Kapitel 6

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Vergangenheit

Wir sind am Mallorca Flughafen angekommen und ich bin unfassbar nervös gleich Nicos Familie persönlich kennenzulernen, weshalb ich mich fest an meinen Teddybären drücke. Wenige Minuten  warten wir am Gepäckband auf unsere Koffer und als alle ihren Koffer haben laufen wir weiter richtig Ausgang, wo drei weitere Leute warten und schon winken als sie uns sehen. Ich bin zwar schwer mit meinen sieben Jahren und trotzdem nimmt mich Aileen auf den Arm da sie merkt das ich mich etwas unbeholfen fühle, Nico nimmt meinen Koffer in seine linke Hand und zieht in mit seinem weiter. Als wir bei den drei Leuten ankommen lässt mich Aileen runter, Nico umarmt den älteren Mann herzlich und geht weiter über zur älteren Frau. Die beiden sehen sympathisch aus und strahlen eine Herzlichkeit aus die ich von ihrem Sohn kenne. Als Nico sich aus der Umarmung löst fällt er der jüngeren Frau um den Hals, ich nehme an das sie Nicos kleine Schwester Clarissa ist. Nico löst sich nun auch mit der Blondine aus der Umarmung und wendet sich zu mir, nachdem auch Aileen die drei gegrüßt hat.
„Und das ist Helena", will er mich vorstellen aber ich verstecke mich schüchtern hinter seinem Bein.
Aileen geht zu mir runter in die Hocke und spricht zu mir mit einer zarten, vorsichtigen Stimme.
„kuck mal das ist Nicos Vater Egon, das ist Nicos Mutter Lisa und das ist Nicos Schwester Clarissa".
Sie zeigt während der Vorstellung auf die jeweilige Person und ich merke wie ich langsam zutraulicher werde. Ich spüre wie Nicos warme Hand auf meinem Rücken ist und sehe Aileen in die Augen. Ich löse mich langsam von Nicos Bein und gehe auf Aileen zu die mich wieder hoch auf den Arm nimmt.
„Und du bist?", fragt sie mit einem Lächeln.
„Helena", sage ich fast flüsternd aber ich habe etwas gesagt.
Ich sehe wie alle fünf Personen um mich rum anfangen zu lächeln und erkenne das diese drei Personen vor mir das selbe ehrliche Lächeln haben, wie auch Nico und Aileen. Bevor wir uns zum gehen wenden blicke ich nochmal tief in die Augen jedens um zu prüfen was ich darin sehe. Für einen ganz kurzen Moment denke ich sehe Mitleid darin aber es ist kein Mitleid. Ich sehe plötzlich wieder Aileen und Nicos Augen vor mir und vergleiche es mit denen in die ich gerade schaue, es ist kein Mitleid, es ist Respekt. Als wir bei dem Haus von Nicos Familie ankommen kann ich mir ein Staunen nicht verkneifen. Kaum bin ich durch die Haustüre sehe ich einen kleinen Jungen auf einem Bild, auf das ich gerade Wegs zu laufe.
„Ist das Nico?", frage ich schüchtern mit einem Hauch von Belustigung.
„Ja das ist der kleine Nico", antwortet mir Nicos Mutter und kommt etwas näher zu mir, hält aber einen kleinen Abstand dennoch von mir.
„War ich nicht süß?", kommt nun Nico von hinten mit einem schmunzeln und geht zu mir runter in die Hocke.
Da ich nicht darauf antworten will schmunzle ich mit einem Nicken.
„Willst du mal dein Zimmer sehen?", geht Clarissa lächelnd mit einem Abstand in die Hocke.
Um wieder nicht zu antworten nicke ich und als Clarissa wieder aufsteht nähere ich mich ihr. Vorsichtig hebe ich meine Hand zu ihrer und sie blickt mit einem Lächeln zu mir runter.
„Na komm", streckt sie ihre Finger lächelnd aus und ich nehme ihre Hand.
Ich laufe ihr hinterher und sie führt mich mit der Hand in mein Zimmer. Als Clarissa mit einem leichten Druck gegen die Tür öffnet , treten wir in ein schlichtes Zimmer ein, aber ich finde es traumhaft. Ein normales Kind würde dieses Zimmer als ein simples Gästezimmer sehen aber da ich kein gewöhnliches Kind bin fühle ich mich wie daheim. Mein Zimmer bei Nico ist auch sehr simple eingerichtet und trotzdem fühle ich mich wohl, da dieses Zimmer fast genauso eingerichtet ist, fühle ich mich gleich hier wohl.
„Ich fühle mich wie daheim...", sage ich schüchtern zu Clarissa.
Nicos kleine Schwester lächelt und kommt wieder runter zu mir in die Hocke, dieses Mal ohne Abstand zu halten.
„Und das war auch der Plan", blicke ich in dieses ehrliche Lächeln welches ihr großer Bruder auch hat.
„Danke...", flüstere ich zwar fast aber Clarissa hört es klar und deutlich.
So manche Menschen verstehen nicht weshalb ich in solchen Fällen danke sage aber diese Leute kennen auch kein anderes leben, ein Leben in den man den Leuten egal ist und nicht geliebt wird, respektiert wird. Für mich ist das alles einfach nicht selbstverständlich und Clarissa scheint dies zu verstehen. Am nächsten Tag gehen wir gemeinsam zum Strand wo ich mit Clarissa unbedingt eine Sandburg bauen will. Clarissa und ich machen daraus einen Wettkampf. Wir haben gewettet das Nico und Aileen es nicht schaffen werden eine größere Sandburg zu bauen als wir zwei. Begeistert nehmen sie die Challenge an und das Bauen beginnt, 5 Minuten später ist die Zeit um.
„Wir haben gewonnen", sage ich stolz und selbstsicher.
„Na warte", grinst Nico und kommt auf mich zu, wenige Sekunden später spüre ich seine warmen Handflächen an meiner Hüfte und er hebt mich hoch, was mich zum Lachen bringt.
„Ihr habt aber auch verdient gewonnen", blicke ich nun ihn sein ehrliches Lächeln.
Die Woche bei Nicos Familie ist nun vorbei da Nico demnächst wieder viel Zeit im Studio vergingen wird. Am Flughafen wo wir uns verabschieden und dann auf dem Weg zum Gate sind bleibe ich kurz stehen. Ich drehe mich um und renne geradewegs auf Clarissa zu.
„Ich hoffe wir sehen uns bald wieder Tante Clarissa", geht sie lächelnd in die Hocke und ich falle ihr in eine innige Umarmung, in der ich die Worte sage.
„Das werden wir ganz sicher", erwidert sie auf mein Lächeln.

Adoptierte Wellenbrink Where stories live. Discover now