Kapitel 15

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An diesem Tag nannte er mich das erste mal Hell und ab diesen Tag nannte er mich auch nur noch Hell.
„Warum war ich immer Helly?", frage ich neugierig.
„Ganz ehrlich... ich weiß es nicht", antwortet mein Vater schmunzelnd.
„Bei deiner Mum warst du Hell und bei mir nunmal Helly", grinst er.
„Als du Hell sagtest und dich verbessern wolltest, da hatte ich dich unterbrochen... ich weiß bis heute nicht was du sagen wolltest", erwidere ich immer noch neugierig.
„Du wirst es nicht glauben aber... ich hätte fast dein Geburtstagsgeschenk verraten", muss er bei seiner Aussage schmunzeln.
Ich denke zurück an meinen sechzehnten Geburtstag.
Meine Brustlangen braunen Haare waren gewellt und ich trug ein blau-weiß kariertes T-Shirt, eine schwarze Hose und zu guter letzt, dazu meine heiß geliebten hellblauen Converse Chucks. Ich hatte damals die Converse Chucks in gefühlt jeder Farbe, immer passend zu jedem Outfit. Mein sechzehner Geburtstag war eigentlich nichts spektakuläres, da ich eine Woche nach der Beerdigung meiner Mutter Geburtstag hatte war ich dementsprechend auch nicht in Party Laune, weshalb mein Vater und ich uns einen schönen Tag alleine, ruhig gestaltet haben. Nach einem Abstecher zum Grab gingen wir essen und dann wieder nachhause. Als wir zuhause waren schauten wir zusammen The Vampire Diaries, irgendwie hatte ich meinen Vater überzeugen können aber er war eigentlich die ganze Zeit abwesend. Wegen des Unfalls meiner Mum hatte ich die Serie ein Jahr lang so gut wie pausiert und so war ich grade mal bei Staffel drei von acht. Zur Feier des Tages gab es eine unfassbar leckere Nutella Torte, die ich gemacht hatte da mein Vater und die Küche keine Freunde waren, wohl bemerkt immer noch nicht sind. Nach dem Kuchen essen gab es das Geschenk, das Geschenk welches ich nie erwartet hatte. Der Inhalt wurde mit einer blauen Box versteckt und als ich den Deckel anhob um die Kiste zu öffnen, kam mir Watte entgegen. Auf dieser Watte lag etwas, das auf dem ersten Blick aussah wie ein Brief, doch mit genauerem Betrachten erkannte ich es war kein Brief. Dieses Brief artige war eine Adoptionsurkunde, mein Vater meinte das meine Mutter an dem Tag ihres Unfalls die Adoption beantragt hatte, aufgrund der Aufruhe des letzten Jahres hatte er es selbst nicht mehr gewusst das die beiden sich entschieden mich anerkannt als ihre Tochter bezeichnet zu können. Mit diesem Adoptionsschreiben war ich nicht mehr ein aufgenommenes Mädchen, die beiden waren nicht nur wie meine Eltern, sie waren meine Eltern und ich war ihre Tochter. An dem Tag des Streites von mir und meinem Vater war er nicht im Studio wie ich angenommen hatte, er hatte genau dieses Blatt Papier was für mich einen viel größeren wert hatte abgeholt.
Dieses Stück Papier wie jeder es nennen würde hat für mich heute noch einen größeren wert als ich jemals jemanden erklären könnte.
„Als du erkannt hast was für ein Stück Papier es ist... ich hatte mich ehrlich gesagt noch nie so gefühlt als dein Vater... es war irgendwie wie als hätte ich dich von Geburt an in den Armen gehabt... die Zeitspur hatte sich verändert...", sagt er mit einem schiefen grinsen aber ich höre seine leichte Verlegenheit aus diesen Worten.
„Nicht nur für dich hat dieses Papier einen größeren wert als man es beschreiben kann, es gibt keine Worte in jeder Sprache die es beschreiben können", behält er das schiefe grinsen, die Verlegenheit in seiner Stimme verschwindet.
„Weißt du noch als wir meine Kommode aufgebaut haben?", lache ich in die Vergangenheit.
„Du meinst deinen zerzausten Dutt, dein blau-weiß gestreiftes T-Shirt, die lange blaue Latzhose und deine heiß geliebten weißen Converse Chucks?", schmunzelte er und ich erstarre leicht, als ob er sich noch so gut an diesen Tag erinnern kann.
„Wir hatten deine ganze Kindheit keine sonderlich enge Verbindung, mit dem Tot deiner Mutter hatte ich einen pubertierenden Teenager alleine an der Backe zu diesem Mädchen musste ich eine Bindung aufbauen die sie eigentlich mit ihrer Mutter teilte und wir fast nicht hatten", erklärt er unverständlich doch ich verstehe worauf er anspielt.
„An diesem Tag hatten wir diese Bindung aufgebaut", schmunzle ich in die Vergangenheit.
Da mein Vater sich genau dran erinnert was ich an diesem Tag an hatte, versuche ich mich zu erinnern was er trug aber ich muss gestehen das es mir nicht einfällt.
„Ich trug ein weißes T-Shirt, eine schwarze Jeans, weiße Schuhe und meine Haare waren wie immer perfekt gestylt", schmunzelt er als könnte er Gedanken lesen.
Ich sehe ihn sicherlich schockiert an, weil er lachen muss.
„Dein Blick hat dich verraten das du mir beweisen willst das du dich genauso gut erinnern kannst an diesen Tag", entwarnt er mich das er noch keine Gedanken lesen kann.
„Leute munkeln das ich vergesslich bin schon seit... seit immer... aber diesen Tag den nehme ich mit in mein Grab", zieht er wieder seinen rechten Mundwinkel nach oben.

Adoptierte Wellenbrink Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt