Kapitel 16

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Benjamin

Müde lehne ich meinen Kopf gegen die Hauswand und träume vor mich hin, während Mutter und Vater sich lächelnd unterhalten. Joakim spielt auf dem Boden im Schlamm, da es in den letzten Tagen wieder ein wenig geregnet hat und der frühe September Wind begrüßt uns in aller Freude. Die letzten Tage verliefen ruhig und gesinnig.

Jedoch hält sie nicht lange an, da wir noch die letzte Ernte rein holen müssen und das wird eine kraftraubende Arbeit. Doch das ist mir egal, denn so habe ich wenigstens was zu tun. Da es nun auf den Herbst zugeht und es somit langsam kälter wird, bereiten wir alles für den Winter vor.

Irgendwie freue ich mich schon drauf.

Es wird zwar eine schwierige Jahreszeit, dennoch freue ich mich ganz besonders auf den Schnee. Da wir in meiner Zeit so gut wie kaum Schnee bekommen, freue ich mich umso mehr, dass ich ihn hier erleben kann. Vor allem wird die Aussicht nicht von meterhohen Häusern bedeckt. Nein, die weiten Felder werden mit Schnee bedeckt sein, die Wälder tragen schöne Schneemäntel und es wird solch eine schöne Aussicht werden.

Ich habe schon immer davon geträumt, Mal ins Mittelalter zu reisen und zu sehen, wie es war, bevor die Industrialisierung so fortgeschritten war. Wo alle Menschen noch sie selbst waren, wo viele Plätze noch unberührt waren, wo nicht alle immer nur vorm Handy oder so hocken.

Klar, das Mittelalter hat auch so seine Nachteile. Die Pest, der Hunger, die Armut, Sklavenhandel, hohe Steuern, Zwangsheirat und noch weiteres. Die Menschen werden meist nicht älter als 30. Dennoch gibt es Menschen, die viel älter werden. Meine Eltern zum Beispiel, sie sind schon 40.

Ich freue mich. Aber auch hat das Mittelalter solch schöne Vorteile.

Endlich kann ich Freiheit spüren. Keinen Druck. Zwar liegen bestimmte Aufgaben auf meinen Schultern, aber ich kann endlich ich selbst sein. Ohne der Angst, meinen Freunden gefallen zu müssen. Ohne bestimmte Kriterien erfüllen zu müssen. Auch wenn dieser Körper hier verdammt hübsch ist. Aber es liegt nicht diese...diese Last auf mir. Ich kann es nicht wirklich beschreiben, aber ich fühle die Freiheit, die die Menschen damals wohl erlebt haben.

Trotz dessen dass das Leben hier unglaublich schwer ist. Ich will das Mittelalter nicht gut reden, ganz und gar nicht, denn es war eine schwere Zeit für die Menschen. Aber es gibt auch schöne Dinge hier, die es in meiner Zeit nicht mehr gibt. Zwar haben wir Internet, was verdammt cool ist, tolle Musik und warme Häuser und was weiß ich noch alles. Aber hier gibt es noch die Echtheit. Das Vertrauen. Wahre Liebe.

Natürlich gibt es auch hier Menschen, die verlogen und verbittert sind.

Dennoch...

Von all den negativen Punkten abgesehen, liebe ich es wirklich hier.

"Wilhelm, woran denkst du?" Reißt mich die Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken und ich schüttel kurz den Kopf. "Ah, ich denke über alles und nichts nach" schmunzel ich und sie hebt grinsend eine Augenbraue.

"Du kennst unseren Sohn doch, er ist ein großer Nachdenker" grinst Vater und ich schüttel schmunzelnd den Kopf. Ich liebe sie so sehr, auch wenn sie nicht meine echten Eltern sind. "Übrigens, was wünschst du dir zu deinem Geburtstag?" Verwirrt sehe ich sie an. "Huh?" "Na du weißt schon, dein neunzehnter Geburtstag steht an. Hast du das etwa schon vergessen? Dabei fieberst du doch immer drauf hin" erwidert sie.

Yeah, wenn ich überhaupt wissen würde, wann mein Geburtstag wäre.

"Haha. Klar. Mein Geburtstag" kicher ich. "Ich wünsche mir nichts Mutter. Allein das meine Familie bei mir ist, ist schon mein größtes Geschenk" Gespielt weinend fast die alte Frau sich ans Herz. "Hast du das gehört August? Er liebt uns so sehr"

Grinsend sehe ich ihn an. "Wohl war Agnes. Dieser Jungspund scheint uns so sehr zu lieben, dass er freiwillig allein das Feld macht" spricht Vater und wischt sich eine imaginäre Träne weg. Sofort lache ich. "Na, so sehr reicht meine Liebe dann wohl doch nicht" sage ich frech und renne dann lachend vor der Frau weg, die ein Kochlöffel nach mir geworfen hat.

