Kapitel 24

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Vergangenheit

Nach einem erfolgreichem Tag im Studio, mache ich mich auf dem Weg nach draußen. Ich atme die frische Herbstluft ein und sehe einen schwarzen BMW Vorfahren.
,,Hi Schatz", küsst mich mein Mann zärtlich zur Begrüßung.
,,Der nächste Stop: Dein Vater", tut er humorvoll so als sei er ein Taxifahrer.
Ich muss schmunzeln und wir fahren weiter zu meinem Vater. Angekommen hole ich meinen Schlüssel raus, mein Vater hatte damals als ich ausgezogen bin drauf bestanden das ich ihn behalte. Ich öffne die Tür und vernehme Geräusche in Richtung Wohnzimmer. Je näher ich dem Wohnzimmer komme höre ich deutlicher was hier zu hören ist.
,,When the world is crashing down, Then I'll be here , Tell me, would I lie to you?, Tell me, would I lie?...", höre ich die mir sehr bekannte Gesangsstimme meines Vaters.
Would I Lie To You, das Lied gewidmet meiner Mum. Seit ihrem Tot hab ich diesen Song nicht mehr gehört und er hat ihn danach nie wieder gesungen.
,,And when I say I'll be around, To dry your tears, Tell me, would I lie to you?, Tell me, would I lie?...", vernehme ich nun die stimme meiner Tochter.
Sie ist sechs Jahre alt und lebt schon für die Musik, auch kein Wunder wenn ihr großes Vorbild ihr Großvater ist. Ich erinnere mich noch genau als sie drei Jahre alt war, performte sie vor uns die Songs meines Vaters und ahnte ihn nach. Ich genieße es den beiden zuzuhören wie sie zusammen am Klavier sitzen, den Song spielen und singen. Nicklas bemerkt das ich innerlich mit den Tränen ringe, dieser Song, die beiden singen diesen Song gemeinsam. Im Laufe der Jahre erinnere ich mich mit einem Lächeln an meine Mum zurück aber diesen Song konnte ich mir trotzdem nie antun. Das mein Vater diesen Song nach all den Jahren mit seiner Enkelin singt, ist ein Gefühl was man nicht beschreiben kann. Als mein Vater die letzten Töne singt und die letzten Töne spielt sehe ich etwas das ich bei ihm seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte wenn es um Mum ging, ein Lächeln. Er nimmt Emy mit einem Lächeln in den Arm doch dann verdunkelt sich seine Miene, als sei ihm bewusst geworden was er gerade gesungen hat und wie lange das letzte mal her ist. Emy ist voll und ganz bewusst was ihr zweitname zu bedeuten hat, er ist um Mums Namen in ehren zu halten. Als sich die beiden wieder aus der Umarmung lösen sieht Emy die kleinen Tränen in den Augen meines Vaters, die ich sogar Meter weiter erkennen kann.
,,Wieso weinst du...?", fragt sie schüchtern.
,,Ich Weine nicht...", schnieft er leicht und drückt seine Hand gegen sein Auge, um es trocken zu machen.
Ich sehe den Gesichtsausdruck von Emy nicht aber alleine mit dieser Aussage kann ich ihn mir klar und deutlich vorstellen.
,,Doch Opa... das sind Tränen...", sagt sie immer noch schüchtern aber man hört ihre Fürsorge raus.
Mein Vater muss Lächeln und atmet einmal tief ein.
,,Es ist wegen Oma... der Song war für sie...", hat dieses kleine Mädchen meinen Vater analysiert.
Wieder dieses Lächeln, seiner Seite. Er nickt bloß als Antwort und dann kommt die Frage vor der ich seit sechs Jahren Angst habe.
,,Wie war Oma so... Mum erzählt nicht viel von ihr...", sehe ich bloß vie sie kurz den Kopf fallen lässt und ihn wieder erhebt.
Das ist das Stichwort, ich muss ins Wohnzimmer.
,,Hey...", tue ich so als währe ich gerade erst gekommen und zwinge mir das ehrliche Lächeln auf das ich über die Lippen bekomme.
,,Mum...", erhebt sie ich mit einem Lächeln von dem Klavier hocker und rennt auf mich zu.
Ich schließe sie in die Arme und Blicke auf zu meinem Vater, ich kann in seinem Blick lesen das er weiß das mein Lächeln eine Mischung aus ehrlich und aufgesetzt ist. Ich erhebe mich wieder und nehme meinen Vater zur Begrüßung in den Arm.
,,Ich weiß das ihr schon länger da seit...", flüstert er mir ins Ohr und ich erstarre für einen Moment.
Ich schaue ihn sicherlich schockiert an, ich habe nicht damit gerechnet das er es weiß.
,,Hey Nick...", begrüßt er seinen Schwiegersohn.
,,Es wird nie alt oder?", muss er schmunzeln.
Keiner nennt ihn Nick weil es einfach nicht zu ihm passt, bis auf meine Familie, die finden diese Abkürzung passt hervorragend zu ihm.
,,Nein", antwortet er mit einem grinsen, worauf Nicklas nur mit einem Lächeln den Kopf schüttelt.
Ich gehe in die hocke um in die Augenhöhe, des kleinen mädchens mit dunkelbraunen Haaren und blauen Augen zu sein. Diese Worte fallen mir schwer.
,,Emy... was willst du von Oma hören...?", erwidere ich stockend, dem kleinen Mädchen vor mir, es fällt aber keineswegs auf.
Ich mache das weil... Ich fühle mich ihr schuldig etwas über ihre Großmutter zu erzählen. Sie trägt als zweitname ihren Namen und weiß rein gar nichts über diese Person. Ich wende meinen Blick von den Meeresblauen Augen und Blicke in die Nussbraunen Augen meines Vaters, der mich anschaut als währe er ein wenig schockiert das ich das gerade sagte. Er weiß ich tue mich mit Mums tot immer noch schwer aber ich habe gelernt damit umzugehen. Nur damit umzugehen und damit offen zu sein  sind zwei verschiedene Sachen, deswegen hab ich auch nie über sie geredet. Nicht einmal Nicklas weiß wer meine Mutter war. Es ist von beiden ihr recht zu erfahren wer die Frau in meinem Leben war, welche Frau ich als meine Mutter bezeichnet hab.

Adoptierte Wellenbrink Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt