Kapitel 15

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Benjamin

Entspannt liege ich hier auf dem weichen Gras, während die Sonne warm auf meinen Körper scheint. Im Hintergrund höre ich die Vögel zwitschern und das Wasser plätschern. Es ist zwar schon Ende August aber es ist wirklich schön warm. Ich liege auf dem Bauch und habe meinen Kopf auf meinen Armen gebettet. Meine Augen sind geschlossen und meine Muskeln sind vollkommen entspannt.

Ich trage nur eine kurze Hose, die ich mir vor kurzem aus einer anderen Hose geschnitten hatte und halt Unterwäsche. Aber es fühlt sich gerade auch einfach nur zu gut an. Vor allem, nachdem das Unwetter sein Unwesen auf der Erde getrieben hatte.

Dann riecht es einfach so verdammt gut und ich könnte stundenlang hier auf dem Gras liegen. Doch plötzlich verdunkelt sich meine Sicht und ich öffne die Augen. Ich sehe einen Schatten und langsam sehe ich hinter mich.

Sofort schrecke ich auf, als ich erkenne, dass es Zacharias ist.

"Hey, immer mit der Ruhe", "Du perverser, hast du meinen Körper betrachtet!?" Rufe ich und schlinge meine Arme um meinen Oberkörper. "Perverser? Ist das irgendein Fremdwort?", "Nein meine Güte, wie lange stehst du da bitte schon?" Frage ich und ziehe mir schnell mein Leinenhemd über. "Noch nicht lange"

Das heißt, er stand dort schon eine Weile. Ich nicke nur und setze langsam einen Fuß nach hinten, um verschwinden zu können. Anscheinend hat Zacharias meine Bewegung so gedeutet und greift meine Hand und hält sie fest. Ich will sie wieder entreißen und ziehe immer wieder trotzig an meinem Arm, jedoch bringt das nichts.

"Lass mich los!", "Wilhelm hör mich bitte an" fleht er und ich schnaube, ehe ich gegen sein Schienbein trete.

Sofort lässt er mich los und hält sich sein Schienbein fest, während er sein Gesicht schmerzerfüllt zusammenzieht. "Wieso hast du das getan?!" Ruft er und ich sehe ihn ausdruckslos an. "Du wolltest mich nicht los lassen, also habe ich mich notgedrungen gewehrt" erkläre ich schnippisch und verschränke meine Arme vor der Brust.

"Du bist echt...ich bin hier her, um dich zu sehen...ich wollte mit dir reden" murmelt er dann und stellt sich langsam wieder ordentlich hin. "Ach und worüber? Ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten" brumme ich und hebe eine Augenbraue.

Er seufzt leise und ich gehe ein paar Schritte zurück, um so etwas Abstand zu bekommen. Ihm scheint das jedoch nicht zu gefallen und kommt auf mich zu. So geht das Spiel immer weiter, ich gehe Schritte zurück und er vor, bis ich irgendwann mit dem Rücken gegen einem Baum stoße.

Ich verfluche diesen innerlich und sehe Zacharias dann völlig entnervt an.

"Was genau willst du von mir Zacharias? Du hast mir verschwiegen, dass du eine verdammte Geliebte hast! Eine Geliebte Zacharias! Du hättest es sagen sollen, bevor ich dich geküsst habe! Du hättest mich wegstoßen sollen! Du hättest mir sagen sollen, dass dein Herz schon vergeben ist! Du hättest gar nicht erst erwidern sollen! Du hast mir das Herz gebrochen Zacharias. Nein, nicht nur mein Herz, sondern auch mein Vertrauen zu dir! Du hättest mir direkt sagen sollen, dass du jemanden hast, als du die Chance hattest. Ich habe dir so viel von mir erzählt. Du weißt gefühlt alles von mir", auch wenn er nicht weiß, dass ich eigentlich nicht hier hin gehöre, "Und ich? Ich weiß nur die Basics! Ich weiß nichts über deine Familie, ich weiß nicht, woher du stammst, auch wenn ich es weiß, ich weiß nicht, was du gerne in der Freizeit tust, da du mir das auch nicht verraten wolltest! Ich will dich kennenlernen. Ich will alles von dir wissen, aber du?! Du verheimlichst mir so wichtige Sachen! Fuck man, du hast mir so weh getan! Und jetzt kommst du einfach her, starrst mich an und behauptest, du müsstest mit mir über etwas reden. Nein danke, ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben. Es war ein Fehler, dir damals eine Chance gegeben zu haben" Nachdem ich alles gefühlt in einem Zuge ausgesprochen habe, atme ich tief durch und lehne mich gegen das dicke Holz.

Ich sehe zu Boden, um seine Reaktion nicht sehen zu müssen.

Ja, vielleicht scheint es für ihn keine wichtigen Informationen zu sein, aber für mich ist sowas einfach weltbewegend.

Ich mein, er hätte mir das doch anvertrauen können. Er ist doch mein Freund. Aber er hat sich dazu entschieden, mir sowas nicht zu verraten. Dies ist doch ein Zeichen, dass er mir nicht traut. 
Es verletzt mich einfach so sehr. Es scheint sowas so belangloses zu sein aber...für mich ist es so wichtig.
Er ist jemand, der jede oder jeden haben könnte. Er muss sich um nichts sorgen. Er ist so...so groß und stark. Jede Frau begehrt ihn sicherlich. Nein, ich weiß es sogar. Er ist ein Traum von Mann. Und dann noch der König. Ich hingegen bin ein nichts. Ein armer Bauersjunge, schwach, habe eine große Klappe, die vielen nicht gefällt. Meinen Humor verstehen viele auch nicht. Wir passen nicht zusammen. Wir sind wie Feuer und Wasser. Sonne und Mond. Sommer und Winter. Wir sind so verschieden und dennoch habe ich mich in ihn verliebt. In solch kurzer Zeit. Aber wie kann ich auch nicht? Er tut Dinge, die mein Herz schneller schlagen lassen. Er sagt Sachen, wodurch sich die Röte auf meine Wangen schleicht. Er behandelt mich so, als wäre ich zerbrechliches Glas und dennoch können wir über die verschiedensten Themen reden und lachen. Und von seinem Aussehen ganz zu schweigen. Er sieht so verdammt gut aus. Genau die Art von Mann, die ich liebe.

Seine Hände. Sein Körperbau. Seine Augen. Seine Lippen. Seine Muskeln, die sich bei seinen engen Sachen immer abzeichnen. Sein drei Tage Bart, wenn er ihn Mal nicht rasiert. Allen in einem ist er der perfekte Märchenprinz.

Doch dass er mir sowas verschwiegen hat, dass er verschwiegen hat, dass er eine Geliebte hat, ist für mich eine schlimme Tat. Vielleicht wirke ich nun sehr dramatisch. Aber ich bin einfach schnell verletzlich. Ich will, dass meine erste Beziehung in diesem Leben perfekt wird. Genauso perfekt wie mit Alex. Alex kennt mich in und auswendig. Er weiß alles von mir, sowie ich alles von ihm weiß. Wir passen perfekt zusammen.

Aber nun bin ich hier. Über Hunderten von Jahren entfernt. Ich weiß ja nicht Mal, ob er den Autounfall überlebt hat. Ob Hilfe zu spät kam? Oder rechtzeitig. Ich weiß es nicht. Und dieses Unwissen lässt mich kaum ruhig schlafen. Ich liebe jetzt zwar Zacharias, aber dennoch war Alex ein Teil meines eigentlichen Lebens.

Mein Seelenverwandter. Mein bester Freund.

Ich vermisse ihn einfach zu sehr.

"Es tut mir leid, okay? Es tut mir, dass ich dir das verschwiegen habe. Ich wollte es dir sagen. Wirklich. Aber...dann kamen wir so gut miteinander aus, haben solch eine zauberhafte Zeit miteinander verbracht und kamen uns immer näher. Ich wollte nicht, dass du mich anders behandelst, wenn du weißt, dass ich bereits jemanden habe. Du bist neben James und meiner Schwester der erste, der mich so nimmt, wie ich bin. Du interessierst dich für mich und nicht für meine Macht und mein Reichtum. Du verstehst mich. Du sorgst dich um mich. Du bist mir so wichtig und da habe ich dann irgendwann vergessen, dir sowas zu erzählen. Und das mit Maya...ich konnte es dir einfach nicht erzählen...es hat sich so gut angefühlt und...und so magisch. Ich wollte diesen Moment nicht zerstören. Es hat sich so verdammt gut angefühlt. Wie deine Lippen sich an mich geschmiegt haben. Bitte verzeih mir Wilhelm. Du bist mir wirklich so wichtig. Und Maya ist nur meine Geliebte. Sie ist nicht die Königin. Ich liebe sie auch nicht. Du bist der einzige....der mein Herz gestohlen hat"

Mein Mund klappt auf und ich sehe ihn mit großen Augen an.

Meint er es ernst? So richtig ernst?

"Ich...ich weiß irgendwie nicht, was ich drauf antworten soll...es...ich kann es dir noch nicht verzeihen. Zumindest nicht ganz. Ich will alles über dich wissen. Ich möchte mit dir so viel Zeit verbringen wie möglich...bitte...bitte verschweige mir nichts mehr, okay? Es...tut mir auch leid, wie ich reagiert habe, aber du musst mich auch verstehen...an einem Tag küsst du mich und am nächsten bist du auf einmal da mit einer Geliebten. Ich bin einfach....verletzt" hauche ich und sehe dann direkt in seine Augen.

Langsam streckt er seine Arme aus und zieht mich dann an sich. Seine Arme schlingen sich um meine Hüfte und meine legen sich um seinen Nacken.

"Du brauchst mir auch noch nicht zu verzeihen. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Komm....komm mit mir auf das Schloss. Besuche mich. Lass uns Zeit verbringen. Uns noch näher kommen. Ich werde dir dann auch alles über mich erzählen. Keine Geheimnisse mehr"

"Versprochen?"

"Versprochen"

The King's possession *PAUSIERT*Where stories live. Discover now