Ich bleibe stehen und verstecke mich hinter Joakim. "Joakim, mein Retter. Mein Ritter, rette mich vor dem Feuer speienden Drachen!" Ich Wimmer gespielt ängstlich und Joakim sieht mit großen Augen zu unserer Mutter. "Na warte, wenn ich dich in die Finger bekomme!" Ruft die Frau und ich lache vergnügt. Doch das hört auf, als ich jemanden auf uns zuschreiten sehe.

Meine Eltern sehen zu ihm und sofort verbeugen sie sich. Ich jedoch hebe nur eine Augenbraue und verschränke meine Arme vor der Brust. "Solltest du nicht Respekt vor deinem König haben?" Raunt der Mann und ich verdrehe meine Augen. "Mein Respekt vor dir ist schon lange weg" konter ich und höre meine Mutter scharf die Luft einziehen.

Zacharias hebt amüsiert eine Augenbraue. "Frech wie immer" Ich gluckse und sehe ihn dann an. "Was willst du hier?" Frage ich dann nach seinem Grund, wieso er hier ist. Meine Eltern stellen sich langsam wieder aufrichtig hin und sehen uns verwirrt an. Doch dann scheint meine Mutter sich an etwas zu erinnern und fängt an zu grinsen.

"Ich wollte dich sehen. Nachdem du die letzten Tage nicht zum See gekommen bist" erklärt er. "Und woher genau weißt du, wo ich lebe?" Frage ich misstrauisch. "Vielleicht bin ich dir Mal gefolgt, da ich neugierig war, wo du haust" "Yah! Kleiner Stalker" rufe ich und verwirrt sehen mich alle drei an. "Eh ich meinte, wieso läufst du mir nach? Ich hätte dir mein Dorf schon irgendwann gezeigt" sage ich.

Zacharias lacht und tritt näher, ehe seine Hände Platz auf meiner Hüfte finden. Ich erschaudere bei dem Kontakt seiner Hände, jedoch schlage ich sie weg und sehe ihn warnend an. "Ach komm schon Kleiner, hast du mir immer noch nicht verziehen?"

Ich schüttel den Kopf. "Das werde ich so schnell auch nicht tun" Schmollend sieht der König mich an. "Komm schon. Ich habe meinen Fehler doch schon eingesehen"

"Ist mir egal" erwidere ich und drehe zickig meinen Kopf zur Seite. Zacharias seufzt leise. "Was soll ich tun, damit du mir verzeihst?" Ich sehe ihn dann wieder an. "Ich verzeihe dir dann, wenn ich denke, dass es richtig ist. Du hast mich belogen und sowas verzeihe ich nunmal nicht schnell", "Ach komm, wir haben darüber doch schon gesprochen. Ich dachte, wir wären jetzt wieder auf der friedlichen Seite"

"In deinen Träumen"

"Stimmt, aber meine Träume mit dir sehen eher anders aus. Eher inti-"

"Nah! Sag nichts weiteres!" Falle ich ihm ins Wort. "Es tut mir leid, euer Gespräch zu unterbrechen, aber was ist hier bitte los? Erst kommt eure Hoheit hier her, dann zollt Wilhelm ihm kein Respekt und nun keift ihr wie ein altes Ehepaar. Habe ich irgendwas verpasst?" Meine Wangen erhitzen sich, als er das mit dem Ehepaar erwähnt hatte. "Um es kurz zufassen, der König und ich haben uns schon einige Male getroffen und sind auch gute Freunde geworden. Aber dann hat der Werte Herr einen Fehler gemacht und nun sind wir auf Kriegsfuß" erkläre ich. "Aber wir haben uns doch ausgesprochen!" "Das bedeutet nicht, dass wieder alles gut ist mein lieber"

Zacharias schnaubt trotzig, was ich irgendwie ziemlich niedlich finde. "Wie lange soll ich denn noch auf dich warten?", "Zacharias, es sind gerade Mal ein paar Nächte vergangen, du kannst nicht erwarten, dass es nach so kurzer Zeit wieder alles gut ist" brumme ich und er seufzt. "Ist ja gut"

"Gut"

Es kehrt Stille ein und keiner weiß was zu sagen.

Ich sehe mir Zacharias dann genau an.

Verdammt, er sieht so gut aus. Und ausgerechnet ich soll das Objekt seiner Begierde sein? Ich kann es kaum glauben. Das ist doch alles nur eine Masche, damit ich mich ihm beuge. Aber da hast du falsch gedacht mein lieber. 

Jedoch hoffentlich vergeht die Zeit schnell. Ich will endlich wieder in seinen Armen liegen, doch das geht nicht, solange ich ihm nicht verziehen habe. Und so schnell werde ich es auch nicht tun. Es würde nur sein Ego pushen.

Und darauf habe ich sicherlich keine Lust.

The King's possession *PAUSIERT*Donde viven las historias. Descúbrelo ahora