derjenige, der besteht, erreicht das nächste Level und wird seine Ausbildung fortsetzen."

Und was passiert, wenn man nicht besteht?

„Euer Gegner ist der jeweils andere. Ein Sieg ist die Eliminierung des anderen."

Was? Ich soll gegen Norman kämpfen und ihn... töten?

„Sollte es zur Verweigerung kommen, werden beide Teilnehmer eliminiert."

Das Rauschen verklang und Stille kehrte ein. Beide Jungen standen in diesem Raum. Nur einer würde diesen lebend verlassen und wenn sie sich weigerten, würden sie beide getötet werden.

Aarons Herz schlug ihm bis zum Hals und Angst breitete sich aus.

„Nehmt nun die Waffen und begebt euch auf die Markierungen."

Beide standen immer noch wie erstarrt vor der Luke. Der Erste, der sich bewegte, war Norman. Er nahm ein Messer und einen Stock, ging stumm zu der Markierung, die deutlich auf dem Boden zu sehen war. Er schaute Aaron nicht an.

Aaron zitterte.

„Nimm deine Waffen, oder ihr werdet beide eliminiert", erklang die Stimme erneut.

Aaron konnte sich immer noch nicht bewegen. Wenn er die Waffen nicht nahm, würden sie nicht nur ihn, sondern auch Norman töten. Seine Hand nahm die langen Armreifen und legte sie sich um die Handgelenke, dann noch ein Messer, dass er sich in den Stiefel steckte. Verängstigt trottete er zu seiner Markierung. Bitte lass das ein Traum sein. Bitte lass mich aufwachen und ich höre Normans leises Schnarchen. Nein, er würde nicht aufwachen, doch vielleicht würde er bald für immer die Augen schließen.

„Aaron. Du bist der Bessere von uns, das warst du immer, doch ich werde nicht gegen dich verlieren", erklang Normans Stimme und diese war kalt, so kalt wie noch nie.

Ein Ton erklang und sein bester Freund schoss auf ihn zu. Er stach mit dem Messer auf Aaron ein, doch dieser wich aus. Er lief nur rückwärts, wich aus wehrte ab. Mehrere Schnitte verliefen über seinen Körper, als er Norman endlich entwaffnete und das Messer in die Ecke schleuderte.

„Kämpf gefälligst, weich nicht nur aus", sagte dieser wütend und begann mit Fäusten und Beinen nachzusetzen. Er traf Aaron am Kiefer, dass dieser knackte, und ein Tritt landete in seinen Rippen. Bevor er es verhindern konnte, hatte ihn Norman in einen Würgegriff genommen.

Aaron keuchte, krallte sich in den Arm. Vielleicht ist es besser so.

„Aaron. Du hast von uns beiden die beste Überlebenschance. Befreie dich und töte mich. Es ist in Ordnung", flüsterte Normans Stimme an seinem Ohr.

Er konnte die Worte kaum fassen. Er ist bereit zu sterben. Tränen stiegen in seine Augen.

„Bitte mach es schnell und schmerzlos."

Es war, als stünde die Zeit still. Sein Freund war bereit, sein Leben aufzugeben, zu sterben. Konnte er es tun? Konnte er Norman töten? Er spürte, wie sich etwas in ihm regte, es war ein Instinkt, den er noch nie zuvor gespürt hatte. Es war, als wäre ein fremdes Wesen in ihm, das die Kontrolle über seinen Körper übernahm. Alles wurde schwarz, war verschwommen. Wenige Herzschläge später stand er über Norman gebeugt. Das Leben wich aus dessen Augen und sein Herzschlag verstummte. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, welches ein Abschiedsgruß an diesen war. Oh Gott. Es tut mir so leid. Was habe ich getan?

Er hatte an diesem Tag seinen besten Freund getötet. Zwar hatte er überlebt, doch mit diesem Akt hatten sie ihm jegliche Menschlichkeit genommen. Er wurde zu der Waffe, die sie erschaffen wollten, und zu einem der erfolgreichsten Assassinen des Jahrzehnts. Er führte jeden Auftrag aus, hinterließ keine Spuren, wie ein Phantom.

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt