Kapitel 14

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DAVINA


Stark klopfte mein Herz gegen meine Brust, während ich zu der alten Holztüre sah, gegen die irgendjemand hämmerte. Es klopfte so stark, dass es schon fast weh tat und ich das Gefühl bekam, mein Herz würde mir gleich aus meiner Brust rausspingen. Meine Augen sahen hoch in Enno's Gesicht, dass unbeeindruckt aussah. Warum sollte ihn das ganze auch beunruhigen? Es ging ihn ja nicht wirklich etwas an. Ich war diejenige, nach der die ganzen Soldaten suchten. Er konnte nachher hier einfach rausspaizieren und in sein Haus zurück gehen. Genau das wird er vermutlich auch tun, wenn er mich erstmal los war, denn ich war ihm sicher eine Last.

Mein Blick schweifte zum Fenster und für den Bruchteil einer Sekunde wollte ich da einfach rausspingen, denn es klang angenhemer, als diesen Soldaten in die Arme zu laufen.

Wieder klopfte es gegen die Türe, ehe ich jetzt doch langsam anfing zu weinen und zu Enno sah. Sein Mundwinkel zuckte, während er mich ansah und er seine Hände an meine Taille legte. Was fand er denn so witzig? "Hör auf zu weinen." sprach er und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht, bevor er mich in eine Richtung schob und wir nun vor dem Bad standen. "Versteck dich hier und mach die Tür auf keinen Fall auf Davina." hörte ich Enno's raue Stimme, ehe ich seine Lippen spürte die meine Wange leicht striffen und ich ihn nur ansehen konnte. Er schob mich dann durch die Tür und schloss sie hinter mir. Hatte er vor mich hier einfach zurückzulassen?

Ich konnte durch die Türe hören, wie die Eingangstür eingetreten wurde und dann viele Schritte ins Zimmer stürmten. Gedanklich schloss ich mit Enno ab, denn auch er würde das hier nicht überleben. Er war zwar mehr als nur animalisch aber selbst er konnte nicht gegen mehrere Männer bestehen, die bewaffnet waren. Der Gedanke, dass er gleich sterben würde, brach mich innerlich. Ich verstand nicht warum, aber es brach mir mein Herz. "Die Prinzessin?" hörte ich Enno's raue Stimme, ehe mein Herz anfing schneller zu schlagen. "Die gehört jetzt mir." sprach er, was mich kaum merklich den Kopf schütteln ließ, denn er machte es diesen Männern klar, als wären sie an mir interessiert. Mein Herz schlug wie wild, während ich jeden Moment damit rechnete, dass jemand die Türe eintreten würde. Mir liefen die Tränen über mein Gesicht, während ich drauf wartete.

Dumpfe Geräusche waren aus dem Zimmer zu hören, gemeinsam mit schmerzerfüllenden Lauten. Es klang nicht wirklich, als würde Enno schmerzen haben, denn die Laute klangen nicht nach ihm, was mich jetzt doch erleichterte um ehrlich zu sein. Aber ich traute mich auch nicht nach ihm zu sehen. Erst als die Schreie der Männer abklangen und ich noch immer im Bad gekauert saß, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und wiedersetzte mich Enno's Wunsch. Langsa kroch ich zur Türe, die ich dann etwas öffnete. Nur einen kleinen Spalt öffnete ich die Türe, um nachzusehen, ob noch irgendjemand lebte da drinnen.

Mein Atem stockte, als ich Enno sah, der bei einem von diesen Männern stand und dieser Mann Blutüberströmt dastand, während Enno ihm irgendetwas aus seinem Körper riss. Tot fiel der Mann auf den Boden, dessen Augen nun leer waren und mein Herz kaum noch schlug vor Angst. Mit seinen bloßen Händen hat Enno alle diese Männer, die hier tot rumlagen, getötet. Wobei ich sagen muss, es war weniger ein töten. Es sah aus wie ein einziges Massaker, dass er hier veranstaltet hat.

Leise schloss ich die alte Türe, bevor ich zum Fenster lief. Meine Augen ließ ich noch einmal zur Türe schweifen, ehe ich mich umdrehte und wusste, dass er meine Rettung war. Aber trotzdem musste ich weg von ihm. Ich hatte davor schon Angst vor ihm, aber mit dem heutigen Abend hatte ich Todesangst vor ihm. Vermutlich würde ich nie wieder ein richtiges Wort rausbringen, nachdem was ich gerade gesehen hatte.


Ich sah raus aus dem Fenster durch das ich vielleicht nicht mal passen würde, da es etwas klein war. Außerdem war es stockfinster geworden. Ich sah kurz runter und musste zugeben, dass wenn ich von hier fallen würde, alle meine Knochen gebrochen wären. Aber es klang immer noch besser, als wenn Enno mir die Knochen brechen würde. Weder auf der rechten Seite noch auf der linken gab es irgendetwas an dem ich runtersklettern konnte.

"Soll ich dich runterwerfen?" bot er mir dann plötzlich an, während ich mich schlagartig umdrehte. Leicht schüttelte ich den Kopf, während ich am ganzen Körper zitterte. Leise fing er an zu lachen und ließ mein Herz schneller schlagen.

"Hab ich dir nicht gesagt bleib hier drinnen?" hakte er nach, während er an der Tür stand und ich ihn nur wie erstarrt ansehen konnte. Blutüberströmt stand er da, während sich auf seinen Lippen ein lächeln bildete. Kein freundliches Lächeln. Es war ein gefährliches Lächeln, dass mir zeigte wer er wirklich war. Ein Monster. Genau das Monster das ich bisher immer in ihm gesehen hatte und er mir nun gezeigt hatte.

Wortlos kam er dann rein und lehnte sich an die Wand, bevor er auf den Boden sank und er mich ansah. "Bist du verletzt?" hakte ich leise nach, denn er wirkte nicht so aber ich erkannte nur Blut an seinem Körper. Er fing leise an zu lachen, als er das hörte. "Nein." sprach er, während er mich ansah und ich ihn fragen wollte. So gerne wollte ich ihn fragen, was er denn nun sei, denn menschlich war er nicht. Aber kein Wort kam aus meinem Mund mehr raus und weit würde ich nicht kommen. Mir blieb nicht anderes übrig als bei Enno zu bleiben.

Langsam öffnete ich einen Schrank, der sich in dem Badezimmer befand, aus dem ich ein kleines Handtuch rauszog. Da ich Angst hatte noch länger in diesem Gebäude zu sein, wollte ich hier weg, aber so wie Enno aussah, konnten wir nicht raus. Deswegen ließ ich Kaltes Wasser über das Handtuch laufen, ehe ich mich dann vor Enno hinkniete. Selbst jetzt war er noch so viel größer als ich. Seine AUgen beobachteten meine Bewegungen, während ich das nasse HAndtuch langsam auf seine warme Haut legte und ich dann anfing das Blut von ihm zu wischen. Eine Träne floss mir über mein Gesicht, während ich das tat.

"Willst du das jedes mal tun Davina, wenn ich so Heim komme?" fragte er mich, bevor ich in seine Augen sah und ich mich fragte, wie oft er vorhatte so nachhause zu kommen. "Ja." flüsterte ich dann, denn er sah mich abwartend an und ich wusste nicht was er hören wollte.

Das meiste konnte ich ihm wegwischen, aber ein bisschen was war noch an seiner Haut. Langsam legte ich das dreckige Handtuch zur Seite und sah wie meine Hand zitterte. Seufzend stand Enno auf, bevor er mich mit sich auf meine Beine zog, die genau wie meine Hand zitterten.

Enno zog mich aus dem Zimmer und dann aus der Kneipe raus, bevor wir dann in der kalten Nacht draußen standen und ich auf unsere Hände sah. An seinen Händen klebte noch Blut, dass nun auch an meinen Händen klebte und ich ihn dann wieder ansah. "Sind dir meine Hände zu dreckig Davina?" hakte er leise lachend nach, bevor ich ihn mit großen Augen ansah, denn ich wollte ihn nicht beleidigen und sauer machen. "Nein." kam es hauchend aus meinem Mund, ehe er tief durchatmete und ich dann den Boden unter den Füßen nicht mehr spürte. Er hob mich hoch, bevor er loslief und das in einer Geschwindigkeit die unmenschlich war. "Irgendwann gewhnst du dich dran das ich so bin." sprach er und ließ mich nur in seine Augen sehen, denn ich könnte mich nie daran erinnern.

So schnell wie Enno durch den Wald gelaufen war, kamen wir auch in dem Dorf an, in dem wir beide zusammen lebten. Vor seinem großen Haus blieb er stehen, ehe er dann reinging und ich mich fragte, ob er mich nie wieder runterlassen wollte. Er brachte mich hoch in sein Zimmer, in dem er immer wieder mit irgendwelchen Frauen schlief und setze mich auf das Bett. Vor mir ging er in die Hocke, bevor er seine blutige Hand auf meine Wange legte.

"Ab heute schläfst du jede Nacht bei mir Davina." sprach er und stand dann langsam auf. Auch wenn ich nicht schon wieder weinen wollte, tat ich es. Mir liefen wieder Tränen übers Gesicht, da ich bei einem Mann wie ihm schlafen musste. Bei einem Monster würde es wahrscheinlich am ehesten treffen. "Du brauchst nicht weinen, es ändert nichts daran und du machst mich nur sauer damit." informierte er mich, bevor er das Schlafzimmer verließ und ich weinend auf seinem Bett sitzen blieb.


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„Davina"Where stories live. Discover now