Kapitel 23

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Aaron fand Cypher in seinem Arbeitszimmer. Nachdenklich war dieser über einige Dokumente gebeugt, ging diese durch. Falten standen auf seiner Stirn.

Ein lieblicher Duft trat in Cyphers Nase und seine Schlange zischte. Sanft öffneten sich seine Lippen und die Duftstoffe trafen auf seine Zunge. Sein Blick hob sich und er starrte in unmenschliche, granatrote Augen. In diesen stand ein Blick, der sein Herz für ein Moment aussetzen ließ. Es war der Blick, den er bei ihrer ersten Begegnung in Aarons Augen gesehen hatte. Auch die Haltung.

Ich werde Antworten erhalten. Aaron schaute zu dem Dämon. „Cypher, ich möchte mit dir sprechen. Hast du Zeit?"

Wenn er den Dämon sah, war es, als fiele die Unsicherheit ab, als wäre er eine Konstante in seinem Leben, eine Stütze, an der er sich halten konnte.

Meins.

Erneut. Erneut dieses Wort.

„Er ist dein Herz. Das Schicksal hat ihn als deine zweite Hälfte auserkoren, doch das spürst du, nicht wahr? Du willst bei ihm sein, ihn berühren. Wenn du in seiner Nähe bist, wirst du ruhig und ein Frieden überkommt dich. Wenn er nicht bei dir ist, sehnst du dich nach ihm."

Ja. Er spürte es. Jedes Wort, das Josei gesagt hatte, traf zu. War es echt? Spielte das eine Rolle? Er brauchte Antworten.

Der Dämon mit den roten Haaren erhob sich. „Lass uns in den Garten gehen."

Aaron nickte nur und folgte ihm. Nach dem Gespräch hatte Aaron eine Entscheidung getroffen, an dieser hielt er fest. So lief er neben dem Dämon nach draußen. Sie schritten zu einer Bank in den wunderschönen Garten, in dem Aaron neben der Bibliothek viel Zeit verbrachte. Warum die Blumen ihn beruhigten, wusste er nicht. Doch manchmal setzte er sich einfach neben ein Beet und fuhr über die sanften Blüten. Unschuldig. Dann zog er die Hand zurück, als hätte er ihnen wehgetan. Weshalb?

Cypher schaute zu seinem Engel. „Stelle deine Fragen, Aaron."

Aaron blickte den Mann vor sich an. „Wer bin ich und wie bin ich hier hergekommen? Du hast mir diese Fragen bisher nicht beantwortet. Ich bitte dich, mir nun ehrlich zu antworten."

Ein Seufzen entkam dem Dämon und er fuhr sich über das Gesicht. Ich kann ihn nicht belügen. Aaron konnte Lügen erkennen, seit er ein Engel geworden war. „Wir sind uns vor fast vier Monaten zum ersten Mal begegnet. Du warst ein Mensch, wobei das nicht stimmte. Du warst zur Hälfte ein gefallener Engel, doch diese Seite war in dir verborgen. Du bist gestorben und wir sind uns in der Hölle begegnet. Gemeinsam gingen wir auf die Suche nach deinen Eltern, denn das war dein letzter Wunsch. Es war die Bedingung dafür, dass du wiedergeboren werden konntest.

Nachdem wir sie wiedergefunden hatten, habe ich dich als mein Herz erkannt. Wir wollten eine gemeinsame Zukunft beginnen, den Bund schließen, doch das Schicksal war grausam. Du wurdest wiedergeboren. Das geschah im Beisammensein mit meinem Höllenfürsten. Ich hätte dich niemals wiedergetroffen, denn es war dir bestimmt als Engel wiedergeboren zu werden."

Ein Ziehen ging durch Aarons Brust. Es war, als würde dort etwas sein, aber er konnte es nicht greifen.

„Cypher."

Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Dämon zu, dessen Herz er war.

„Lucifer verhinderte deinen Aufstieg. Er band deine Seele, gab dir einen neuen Körper. Einen Monat habe ich gewartet, dass der Kokon, in dem dieser gewachsen ist, bricht. Dann ist es geschehen. Der Rest ist dir bekannt, Aaron."

Aaron nickte. Er war in dieser Schale aufgewacht. Das Erste, was er gesehen hatte, war dieser Mann gewesen.

„Durch die Wiedergeburt hast du alle Erinnerung verloren. Deine Seele wurde gereinigt und du hast ein neues Leben begonnen. Dabei hast du deine Vergangenheit und auch mich vergessen", beendete Cypher. Ein schmerzlicher Ausdruck stand in dessen Augen.

Cypher - ein schicksalhafter Blick (BAND 4) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt