EIN UND ZWANZIG

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„Wohin gehen wir?"
„Lass dich überraschen."

Ich sah ihn mit großen Augen an. Stetige Überraschungen, schienen ihm wirklich zu liegen. Wir verließen die Straßen von Hawkins und liefen in den Trailerpark. Sofort überkam mich ein schauderndes Gefühl. Hier an diesem Ort lagen schrecklich viele Erinnerungen. Erinnerungen die ich zu verdrängen versuchte.

„Ich muss nur schnell etwas holen."

Eddie sprang über jede zweite Stufe und eilte in seinen Trailer. Doch zu meiner Überraschung hörte ich wie sich Eddie laut mit jemandem unterhielt.

„Die Decke ist im rechten Schrank, Eddie!"

Aus der Tür kam ein älterer Mann heraus. Er hatte graue Haare und trug ein graues Hemd in die Hose gesteckt. Er sah Eddie ähnlich, wenn auch nur ein kleines bisschen. Sein Onkel. Dieser hielt inne als er mich vor den Stufen stehen sah.

„Oh, hallo."

Er kam die Stufen hinab und hielt mir seine Hand entgegen.

„Wayne Munson. Ich bin Eddies Onkel. Es freut mich dich kennenzulernen."

Er wartete und legte dabei seinen Kopf schief.

„Nova Adams, es freut mich auch Sie kennenzulernen."
„Okay, ich bin soweit."

Eddie kam aus der Tür, schwing sich seine Gitarre auf den Rücken und hielt eine Decke im Arm.

„Na komm, wir müssen los."

Er packte meinen Arm und zog mich an sich. Sein Onkel klopfte ihm auf die Schulter.

„Du hast wirklich eine wunderschöne Freundin. Viel Spaß euch zwei."

Wortlos zog mich Eddie durch den Trailerpark und in den anliegenden Wald hinein.

„Entschuldige für meinen Onkel. Er-"
„Es ist schon okay."

Ich sah schmunzelnd zu ihm auf. Etwas in mir fachte Feuer bei dem Gedanken daran Eddies Freundin zu sein. Etwas in mir überschlug sich bei dem Gedanken daran, von ihm geliebt zu werden. Seine Nähe zu spüren. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als ich über eine Wurzel stolperte. Eddie fing mich gerade so auf und packte mich mit einem Arm.

„Wo bist du mit deinen Gedanken?"

Meine Wangen glühten als ich mich kopfschüttelnd aus seinem Griff wandte. Solche Gedanken, geschweige denn Gefühle, durfte ich nicht haben. Einen solchen Verrat würde ich Billy gegenüber nicht begehen.

„Wir sind da."

Wir traten aus dem Schutz der Bäume und standen auf einer riesigen Blumenwiese. Um uns herum befand sich der gewaltige Wald und umrandete uns wie eine Schutzmauer. Als wären wir hier sicher vor all dem Übel der Welten. Die Wiese ging bis zu den Knien und wunderschöne Blumen in den verschiedensten Formen und Farben leuchteten uns entgegen. Diese Wiese war wie von einem Künstler höchstpersönlich erstellt. Jeder Millimeter dieses Ortes war mit Liebe zum Detail erschaffen. Eddie breitete die große Decke auf der Wiese aus und drückte so eine Fläche des Gras zu Boden. Die Decke hatte viele verschiedene Batikmuster in dunklen Farbtönen. Eddie zog mich auf die Decke und wir lagen umrahmt vom sonst noch hohen Gras. Blumen wuchsen über unseren Köpfen und um uns herum. Eddie legte seine Gitarre neben sich ab, verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und legte sich auf den Rücken. Schmunzelnd sah er mich an als ich mich mit dem Kopf auf seinen Bauch legte, meine Beine ausstreckte und hinauf in den Himmel schaute. Die kleinen Wolken zogen langsam über den Himmel und zeigten deutlich wie langsam die Zeit verging. War ich bei Eddie blieb die Zeit stehen. Es gab nur ihn und mich. Vorsichtig, fast zögerlich begann er mit seinen Fingern durch meine Haare zu streichen. Es schien als hätte er Angst vor meiner Reaktion. Ich spürte seine fragenden Blicke auf mir, doch als ich leicht schmunzelte entspannte sich sein Körper wieder. Einige Zeit lagen wir wortlos auf der Decke und schauten in den Himmel. Seine Berührung wog mich in eine vollkommene Sicherheit und ich vergaß das Grauen dieser Welt. Ich vergaß all den Schmerz. All die Wut. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als sich Eddie langsam aufrichtete und in die Beine anzog. Vorsichtig legte er meinen Kopf in seinen Schoß und nahm seine Gitarre an sich. Ich schaute nach oben und sah die schwarzen Ränder seines Musikinstruments. Doch mein Blick lag auf ihm. Er begann langsam auf seiner E-Gitarre zu spielen, die nur leise Geräusche von sich gab während sie nicht an einen Verstärker angeschlossen war. Seine dunklen Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht während er konzentriert auf seine Finger schaute. Doch mein Blick war wie gefangen in seinen dunklen Augen. Die Sonne und tausende Farben der um uns herum sprießenden Blumen schimmerten sich darin. Er spürte meinen Blick und begann leicht zu schmunzeln. Langsam schloss ich meine Augen und hörte ihm dabei zu wie er leise zu einem Lied von Metallica sang. Ein schnelles Lied. Ein Lied was ich vielleicht nicht hören würde, doch es passte zu ihm. Mein Körper verlor sich in vollkommener Entspannung und wurde gewogen in unendlicher Sicherheit. Hier und jetzt könnte die Welt untergehen und ich wäre glücklich. Kein Unheil konnte mir an seiner Seite geschehen.

„Hast du einen Wunsch?"

Ich öffnete meine Augen und traf seinen Blick. Lächelnd sah er zu mir herab und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Ein Lied. Wünschst du dir ein Lied?"
„Es gibt einige. Aber keines davon trifft deinen Geschmack."
„Für dich spiele ich alles."

Sein Lächeln jagte einen Schauer über meinen Körper und ich verlor mich vollkommen in diesem atemberaubenden neuen Gefühl.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt