DREI

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Seine dunklen Augen sahen mich schief schmunzelnd an.

„Nova, hey."
„Ich weiß wer du bist."

Ich hielt inne. Jeder in dieser Stadt wusste wer ich war und dies nur aus einem einzigen Grund. Ich war die Freundin des toten Jungen. Ich war das Mädchen, welches alles verloren hatte. Jeder kannte die Geschichte der Medien, doch keiner wusste was wirklich geschehen war.
Eddie bemerkte seinen Fehler und seine Gesichtszüge wurden sanfter.

„Es tut mir leid, ich-"
„Ist schon gut. Ich bin es gewohnt."

Wie in einem Film schossen die vergangenen Monate an mir vorbei. Jeder noch so schmerzvolle Moment zog sich ein weiteres Mal durch meine Adern. Als müsste ich alles erneut erleben. Tränen stiegen in meine Augen und vernebelten meine Sicht.

„Entschuldigt ihr mich bitte."

Noch bevor Dustin nach meinem Arm greifen konnte stand ich auf und eilte durch die gefüllte Halle. Ich wischte mit meinem Ärmel über meine nassen Wangen und stieß mit dem Ellenbogen die Eingangstür auf. Ich wusste es würde ein Fehler sein in die Schule zurück zu kehren und ich behielt recht. Ich war nicht mehr geschaffen für diese Welt, nicht mehr für diese Schule. Erneut fiel ich immer und immer tiefer in einen schwarzen Schatten der mich zerdrückte.

„Pass auf!"

Noch bevor ich reagieren konnte wurde mein Körper von einem Paar Arme umschlungen und zur Seite gerissen. Nur wenige Sekunden später blieb ein Auto mit quietschenden Reifen vor mir stehen. Schnell atmend sah ich auf die schwarze Motorhaube. Mein Herz raste als ich hinab blickte auf die Arme, welche mich noch immer fest im Griff hielten. Ein schwarzes Lederarmband am linken Handgelenk und ein Tattoo auf dem rechten Unterarm. Doch ich konnte nicht erkennen was es genau darstellen sollte, da es von einem schwarzen Ärmel verdeckt wurde. Ein herber, fast süßlicher Duft drang zu mir durch. Ein angenehmer Duft, welcher mich an einen Tag im Wald während die Sonne hinter den Bäumen unterging, erinnerte. Mit schnellem Atem drehte ich mich um und blickte in das erschrockene Gesicht von Eddie. Noch immer lag sein Blick auf dem Auto und seine Arme waren eng um meinen Körper geschnallt. Schon lange wurde ich nicht mehr berührt und es war genau diese körperliche Nähe, die mich einsperrte. Einsperrte in meinen dunklen Gedanken.

„Das war wirklich knapp."

Seine Stimme riss mich zurück in die Realität und unsere Blicke trafen sich als ich aufsah. Sofort bemerkte er die Nähe zwischen uns und löste sich von mir.

„Du hast mich gerettet."

Er strich sich durch die braunen, langen Locken und wirkte sichtlich nervös.

„Ich wollte dir hinterher um mich zu entschuldigen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich sage."
„Wie gesagt. Es ist alles in Ordnung, ich bin diese Worte gewohnt."
„An so etwas sollte man sich nicht gewöhnen."

Ich nickte. Doch noch bevor ich ihm antworten konnte hörte ich eine, sich öffnende Autotür. Scheinbar schien sich der Fahrer des Autos aus seiner Schockstarre befreit zu haben.

„Nova."

Ich fuhr herum und blickte in Steves überraschtes Gesicht. Seine Mähne aus Haaren war noch länger geworden und er trug ein Matrosenkostüm. Sein Blick wurde sanfter als er hastig auf mich zukam und mich in seinen Arm riss.

„Ich habe dich vermisst."

Sein Atem verlor sich in meinen Haaren bevor er mich wieder am Boden abstellte.

„Wir haben uns nicht mehr gesehen, seit-"

Er hielt inne.

„Seit der Beerdigung, richtig."
„Nova, das-"
„Steve, bitte."

Steve nickte und strich durch meine langen, Locken während er ein breites Lächeln nicht unterdrücken konnte. Doch sein Blick fuhr zu Eddie.

„Wer ist das?"
„Eddie Munson, hey."

Steve zog eine Augenbraue an und schielte verdächtig zu mir herab.

„Ich bin ein Freund von Dustin."
„Dustin, also."

Ich hörte die Eifersucht in Steves Stimme. Er und Dustin waren das absolute Dreamteam gewesen, keiner hätte es jemals zwischen die beiden geschafft. Doch seitdem Steve die Schule abgeschlossen hatte und sich durch verschiedene Jobs in Hawkins ackerte, wurde ihr Kontakt scheinbar weniger.

„Ich lade dich auf ein Eis ein, na komm."
„Nein, Steve, das-"
„Keine Widerrede, meine Schicht beginnt in fünfzehn Minuten."

Noch bevor ich weiter mit ihm diskutieren konnte, drückte er mich Augenrollen auf den Beifahrersitz seines Wagens. Eddie stand wie angewurzelt auf dem Parkplatz als sich Steve neben mir fallen lies und den Motor startete. Ich zuckte schmunzelnd mit den Schultern, als mir Eddie kurz winkte bevor Steve vom Parkplatz fuhr.

„Eismann, also?"

Er lachte.

„Irgendetwas muss ich ja wohl tun. Es kann nicht jeder direkt einen wahnsinns Job bei einer Zeitungsagentur bekommen."

Ich wusste das Steve hier auf Nancy anspielte. Die Beiden waren bereits seit einigen Monaten getrennt, doch ihre neue Beziehung mit Jonathan schien Steve mitzunehmen.

„Ich wüsste nicht auf wen du damit anspielst."

Steve lachte und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mich zurück versetzt in die Zeit vorher. In die Zeit vor all dem was geschehen war. Die Zeit mit Billy. Nicht die Zeit ohne ihn. Mein Herz brannte und Steve schien die Veränderung in meiner Stimmung sofort zu bemerken.

„Kennst du diesen Song schon?"

Er drehte das Radio auf und begann lachend und singend auf seinem Sitz umher zu wackeln. Zum ersten Mal seit Monaten lachte ich, ein wirkliches echtes Lachen. Steve wirkte zufrieden und fuhr singend und tanzend weiter über die Landstraße. Für den Bruchteil einer Sekunde, war ich zufrieden.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt