Kapitel 20

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Benjamin

"Nein Wilhelm, du musst locker sein. Verkrampf dich nicht so, sonst klappt es nicht. Genau. Gerade aufsitzen. Nein du musst deine Hände tiefer halten. Genau. Und nun spann deine Schenkel an." Etwas überfordert halte ich die Zügel in meinen Händen und Versuche so gut es geht, den Anweisungen zu folgen. "Genau. Du brauchst keine Angst haben. Ich bin ja bei dir" sagt Zacharias und lächelt mich dann an. Ich atme tief durch und Versuche mich zu entspannen. "Super! Das machst du schon richtig gut" lobt Zacharias mich und ich lächel breit.

Ihr fragt euch sicher, was wir hier tun.

Zacharias bringt mir endlich das reiten bei. Schon seit Wochen bitte ich ihn und seit ein paar Tagen gibt er mir dann endlich Reitunterricht. Mittlerweile haben wir spät Herbst und es wird immer kälter. Es ist Ende Oktober und der Winter kommt immer näher. Das bereitet mir am meisten sorgen. Ich habe noch nie einen Winter im Mittelalter mitgemacht. Und gerade in dieser Zeit ist es sehr hart, Wärme zu bekommen. Aber die Frage ist, wieso stecke ich noch immer hier fest? Mein Heimweh ist zwar nicht mehr so schlimm wie am Anfang, doch spüre ich die Abwesenheit meiner Lieblingsmenschen zu sehr. Es macht mich einfach nur verrückt, da ich einfach nicht herausfinden kann, wie ich auf schmerzfreier Weise von hier zurück in meine Zeit reisen kann. 

"Wilhelm, konzentriere dich" reißt mich Zacharias aus meinen Gedanken und ich nicke. "Tut mir leid" entschuldige ich mich und konzentriere mich wieder auf das hier und jetzt. So üben wir weiter und nach und nach werde ich langsam immer besser. Zwar kann ich noch nicht wirklich gut reiten, aber definitiv besser als am Anfang. Ich steige ab und der Stalljunge bringt das Pferd zurück. "Für'n Anfang warst du schon sehr gut" sagt er und zieht mich an der Hüfte zu sich. Meine Beziehung zu Zacharias hat sich seit dem Ball sehr verbessert. Wir sind uns näher denn je und verbringen eine wunderschöne Zeit miteinander. Oft tauschen wir die ein oder anderen Küsse aus und verbringen viele Nächte miteinander.

Natürlich nicht intim, aber viel mit kuscheln oder einfach nur das Beisammensein. Oft liest er mir ein Buch vor, dass ich selber lesen kann sollte niemand erfahren, und ich liege neben ihm, während ich seiner schönen Stimme lausche. Er wiederum ist wirklich anhänglich. Er kuschelt sich immer an mich und möchte so viel Nähe, wie nur möglich. Dennoch arbeitet er dann auch öfters an Berichten oder liest auch. Allgemein sind wir uns näher gekommen und das macht mich wirklich glücklich.

Er macht mich glücklich.

"Bleib heute Nacht wieder bei mir..." Wispert er und ich kichre. "Gerne. Aber irgendwann muss ich auch Mal wieder nach Hause. Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen" Murmel ich und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab. "Wieso beziehen sie nicht einfach ein Haus, was hier ganz in der Nähe ist? Dann können wir uns jeden Tag sehen?" Haucht er und fängt an, das Haar in meinem Nacken zu kraulen.

Ich brumme zufrieden. "Wir sind glücklich in diesem Dorf. Außerdem können wir uns kein anderes Haus leisten" antworte ich. "Dann gebe ich euch eben die nötigen Münzen...ich will dich immer bei mir haben" schmollt er und ich kicher. "Du hast mich doch gerade bei dir" sage ich. "Ja schon, aber morgen früh musst du wieder gehen...ich will dich jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde bei mir haben. Und nicht immer nur zwei Tage in der Woche und drei Mal am Abend. Ich will dich immer in meinen Armen halten" sagt er und löst seine Hände von meiner Hüfte und legen sich auf meine Wangen, ehe er meinen Kopf näher an seinen zieht. "Das würde ich auch gerne, aber ich habe meine Aufgaben zu verrichten" schmolle ich und er streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe.

Die Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen wild umher und mein Herz rennt einen Marathon, so schnell schlägt es in meiner Brust. "Du machst mich wirklich verrückt" haucht Zacharias, ehe er mir immer näher kommt und seine Lippen dann zärtlich auf meine legt.

Sofort schließe ich meine Augen, um dieses Gefühl intensiver zu spüren. Sein Daumen streicht über meine Wange und bleibt sanft. Unsere Lippen schmiegen sich zärtlich aneinander und ich blende alles um uns herum aus. Jetzt zählen nur Zacharias und ich.

Bis..

"Ähem" jemand räuspert sich neben uns und wir lösen uns. Schmollend sehe ich zu Boden, doch dann sehe ich zu der Person, die uns unterbrochen hat.

Maya.

Die Frau, die ich am wenigsten leiden kann.

"Was?" Frage ich schnippisch und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Zacharias und ich haben noch etwas zu bereden" sagt sie und ich hebe meine Augenbraue. "Achja und was?" "Etwas geschäftliches" antwortet sie knapp und ich seufze. "Geh du ruhig vor. Ich komme dann nach Baby. Bereite du schonmal alles für heute Abend vor" sagt Zacharias und drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, ehe er mit Maya mit geht.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen gehe ich dann rein in das Schloss und zu seinem Gemach.

Ich vertraue Zacharias. Wirklich. Aber diese Frau weckt in mir komische Gefühle. Sie ist mir einfach nicht geheuer. Sie hat irgendwas an sich, dass in mir die Alarmglocken schlagen lässt. Sie und Zacharias müssen irgendwie oft was geschäftliches besprechen. Aber vielleicht ist es auch nur, weil sie eine Prinzessin aus einem anderen Königreich ist. Ein wenig beruhigt bei den Gedanken, dass nicht mehr sein kann, bereite ich alles vor und lege mich schonmal in das gemütliche Bett. Ich seufze zufrieden und schließe meine Augen. Meine Knochen werden langsam immer schwerer und schon bin ich in das Land der Träume geglitten.

The King's possession *PAUSIERT*Where stories live. Discover now