Kapitel 9

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Benjamin

Leise murre ich, als ich jemanden immer wieder Husten höre.
Ich drücke das dünne Kissen auf meine Ohren, um ein wenig Ruhe zu haben.

Kann die Person Mal leiser husten?

Doch dann setze ich mich schnell auf, als mir bewusst wird, wo ich bin und was es bedeutet, wenn jemand hustet. Die Bauern haben keine Medikamente. Zumindest wissen sie nicht wirklich wie sie hergestellt werden können. Sofort stehe ich auf und gehe auf Joakim zu, der ununterbrochen zu husten scheint.

"Hey Kleiner, ganz ruhig", sage ich leise und streichel beruhigend über seinen Arm, in der Hoffnung, dass er sich vielleicht von dem Hustenanfall beruhigt. "Es war die letzten Tage zu kalt in der Nacht. Es ist unüblich für den Sommer, aber er muss sich unterkühlt haben und hat nun eine Erkältung" höre ich Mutter hinter mir sagen und Besorgnis macht sich in mir breit. Erkältung hört sich vorerst harmlos an, doch kann es sich noch immer verschlimmern und ich habe sorge, dass er es am Ende nicht überlebt. Dabei habe ich ihn echt in mein Herz geschlossen. 

"Haben wir irgendwo Kräuter, die zur Beruhigung des Hustens helfen können?" Frage ich und lege die Decke weiter auf ihn, damit diese ihm mehr Wärme spenden kann. "Leider nicht.." Wispert sie und ich sehe, dass Joakim immer noch zittert. Ich stehe auf, hole meine Decke und lege sie zusätzlich über seine. "Es wird alles gut werden Kleiner...Mutter, leg dich wieder hin, du siehst geschafft aus. Ich werde mich um Joakim kümmern" versichere ich ihr und zögerlich nickt sie. "Okay. Danke Wilhelm."

Sie verlässt den Raum und ich streichel über die verschwitzte Stirn meines kleinen Bruders. "Wir schaffen es, okay? Dir wird es wieder gut gehen" hauche ich. Dann schaue ich raus. Die Sonne setzt zum aufgehen an und ich überlege, wie ich Joakim helfen kann.

Ob ich... Zacharias nach Medikamente fragen sollte? Ich mein...er ist reich und er kommt sicherlich schnell an welche ran. Immerhin ist er der König und es geht um meinen kleinen Bruder. Selbst wenn ich auf Knien danach betteln muss, ich werde alles dafür tun, dass es meinem Bruder wieder besser gehen wird. Die Frage ist nur, wie kann ich ihn so schnell wie möglich kontaktieren? Ich habe keinerlei Ahnung, wo sich sein Schloss befindet, geschweige denn, wie man dahin kommt und das heißt, ich müsste bis heute Abend warten und da ist wiederum die Frage, ob er überhaupt kommt. Immerhin war er gestern auch nicht da.

Und dann würde es wieder Stunden dauern, bis ich die Medizin bekomme. Ich hoffe, Joakim hält solange durch. Ach was, natürlich hält er solange durch! Er ist ein Kämpfer. Und es ist nur eine Erkältung. Daran wird er schon nicht sterben, richtig?

Entnervt gehe ich auf und ab, raufe meine Haare und denke scharf nach, was nun zu tun ist. Dann reiße ich ein Stück meines Hemdes ab, tunke es ins Wasser und lege es auf seine Stirn. "Es wird alles gut" Murmel ich immer wieder vor mich hin und streichel seine kleine, weiche Wange.

Er ist noch so jung, er kann noch nicht wegen sowas drauf gehen. Das werde ich nicht zulassen.

Stundenlang geht es so, dass ich das Tuch Wechsel, ihm einen Brei gebe und nun ist es endlich Abend. Ich sitze schon auf dem Baumstamm und nervös trommeln meine Finger immer wieder gegen die Rinde.

Wo bleibt er. Wieso kann er nicht einmal früher da sein?

Der Mond steht schon hoch am Himmel, was mir anzeigt, dass es kurz nach Mitternacht sein muss und von Zacharias ist noch immer keine Spur. "Du siehst aber gestresst aus" erklingt eine tiefe Stimme in meinem Ohr und sofort drehe ich mich um.

"Zacharias, endlich bist du da!" Sage ich und stürme auf ihn zu, bevor ich gegen ihn pralle und meine Arme fest um seinen Körper schlinge. "Woah, immer langsam Wilhelm, ist ja nicht so, als würde ich weglaufen" lacht er, doch bin ich zu besorgt und angespannt, als dass ich lachen kann.

Denn Joakims Zustand hat sich verschlechtert und das bereitet mir verdammte sorgen.

"Ist alles okay?" Fragt er dann verwirrt und ich atme tief durch. "Ich würde dich nie um etwas bitten, wenn es nicht wirklich dringend wäre.." beginne ich und spiele mit meinen Fingern.

"Was meinst du?"

"Ich weiß, das klingt jetzt gehässig, aber du bist doch reich. Da habt ihr doch....sicherlich Medizin...ich...Joakim...mein kleiner Bruder, er ist krank. U-Und sein Zustand verschlechtert sich immer mehr. Dabei ist es doch nur eine Erkältung? Vielleicht auch Grippe? Aber....aber ich kann ihn nicht verlieren. Er ist noch so jung, er hat noch sein ganzes Leben vor sich, er-", "Immer mit der Ruhe Wilhelm, hol tief Luft" unterbricht der ältere mich und ich atme tief ein und aus, doch zittern meine Hände ununterbrochen.

Zögerlich und langsam nimmt er meine Hände in seine, während er mir sanft in die Augen schaut. "Du möchtest bestimmt, dass ich dir Medizin bringe, die gegen die Erkältung hilft, oder?", "Wenn's nicht anders geht, dann werde ich auch auf meinen Knien betteln, um sie zu bekommen" sage ich und deute schon an, auf die Knie zu gehen, doch hält er mich fest und hindert mich so daran. "Ich werde sie dir bringen. Noch heute Nacht. Das verspreche ich dir. Warte hier auf mich, ja?" spricht er ernst aus, ich lächel ihn dankbar an und umarme ihn fest. Leicht lege ich meinen Kopf in seine Halsbeuge und genieße die Umarmung, welche sich mehr als gut anfühlt. "Danke Zacharias. Ich weiß nicht, wie ich dir das je zurückgeben kann" hauche ich und schließe meine Augen, während seine Hand immer wieder durch meine Haare fährt, ein leichtes ziehen hervorbringt und mich nur noch mehr entspannen lässt. 

Er ist so toll. Wir kennen uns jetzt schon länger und wir sind wirklich gute Freunde geworden, wobei ich langsam merke, dass die Freundschaft tiefer geht, als das wir es jetzt sehen. Zacharias hat so viel für mich getan, ich weiß nicht, wie ich ihm genug danken kann.

Und...er lässt mein Herz höher schlagen.

Doch ich weiß was das heißt.

Ich bin geradewegs dabei, mich zu verlieben, wobei Alex immer mehr in den Hintergrund rückt, was mich leicht unwohl fühlen lässt. 

The King's possession *PAUSIERT*Where stories live. Discover now