Kapitel 19

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Benjamin

Ich seufze, als ich ihm nachsehe. Habe ich nur das Gefühl, oder ist er quasi vor mir geflüchtet? Leise seufze ich und schaue mich um. "Was ist los Junge? Wieso ist solch eine Schönheit traurig?" Fragt neben mir eine tiefe, raue Stimme. Ich drehe mich zur Seite und sehe, dass der Mann mich direkt anschaut. Ich lächel leicht. "Ah, es ist nichts" Er hebt nur eine Augenbraue und sieht dann desinteressiert wieder weg. Leicht lasse ich meinen Kopf hängen und gehe an die Seite, ehe ich mich auf einen Stuhl plumpsen lasse.

Ich beobachte die Menschen, die glücklich miteinander tanzen und die Zeit vollkommen zu vergessen scheinen. Wieso war Zacharias gegangen? Klar, jeder Mensch muss Mal trinken, aber kein Mensch trinkt so lange. Wenn doch, dann wäre das sehr erstaunlich.

Aber das mysteriöse ist, dass ich ihn gar nicht bei den Getränken sehe. Tanze ich so schlecht, weshalb er geflüchtet ist? Oder stinke ich irgendwie? Das kann eigentlich nicht sein, denn ich war vor dem Ball noch schnell im See baden. Was war also dann der Grund?

"Wilhelm mein süßer, was bläst mein kleiner Freund für einen Trübsal? Wer hat dich gekränkt?" Ich zucke bei der Stimme zusammen, da ich sie nicht erwartet hätte. Doch dann fange ich an zu lächeln und drehe mich zur Seite. "Hey Viktoria...es ist nichts" sage ich so fröhlich wie möglich, jedoch hebt sie eine Augenbraue. "Vielleicht kannst du all die anderen Menschen täuschen, aber mich täuschst du ganz bestimmt nicht" sagt sie streng und ich lasse mich weiter den Stuhl herunter gleiten. "Zacharias und ich haben vorhin getanzt. Und als wir uns halt...naja, so in die Augen gesehen hatten und ich mich danach an ihn gekuschelt hatte, ist er abrupt stehengeblieben und hat sich entschuldigt, ehe er gegangen ist. Aber für mich fühlt es sich so an, als sei er geflüchtet. Vor allem, ich sehe ihn nirgends und er sagte mir, dass er was trinken möchte.." erkläre ich ihr meine Gedanken und langsam nickt sie. "Verstehe"

Es bleibt dann still und jeder hängt seinen Gedanken nach.

"Vielleicht musste er auch einfach nur ein Geschäft erledigen und hat es erst gemerkt, als er beim Trinken war?" Spekuliert sie und ich gluckse. "Wer weiß" ich seufze und stehe auf. "Ich denke, ich werde langsam nach Hause kehren. Es war ein wirklich schöner Abend. Vor allem unser fast Kuss-" "Ihr habt euch fast geküsst?!" Ruft sie und ich werde leicht rot. "Ja. Wir hatten...so einen schönen Moment. Wir sahen uns tief in die Augen und waren uns so nahe. Ich konnte kaum etwas vernehmen, da mein Herz so laut in meinen Ohren klopfte" hauche ich und lächel verträumt. In diesem Moment war der Wunsch, ihn zu küssen, verdammt groß gewesen. Es wäre sogar fast dazu gekommen, wäre er nicht gegangen. Und hätte ich meinen Kopf nicht auf seine Brust gelegt. Aber ich würde schüchtern und musste mich verstecken.

Schade.

Ich sehne mich nach seinen Lippen. Ich sehne mich nach ihm. Ich bin tief für ihn gefallen und dies lässt mich fast verrückt werden. Mein Körper begehrt seinen. Mein Herz kennt nur noch seinen Namen. Mein Verstand sieht nur noch ihn und es fühlt sich intensiver an, als es sich bei Alex angefühlt hatte. Seit ich hier bin, dreht sich alles gefühlt nur noch um diesen einen Mann.

Zacharias.

Zacharias hier, Zacharias da.

Aber wie kann ich nicht? Wenn er mein Herz und meinen Verstand komplett eingenommen hat, dann würde ich am liebsten nur noch bei ihm sein. Nur noch von ihm sprechen.

Ach wie sehr ich mir doch wünsche, dass er das selbe für mich fühlt. Das er das selbe von mir denkt. "Ihr wärt ein wirklich schönes Paar" flüstert Viktoria und ich sehe von der Menge zu ihr. "Findest du?" Frage ich und sie nickt lächelnd. "Wirklich. Du bist definitiv besser als...naja, ihr passt auf jeden Fall so gut zusammen" kichert sie und ich streiche mir eine Strähne hinter mein Ohr. "Und du hast kein Problem, das...naja...ein Mann und ein Mann.." weiter führe ich das gesagte nicht fort, da sie sich bestimmt schon denken kann, was ich meine.

Sie sieht mich an und scheint mich zu mustern. Dann lächelt sie. "Wie könnte ich was dagegen haben? Die liebe zwischen zwei Menschen kann keiner definieren. Leider leben wir in einer Welt, wo sowas als Schande, als Pest, als Sünde angesehen wird. Doch kann sich kein Mensch aussuchen, für wen das Herz sich entscheidet. Gefühle kann keiner kontrollieren. Deshalb...unterstütze ich dich vollstens" sagt sie sanft und ich spüre, wie mir die Tränen hochkommen, doch unterdrücke ich sie.

"Du bist eine wirklich tolle Frau. Du bist weit deiner Zeit voraus" lächel ich und sie schmunzelt. "Ich bin nun mal sehr toll" erwidert sie. Wir lächeln doch dann fixieren ihre Augen hinter mir was und ihre Lippen verziehen sich zu einem dünnen Strich.

Fragend sehe ich sie an und will gerade nach hinten schauen, als sie ihre Hände auf meine Wangen legt und mich grinsend ansieht. "Wir müssen unbedingt Mal tanzen! Ich hab gesehen, dass du sehr gut tanzen kannst! Dann habe ich wenigstens Mal einen Tanzpartner, der mir nicht ständig auf die Füße tritt" lacht sie und ich nicke schmunzelnd. "Klar, wieso nicht?"

Gemeinsam begeben wir uns auf die Tanzfläche und fangen an, zu tanzen. Wir lachen viel und tanzen, wie eine Prinzessin eigentlich nicht tanzen sollte. Doch uns ist es egal. Uns ist nur unser Spaß wichtig. Als es langsam immer später wird, löse ich mich von ihr und versuche, mein schnellschlagendes Herz zu beruhigen. "Es tut mir leid, das jetzt so unterbrechen zu müssen, aber ich muss langsam nach Hause" Murmel ich atemlos und reguliere meinen Atem. Traurig sieht sie mich an. "Schon? Ach...wie schnell solche Abende doch immer zu ende gehen. Es war wirklich toll, dich wiederzusehen. Du musst unbedingt Mal auf ein Tee zu mir kommen, dann können wir uns besser kennenlernen" schlägt sie vor und ich nicke. "Ich werde dran denken. Ich werde nur noch schnell Zacharias Lebewohl sagen und mich dann auf den Weg machen" sage ich lächelnd und wir umarmen uns.

Danach mache ich mich auf die Suche nach Zacharias und ich entdecke ihn bei den Getränken.

Neben ihm steht eine Frau.

Nein.

Es ist diese Frau. Die Frau, die auch auf dem Fest war. Beide unterhalten sich und ich denke mir nichts dabei.

Ich bleibe vor ihnen stehen und Zacharias sieht zu mir. "Ich wollte mich nur noch schnell verabschieden" erkläre ich und er dreht sich vollends zu mir um. "Du musst schon gehen? Aber der Abend hat erst begonnen" schmollt er und legt seine Hände auf meine Taille. Sofort breitet sich ein Kribbeln in meinem Körper aus.

Ich schnaube belustigt. "Die Uhr hat schon nach Mitternacht geschlagen. Ich muss nun gehen" Er seufzt und nickt. "Komm die nächsten Tage wieder zu mir. Dann...können wir über uns reden und wie es weitergehen wird und so. Und auch einfach Zeit verbringen" murmelt er und ich nicke lächelnd. "Das werde ich. Deine Schwester hat mich eh zum Tee eingeladen, also sollte das kein Problem sein" erwidere ich und drücke ihm dann einen Kuss auf die Wange. "Bis dann" wisper ich und er sieht mir tief in die Augen, ehe seine Lippen auch meine Wangen streifen. "Komm sicher nach Hause" haucht er und lächelnd nicke ich, ehe ich mich löse und dann auf dem Weg nach Hause mache.

Heute war ein wirklich schöner Abend.

The King's possession *PAUSIERT*Where stories live. Discover now