Kapitel 36

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ENNO

Davina's intensiver Geruch in meiner Nähe, ließ mich förmlich durchdrehen. Vor allem, als ich noch einen weiteren Geruch wahrnahm und ich diesen nicht kannte. Die beiden Punkte zusammen ließen mich rot sehen.

Ich hatte keine Ahnung wer das bei ihr war, aber so schnell wie jetzt, war ich noch in meinem Leben, denn ich hatte das Gefühl ich war nicht schnell genug bei meiner Seelenverwandten die sicher irgendwann mein tot sein würde.

Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, als ich ihre weißen langen Haare sah und sie seelenruhig an einem Baum saß und ich mich fragte, was sie alleine im Wald tat. Sie war so unschuldig und hatte keinen blassen Schimmer, dass hier irgendwer rumlief, der sie gleich reißen würde.

"Davina." rief ich, während sie sich zu mir umdrehte und ich jetzt sah, wie sie leicht zitterte und ich dann Gott sei Dank schneller bei ihr war, als der Wolf, dem ich gerade das Genick brach, bevor er bei ihr war und ich tief durchatmete, als ich von seinem toten Körper abließ und ich weitere Wölfe roch.

Meine Augen ließ ich zu ihr schweifen, während sie schockiert zu mir sah. "Was zur Hölle machst du hier alleine?" fragte ich sie und klang gerade wirklich nicht wie ihr Seelenverwandter oder ihr liebender Mann, aber das war mir scheiß egal, da sie und ich unfassbares Glück hatten, dass ich gerade noch schnell genug war. "Hör auf zu heulen Davina." sprach ich, während sie lagsam zu mir kam und ich die Tränen in ihren Augen sah, bis sie vor mir stand und ich runtersah zu ihr.

"Enno." weinte sie meinen Namen und dann spürte ich den Schmerz an meinem Körper, bevor ich runtersah und ich die Zähne des Wolfes in meiner Brust hatte, genau wie ein Holzpfahl, der tief in meiner Brust steckte und ich spätestens jetzt wusste, dass ich Davina nie wieder sehen würde, da nicht mal ich das hier überleben würde. Ich nicht, aber sie würde es überleben, da ich Kai roch und ich froh war, dass er kam und sie mir nicht beim sterben zusehen würde.

"Davina." sprach ich ihren Namen ein letztes Mal aus und er kland so unglaublich schön in meinem Mund, dass ich lächeln musste. Ich wusste, dass ich wegen ihr irgendwann sterben würde, aber ich hatte mir unendlich viel mehr Zeit mit ihr gewünscht. 

"Fuck was ist passiert?" kam es von Kai, als er mich sah und ich ihm den Schock ansah. Meine Augen ließ ich wieder zu Davina schweifen, die weinend fast einen Nervenzusammenbruch bekam. "Nimm sie mit, ich verschaff dir genug Zeit." sprach ich Kai an, als ich roch das sie immer näher kamen und ich die Schritte hörte. Lauter fing Davina an zu schluchzen, während sie nach mir griff und ihre Nägel in meine Haut krallte. "Das bringt mich nur schneller um Davina." sprach ich leise, als sie nach dem Pfahl griff und sie ihn rausziehen wollte, bevor ich ihre Hand in meine nahm und sie leicht anlächelte.

"Lächele ein letztes Mal für mich." bat ich sie, als ich merkte, dass meine Kraft immer mehr nachließ und sie weinend den Kopf schüttelte. "Bitte Enno, komm mit." sprach sie leise weinend, während ich sah, dass sie mich freiweillig nicht loslassen würde.

Leicht drückte ich meine Lippen auf ihre, denn wenn ich schon sterbe, dann nur mit diesem Gefühl auf meinen Lippen. "Danke mein Engel, du warst das schönste in meinem Leben Davina." sprach ich leise und ehrlich aus, denn noch nie habe ich mich bei der Mondgöttin bedankt für etwas, aber für Davina musste ich mich bedanken.

"Enno bitte." weinte sie, als ich sie mit meiner letzten Kraft zu Kai warf und sie durch die Luft flog und mich ihre Tränen trafen, bevor ein Pfeil mein Herz traf. Er durchbohrte mein Herz und ließ den Pfahl in mir zersplittern, was die Sücke in meinem Herzen ausbreiteten.

"Geh, sie muss das nicht mitansehen." sprach ich leise und wusste er würde mich hören, bevor ich sah wie selbst ihm eine Träne runterlief und er dann mit Davina im Arm loslief. In seinen Armen wandt sich Davina, bevor sie einen Schrei ausstieß und ich das hier nicht mal im Jenseits vergessen werde, wie diese Frau für mich geschrien hat.

Immer wieder rief Davina meinen Namen. Dutzende Male, bis ich ihre wunderschöne Engelsstimme nicht mehr hören konnte und die beiden dann in Sicherheit waren.

___

DAVINA

Ich sah wie dieser Pfeil sein Herz durchbohrte. Ich sah wie er selbst in so einer Situation noch der Mann war denn ich damals kennen gelernt habe. Enno würde nie Schwäche zeigen und das hat er wieder nicht. Er hat mich beschützt und das obwohl er schon so angeschlagen war. Er hat mich einfach von sich gestoßen und mich und Kai weggeschickt.

Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Solange bis ich nicht mehr konnte. Solange bis ich nur noch wimmernd in Kais Armen lag und weinte. Ich wollte zu ihm. Es war mir egal ob ich sterbe oder nicht. Es war mir tausend mal lieber mit Enno zu sterben als ohne ihn leben zu müssen.

___

Seit einem Monat, wartete ich Tag und Nacht auf Enno, der nie zurück gekommen war zu mir. Immer wieder stellte ich mir die Frage, wieso er mich alleine ließ und wie ich nur weitermachen sollte.

Jeden Zuhause hatte ich schon längst rausgeworfen. Cleo. Kai. Luca. Leo. Sie alle. Ich ertrug es nicht einen von ihnen ansehen zu müssen und zu wissen, dass Enno derjenige war, der nicht mehr kommen würde.

Stundenlang saß ich Tagelang im Dunkeln im Wohnzimmer und weinte, bis keine Tränen mehr aus meinen Augen kamen. Im Dunkeln, weil mich diese DUnkelheit in der ich mich befand, an ihn erinnerten. Enno war zwar die pure Dunkelheit, aber er war meine Dunkelheit, die ich tief in meinem Herzen hatte und Enno dies nur wiederspiegelte. Es erinnerte mich daran, dass ich keine Angst haben musste, solange er bei mir war und das würde er immer sein. 

"Er hat dein Lachen geliebt." hörte ich Kai sagen, als ich wieder wie jeden Abend alleine auf dem Boden saß und mich fragte, wann Enno durch die Türe kommen würde. Kurz sah ich zu ihm, bevor ich meinen Blick wieder abwandt und auf meine Hände starrte, die zitterten, da mir diese Wärme fehlte, auch wenn mir nicht kalt war.

"Ich lache erst wieder, wenn ich ihn sehe." sprach ich ehrlich aus, denn auch wenn ich mich bemühte mich nicht aufzugeben, ich konnte es nicht und wenn er wirklich gestorben ist, dann würde ich erst im Jenseits wieder glücklich werden. "Morgen findet die Trauerfeier statt. Es wäre schön, wenn du auch kommst." sprach er leise und lächelte mich schwach an, bevor er verschwand und ich an das Wort denken musste.

Trauerfeier. Ich soll meine Trauer feiern.


„Davina"Where stories live. Discover now