Kapitel 10

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DAVINA


Es ist schon wieder mehr als eine Woche vergangen, seit ich Enno auf die Feier begleiten musste und ich nicht mehr klar denken konnte, wenn ich an seine Worte dachte. Er ging mir seitdem aber komplett aus dem Weg und aß nicht einmal mehr mit mir, was mir um ehrlich zu sein sehr gut gefiel, denn mein Herz schnlug immer wieder so schnell, wenn ich an diesen Abend dachte. An diese Berührungen, die von ihm ausgingen. Auch wenn er mir aus dem Weg ging, achtete er denoch genau drauf, dass ich nie zu lange weg war, denn er ist diese Woche zwei mal ausgerastet, weil ich zu lange gebraucht hatte.


"Du kommst heute mit." forderte er mich schlicht auf, ehe ich ihn nur ansah und dann einmal leicht nickte, denn es war keine Bitte und das zeigte er mir auch deutlich. Langsam ging ich ihm hinterher, zu der alten Ruine, die ich immer mied, denn ich hatte die größte Angst vor diesem Ort. Enno ging tief in die Ruine rein, ehe er sich irgendwann setzte und ich die Blicke, der anderen ignorierte. Seine Augen lagen auf mir, während ich ihn nur ansehen konnte.

"Willst du den ganzen Tag da rumstehen Davina?" hakte er nach, ehe er mir zu verstehen gab, dass ich mich setzen soll, was ich dann auch tat. Die Angst der anderen hier drinnen vor ihm, machte es mir nicht leichter meine Angst die ich vor Enno hatte zu überwinden. Sie stieg von Tag zu Tag um ehrlich zu sein. In seiner Nähe nahm ich Platz und hielt genug Abstand von ihm, denn jedes mal wenn ich ihm zu nah kam und ich seinen Geruch in der Nase hatte, setzte mein Herz aus.

Leicht zuckte ich zusammen, als ich hörte wie diese Männer in dieser Ruine, afingen zu sprechen. Ich verstand nicht mal ein Wort, worum es ging, weswegen ich irgendwann nur noch auf Durchzug geschalten hatte. Meine Augen ließ ich immer wieder über sie alle schweifen, während ich mich hier umsah und hoffte, hier würde nichts einbrechen. Jedes Mal knurrte einer von ihnen, was mich immer wieder zusammenzucken ließ, denn sie klangen wie wilde Tiere. Jedes Mal, wenn Enno aber sprach und er nicht laut werden musste, wurde es still hier drinnen, denn sie hörten ihm wie gebannt zu. Der Mann war ja auch mehr als nur unheimlich und das machte mir nur noch mal deutlich, bei was für einem Mann ich eigentlich lebte.

Irgendwann kam Luca rein, bevor Enno's Augen zu mir schweiften und ich dann schnell wegsah, denn sein Blick machte mir Angst. "Er wurde gestern enthauptet." sprach Luca aus, ehe ich zu ihm hochsah und ich hoffte sie redeten nicht über den Mann, von dem ich dachte, dass sie es taten. "Wer?" hakte Leonardo nach, der verschlafen in einer Ecke saß und ich wie gebannt auf seine Antwort wartete. "Der König." sprach Luca und brach mein Herz damit, in tausend Stücke. "Na und? Was geht uns das an? Der Kerl war sowieso eine Katastrophe." sprach Leonardo und ließ meine Tränen sin meine Augen steigen. "Sprich weiter." forderte Enno ihn auf, während ich von Enno wegsah zu Luca, der anfing weiterzusprechen und ich Angst hatte. Angst vor jedem weiteren Wort, dass er gleich aussprechen würde. "Auch die Prinzen wurden hingerichtet. Das ganze Königshaus ist tot." fuhr er fort, während seine Stimme mir deutlich sagte, wie gleichgültig ihm das ganze war. Mein Herz brach noch mehr, wenn ich an meine Brüder dachte, die nicht mehr unter uns weliten. Ich wusste es. Die ganze Zeit in meinem Unterbewusstsein und denoch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie vielleicht doch noch lebten.

"Das ganze? Hatte er nicht eine Tochter?" hakte Leonardo nach, ehe mein Herz kurz davor war zu explodieren und ich nur zu einem Mann sehen konnte, der meinen Blick auffing und er kaum merklich den Kopf schüttelte. "Von der hab ich nichts gehört oder gesehen aber wie weit kommt eine Prinzessin, wenn sie verfolgt wird?" fragte Luca und hörte dann ein raues Lachen, dass mich wieder wegsehen ließ von Luca. Enno lachte leise, ehe er zu Luca sah. "Jedenfalls die Leichen wurden für die ganze Bevölkerung zur Schau gestellt, aber ein Mädchen war da nicht dabei."erklärte er und am liebsten wäre ich gerade auf die Sekunde ebenfalls tot umgefallen.

So sehr ich es auch versuchte, ich konnte meine Tränen nicht länger runterdrücken. Benommen stand ich auf und nahm die Blicke wahr, die mir alle zuwarfen, aber mir gerade egal waren. Mir war sogar meine Angst egal, die ich vor Enno hatte. "Davina." sprach mich Enno an, während ich benommen an ihm vorbeilief und ich seine Stimme wahrnahm, aber ich nur noch an meine tote Familie denken konnte. "Davina?" rief mir Luca hinterher, als ich anfing zu laufen und ich so schnell ich konnte hier raus wollte. Verschwommen sah ich die Gestalten dieser Männer ehe ich immer weiterlief. Mit Tränen in den Augen und auf meinem Gesicht lief ich in Enno's großes Haus, dass gerade alles war, was ich noch hatte. Es war mein einziger sicherer Rückzugsort den ich hatte. Auch wenn ich hier mit sicherheit nicht sicher war. Ich konnte aber nirgendwo anders mehr hin.

Er war mir gefolgt. Das spürte ich, denn seine enorme Ausstrahlung konnte ich fast greifen. Genau wie seine Dominanz und seine Anwesenheit, die immer stärker wurden. "Da hat die kleine Prinzessin es wohl doch überlebt." sprach er, während er an der Wand lehnte und ich mich zu ihm umdrehte und meine Angst die ich vorher noch runtergeschluckt hatte, nun über mich kam.

Geschockt und mit großen Augen sah ich ihn an während mein Herz immer schneller schlug. Er kam langsam auf mich während in mir die pure Panik ausbrach und ich am liebsten weggelaufen wäre. Nur wüsste ich nicht wohin ich sollte, selbst wenn ich es schaffen würde.

„Ich wusste schon die ganze Zeit wer du wirklich bist." Lachte er leise auf, während ich ihm wie erstarrt in seine Honiggelben Augen sah. „Wenn du weißt wer ich bin solltest du dann nicht dein Knie beugen?" fragte ich ihn dann und klang dabei alles aber nicht sicher, da ich wahrscheinlich sowieso nicht mehr lange zu leben hatte. Ich hörte sein raues Lachen und seinen heißen Atem an meiner Wange, da er mittlerweile genau vor mir stand. „Ich würde nur für eine Sache vor dir Knien meine Schöne und das willst du bestimmt nicht." Hörte ich ihn sagen während seine rauen Hände mich an seinen Körper zogen.

Als er das sagte wich mir wahrscheinlich jede Farbe aus meinem Gesicht denn er hatte mir gerade klar gemacht, dass es ihm egal war, wer ich bin. Das er mit der Information nichts anfangen konnte. Es macht mir nur noch klarer das mein Leben sich bald dem Ende neigte.

Als ich versuchte mich meinen Händen von ihm abzustoßen hörte ich wieder nur sein leises Lachen. Gott ich hätte abhauen sollen. Schon längst. Stattdessen habe ich hier mit ihm zusammen gelebt während er von Anfang wusste wer ich war. Da ich keine Chance hatte gegen ihn anzukommen gab ich es auf.

"Woher weißt du es?" wollte ich leise wissen, während ich auf seine definierte Brust sah, die ich vor mir hatte. „Das du Adelig bist sieht man dir sofort an. Dein verwöhntes Verhalten hat mir den Rest verraten." Antwortete er mir, ehe er mein Gesicht in seine Hände nahm und ich in seine wunderschönen Augen sah, die mir den Atem nahmen. "Wie hast du es geschafft aus dem Schloss abzuhauen? Gibt es da keine Wachen?" wollte er wissen, als er mich losließ und ich Abstand nahm von ihm, denn ich brauchte diesen abstand zwischen uns.

Ich sah keinen Grund mehr darin ihn zu belügen, deswegen fing ich an es ihm zu erzählen. Von Anfang an, als die Wachen unsere Angestellten getötet hatten und ich wieder an die leeren Augen dachte, die ich gesehen hatte. Die vielen toten, leeren Augen die mich weinen ließen, jeden Abend.


„Davina"Where stories live. Discover now