EIN UND VIERZIG

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Ich saß unter der Werkbank im Bootshaus während Eddie einige Kissen und Decken im Boot zurecht machte. Das Boot lag ruhig auf dem Wassersteg, welcher hier ins Haus hineinführte. Doch jedes Mal wenn Eddie einen Fuß ins Boot setzte, begann dieses gefährlich zu wackeln. Er hielt sich am Steg fest und platzierte die Kissen so, dass es wenigstens halbwegs bequem aussah.

„Was sagst du dazu?"

Er stand im Boot und deutete mit beiden Armen auf unser Schlafgemach.

„Perfekt."

Ich sah ihn aufmunternd an als er lachend aus dem Boot stieg. Doch kaum stand er wieder auf festem Boden verdunkelten sich seine Gesichtszüge.

„Geh ins Boot."

Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern als er wie angewurzelt auf seinem Platz stand.

„Was? Wieso, soll ich-"
„Geh ins Boot. Jetzt."

Wortlos krabbelte ich unter der Werkbank hervor und stieg vorsichtig in das wackelige kleine Boot. Eddie lief langsam rückwärts bevor er ebenfalls hinein stieg und mit einer Hand nach einer blauen Plane griff die neben uns auf dem Boden lag.

„Leg dich hin."

Ich kuschelte mich in die Kissen, bevor sich Eddie neben mich legte und hastig die Plane über uns riss. Wir wurden eingehüllt in eine leichte Dunkelheit. Nur vereinzelt schimmerte das Licht durch die bläulichen Fasern der Plane. Eddie nahm mich in seinen Arm und drückte meinen Kopf sanft gegen seine Brust. Panik stieg in mir auf und ich spürte wie mein Körper zu zittern begann. Eddie schien dies auch zu spüren. Beruhigend strich er mir durch die Haare.

„Ich glaube, ich habe jemanden gesehen."

Seine Stimme war kaum zu verstehen. Doch noch bevor ich ihm antworten konnte hörte ich wie die Tür leise aufging. Am liebsten hätte ich geschrien, all meine Angst ausgeschrien. Doch drückte mich Eddie fester an sich und küsste liebevoll meinen Kopf.

„Ich liebe dich. Vergiss das nie."

Ich konnte ihn kaum verstehen und seine Stimme verlor sich in meinen Haaren während Schritte immer und immer näher kamen. Mein Puls rauschte in meinen Ohren und ich kniff meine Augen zusammen um die Tränen abzuhalten. Doch sie fanden einen Weg durch meine Wimpern und liefen meine Wangen hinab. Hier und jetzt würde alles vorbei sein. Wir würden für immer ins Gefängnis kommen, denn niemand würde uns glauben. Ich würde Eddie verlieren. Für immer. Die Schritte kamen näher und Eddies Körper verkrampfte sich.

„Ich habe wirklich gedacht sie wären hier."

Mein Atem stockte als eine bekannte Stimme zu mir durchdrang. Dieses leichte Lispeln würde ich unter tausenden wieder erkennen. Dustin. Ich wollte gerade aufspringen als mich Eddie festhielt.

„Eine Falle."

Seine Stimme drang dumpf zu mir durch. Doch ich wollte seinen Worten nicht glauben. Niemals würden uns unsere Freunde verraten.

„Wir müssen sie finden. Sie brauchen essen, trinken. Sie sind in Gefahr."

Steve. Ich hörte Steve. Mein Herz setzte aus und ich spürte wie die Tränen stärker wurden.

„Wir müssen sie vor der Polizei finden. Ich kann sie nicht verlieren, Dustin."

Mein Verstand setzte aus. Doch auch Eddie schien nicht mehr an eine Falle zu glauben. Sein Griff lockerte sich. Ruckartig rissen wir die Plane über uns fort und hörten wie Dustin und Steve erschrocken aufschrien. Doch ihre Augen weiteten sich als sie uns endlich entdeckten.

„Nova..."

Ich konnte sehen wie Steve eine gewaltige Last von den Schultern fiel. Eddie half mir aus dem Boot bevor ich Steve eilig in die Arme sprang. Ich vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und spürte seinen kräftigen Griff um meinen Körper. Eddie ging auf Dustin zu und legte diesem wortlos eine Hand auf die Schulter. Doch Dustin riss ihn mit schimmernden Augen in eine liebevolle Umarmung.

„Ich habe mir solche Sorgen gemacht."

Steve setzte mich vorsichtig am Boden ab und begutachtete meinen Körper. Als wollte er nach möglichen Verletzungen Ausschau halten.

„Wie habt ihr uns gefunden?"

Eddie sprach das aus, was ich mich fragte.

„Du hast oft von deinem Dealer erzählt. Der im Wald wohnte, abseits von allem und jedem. Also habe ich Suzie die Adresse ausfindig machen lassen."
„Suzie?"

Eddie sah ihn fragen an, doch auf Dustins Gesicht legte sich ein breites Grinsen.

„Meine Freundin."
„Deine Freundin?"

Dustin nickte und Eddie klopfte ihm stolz auf den Rücken. Steve löste seinen Blick nicht von mir. Als hätte er Angst ich könnte mich im nächsten Moment wieder in Luft auflösen.

„Geht es dir gut?"
„Ja, auf mich wurde gut aufgepasst."

Wir blickten zu Eddie. Dieser fuhr sich verlegen durch die Haare als ihm Steve seine Hand entgegen streckte. Eddie ergriff sie.

„Danke."

Man konnte die Erleichterung in Steves Stimme deutlich hören. Eddie nickte schmunzelnd.

„Ich werde immer auf sie aufpassen."
„Du hast es mir versprochen, dir bleibt gar nichts anderes übrig."

Steve lachte als Eddie auf mich zukam und liebevoll meinen Kopf küsste.

„Was ist der Plan?"

Ich sah Steve und Dustin hoffnungsvoll an. Doch diese zuckten mit den Schultern. Dustin machte einen Schritt auf uns zu.

„Es wäre gut wenn ihr erstmal hier bleibt. Es scheint als wärt ihr hier sicher. Wir gehen zurück in die Stadt und besorgen euch etwas zu essen."
„Und etwas schöneres zum anziehen."

Steve musterte mein Tshirt und zog dabei seine Augenbraue an. Eddie fühlte sich sichtlich angegriffen.

„Was ist an Metallica nicht schön?"

Ich sah Steve lachend an und dachte darüber nach, wie unterschiedlich die beiden doch waren.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt