Kapitel 3

1.5K 71 14
                                    

Benjamin

Mit starrem Blick schaue ich zum Wasser des Sees, während ich auf dem Gras sitze, meine Beine an meine Brust gezogen und meine Arme um diese geschlungen habe. Grüne Augen blicken mir entgegen, fühlen sich vollkommen fremd an, da ich eigentlich blaue Augen habe und ich seufze leise. Das Gefühl der Sehnsucht, endlich wieder zurück nach Hause zu kommen und meine Familie und Freunde zu sehen, wächst mit jeder Stunde stetig weiter, drückt ihre Krallen immer tiefer in mein Herz und lässt nicht locker. Ich bin nun schon seit ein paar Tagen in diesem Zeitalter gefangen, habe Arbeit verrichtet, die ich noch nie getätigt habe und das sie noch nicht erkannt haben, dass ich nicht der Wilhelm bin, für den sie mich halten, ist wirklich verwunderlich. Sicherlich haben sie Veränderungen wahrnehmen können, da ich nicht weiß, wie die Persönlichkeit des eigentlichen Wilhelm ist und so handeln könnte, jedoch hat bisher noch niemand was angemerkt, also mache ich wohl nicht allzu viel verkehrt.

Die ganze Situation fühlt sich noch immer vollkommen falsch und es fühlt sich so an, als würde ich nicht hier her passen. Ach, was sage ich da. Natürlich passe ich nicht hier her. Dies ist nicht meine Welt. Hier leben nicht die Menschen, denen ich vertraue und die ich liebe, hier ist nicht die Umgebung, mit der ich aufgewachsen bin und auch habe ich nicht mehr die Freiheiten, die ich einst hatte.

Es ist einfach alles nur zum Haare raufen.

Aber das schlimmste ist, dass der Mensch, den ich über alles liebe, nicht hier ist und mich durch diesen Albtraum begleitet. Er ist so weit weg, kämpft höchst wahrscheinlich mit den höllischen Schmerzen, wenn er überlebt haben sollte, und hat Angst, solch große Angst, die ich ihm nicht nehmen kann. Oh wie sehr ich mir wünsche wieder bei ihm zu sein.

"Na wenn das nicht der kleine Bauernjunge ist"

Genervt drehe ich meinen Kopf nach hinten, als die fremde aber vertraute Stimme eines Mannes ertönt und direkt erblicke ich den Mann, welcher mich das letzte Mal, als wir uns getroffen haben, mit seinem Schwert bedroht hat. "Dieser Bauernjunge hat auch einen Namen.", sage ich genervt und schaue zurück zum See, signalisiere ihm somit, dass ich keinerlei Interesse an einem Gespräch habe, doch scheint mein Glück nicht bei mir zu sein. Wenige Sekunden später höre ich Schritte und der Mann setzt sich neben mich, mit ein wenig Abstand, und schaut ebenfalls zum See. "Wohl wahr, aber du hast ihn mir nie genannt.", erwidert er, hat abermals dieses arrogante Lächeln drauf und fährt mit seinem Finger durch mein braunes Haar.

Sofort zucke ich zurück und sehe ihn finster an, da ich es nicht in Ordnung finde, wenn man mich einfach berührt und rücke noch etwas mehr von ihm weg.

Ich wusste nicht, dass die Männer aus der damaligen Zeit genauso zügellos waren, wie die aus meiner eigentlichen Zeit.

"Und, was machst du hier? Hast du dich schon wieder verlaufen?", fragt Zacharias und ich will ihm erst nicht antworten, jedoch ist es dann doch etwas zu unhöflich und ich brumme leise. "Ich komme hier mittlerweile öfters hin. Und bisher war ich froh, dich nicht gesehen zu haben. Also wie kommt es zu der Ehre, dass du heute hier bist?" frage ich und verschränke meine Arme vor meiner Brust, während ich auf seine Antwort warte. "Ich hatte gehofft, dich zu sehen", erwidert er auf meine Frage hin und ich schnaube leicht verächtlich wegen seiner Antwort, da es lächerlich klang. Immerhin kennen wir uns nicht, also wieso sollte er mich sehen wollen? Eine logische Erklärung gibt es für mich nicht.

Für eine Weile bleibt es still und unsere Position verändert sich kein Stück.
"Sagst du mir jetzt deinen Namen?" Spricht er plötzlich und ich seufze.

Wieso hat er solch ein Interesse an mir? Kann ich nicht einfach in Ruhe hier leben, bevor ich irgendwann irgendwie wieder zurückreisen kann?

Ich sehe zu ihm und lege meinen Kopf schief. "Was ist, wenn ich es nicht tun möchte? Immerhin...könntest du selbst tätig werden und versuchen ihn herauszufinden, wenn du schon so sehr an mir interessiert bist" grinse ich verschmitzt und hebe eine Augenbraue.

Er lacht leise und rutscht ein wenig näher, was ich mit einem Schnauben abtue.
"Das könnte ich tun. Aber ich habe leider nicht so viel Zeit, so wie du Bauernjunge" erwidert er und ich verziehe mein Gesicht etwas, da er aufhören soll mich so zu nennen.

Aber ihm meinen Namen nennen? Nein. Wo bleibt da denn der Spaß, wenn ich direkt alles verraten würde?

"Wenn du keine Zeit hast, wieso sitzt du dann hier bei mir, an einem ziemlich versteckten Ort an einem See, anstatt das zu tun, weshalb du beschäftigt bist?" Frage ich und grinse, als ich seinen beleidigten Gesichtsausdruck sehe. "Diese Frage werde ich nicht beantworten."

Ich schüttel nur amüsiert den Kopf, lehne mich zurück auf meinen Ellenbogen und strecke meine Beine aus, um eine gemütlichere Position haben zu können.

Lange sind wir noch hier, bleiben unerwarteterweise still und es ist irgendwie ein angenehmes Gefühl hier so in Stille mit einer anderen Person zu sitzen. Irgendwann verabschiede ich mich von ihm, auch wenn er protestiert, da er meinen Namen erfahren möchte, doch schmunzel ich nur und mache mich auf den Weg zurück nach Hause.

The King's possession *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt