SIEBEN UND DREIẞIG

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Ich öffnete meine müden Augen und atmete einige Male tief durch. Mein Körper schmerzte und mein Kopf dröhnte. Leise drang ein ruhiges Klopfen zu mir durch und ich bemerkte, dass ich noch immer auf Eddies Brust lag. Ruhig lag er auf dem Rücken, eine Hand hinter seinem Kopf und die andere auf meiner Hüfte. Sachte schmiegte ich mich wieder an ihn und genoss seine Nähe. Die Bilder des vergangenen Tages tauchten vor meinen Augen auf. Ich dachte, ich würde ihn verlieren. Doch das tat ich nicht. Mein Herz würde einen solchen Verlust, kein zweites Mal durchstehen. Vorsichtig richtete ich mich auf und musterte ihn. Seine wirren Locken verdeckten einen Teil seines Gesichts. Seine Grübchen, waren leicht zu erkennen und die dunklen Wimpern lagen auf seinen Wangen auf. Er war wunderschön. Jede Zelle von ihm, raubte mir den Atem. Doch er wirkte müde, erschöpft. Er brauchte diesen Schlaf. Vorsichtig wandte ich mich aus seinem Arm und krabbelte leise vom Bett. Auf Zehenspitzen schlich ich durchs Zimmer und versuchte die Tür geräuschlos zu öffnen. Sie quietschte kurz als ich sie leise hinter mir zuzog. Müde lief ich durch den Flur ins Wohnzimmer, wo ich Will auf dem Sofa vorfand. Er schnarchte leicht und war in eine dünne Tagesdecke zusammen gerollt. Ich schmunzelte bevor ich in die Küche lief und mir einen Kaffee aus der Kanne einschenkte. Zu meiner Verwunderung war er noch immer warm. Leise ging ich durch das Wohnzimmer und trat hinaus auf die Veranda. Dort war ich nicht alleine. Steve saß, mit einer dampfenden Tasse neben sich, auf den Stufen und blickte in den Sternenhimmel. Ich flüsterte seinen Namen als er sich erschrocken zu mir umdrehte. Fast hätte er die Tasse umgeschmissen, doch fing er sie gerade noch auf.

„Du bist wach."

Ich nickte und setzte mich neben ihn. Die Tasse stellte er auf die andere Seite.

„Warum bist du nicht zuhause?"
„Ich wollte sicherstellen, dass dir nichts passiert."

Mit großen Augen sah ich ihn an, doch sein Blick blieb auf die Sterne gerichtet.

„Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren."

Seine Stimme war nur ein leises Hauchen als ich nicht aufhören konnte ihn zu mustern. Er war müde, schrecklich müde und dennoch war er hier. Seine Haare standen in alle Richtungen und seine Klamotten hingen dreckig an ihm. So wie an jedem von uns. Sein Bein zuckte nervös auf und ab.

„Ich kann dich nicht verlieren, Nova."

Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und traf meinen Blick. Seine Augen waren feucht und spiegelten den Nachthimmel wieder.

„Du wirst mich nicht verlieren."

Ich rutschte näher an ihn heran, umklammerte seinen Arm und lehnte meinen Kopf auf seine Schulter.

„Niemals, wirklich niemals wirst du mich verlieren."
„Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Du warst dort und ich fand keine Lösung, um dich zu befreien. Ich war machtlos."
„Du hast mich befreit."

Steve schwieg für einige Momente.

„Eddie hat dich gerettet."
„Das hat er. Aber gemeinsam mit dir. Mit euch allen."
„Aber er blieb bei dir."

Sein Körper spannte sich an, das spürte ich deutlich.

„Ich suchte gemeinsam mit den Anderen und Elfi eine Möglichkeit wie sie ein Portal öffnen könnte. Währenddessen blieb er in deiner Wohnung. Er wollte nicht für eine einzige Sekunde von deiner Seite weichen. Er wusste, dass du dort sein musstest."
„Ich habe ihn gehört."

Steve nickte und strich vorsichtig mit seinen Fingerspitzen über den Verband an meinem Oberschenkel.

„Hast du es dir endlich eingestanden?"

Verwundert blickte ich zu ihm auf und sah sein verschmitztes Grinsen.

„Hast du dir also endlich eingestanden, dass du ihn liebst. Hat dich lange genug gebraucht."

Er sah mich lachend an als ich ihm gegen den Arm schlug.

„Er liebt dich wirklich und er tut dir gut."
„Das tut er."

Steve strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr bevor er meine Kaffeetasse an sich nahm. Er trank einen Schluck bevor er sich gegen den Pfosten des Geländers lehnte.

„Du solltest zurück zu ihm. Du brauchst deinen Schlaf."
„So wie du."
„Ich lege mich nachher zu Will ins Wohnzimmer. Ich genieße noch den Kaffee den du mir gebracht hast."

Ich kicherte, küsste seinen Kopf und lief leise zurück ins Haus. Ohne Steve wär mein Leben, nur halb so lebenswert. Er war alles für mich. Mein bester Freund. Mein Bruder. Meine Welt. Ich öffnete leise die Tür zu Wills Zimmer und blickte auf Eddie. Noch immer lag er in der selben Position und schlief ruhig. Vorsichtig kletterte ich aufs Bett und legte meinen Kopf auf seine Brust. Doch plötzlich bewegte er sich und legte seine Hand an meinen Hinterkopf.

„Wo warst du?"

Seine raue, müde Stimme jagte einen Schimmer durch meinen Körper, als er mich durch halb geschlossene Augen versuchte anzusehen.

„Ich wollte nur kurz frische Luft schnappen."

Er murmelte leise etwas vor sich hin, bevor er die Decke über uns zog und mich fest an sich drückte.

„Schlafe weiter, mein Engel."

Liebevoll küsste er meinen Kopf, bevor er wieder in einen tiefen Schlaf driftete. Ich kuschelte mich an ihn und schloss erschöpft meine Augen. So gut, sicher und behütet wie in dieser Nacht, hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt