ACHT

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Hier saß ich nun, auf dem Bett in meinem kleinen Zimmer. Es sah nicht mehr aus wie früher. Einst war es hier ordentlich und einer jungen Frau entsprechend. Doch nun konnte ich den Boden unter all meinen Klamotten nicht mehr sehen. In einem Wutanfall hatte ich einige meiner Poster zur Hälfte abgerissen und ein Regal umgeschmissen. Die Bücher daraus vermischten sich mit den am Boden liegenden Klamotten. Das Wohnzimmer war in der Zeit stehen geblieben, denn seit Billys Tod benutzte ich dieses Zimmer hauptsächlich als Durchgang zu meinem Rückzugsort. Mein Zimmer war eine Höhle, in dessen Dunkelheit ich mich stetig zurück zog. Meine Küche benutzte ich auch nur, wenn mich der leere Magen quälte. Hier saß ich nun im Schneidersitz und starrte aus dem Fenster. Ich zählte die vorbei fahrenden Autos, schaute auf die jeweiligen Marken und merkte mir die Reihenfolge der vorbeiziehenden Farben. Damit verdrängte ich die Gedanken an den Traum. An die Worte. An all das was Billy gesagt hatte. Ich dachte darüber nach und verlor mich immer weiter in meiner eigenen dunklen Realität. Ich gehörte ihm. Für immer und niemand würde jemals seinen Platz einnehmen können. Doch die Wut in seiner Stimme ging mir nicht aus dem Kopf. Ich kannte diese Wut nicht. Konnte diese Version von ihm wirklich die Realität sein oder war er nur ein Konstrukt meiner Trauer. Meiner eigenen Konflikte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als es an meiner Tür klopfte. Langsam richtete ich mich auf und tapste barfuß auf den Eingang zu. Zu meiner Verwunderung stand Steve vor mir.

„Hey."

Breit grinsend hielt er zwei Eisbecher in der Hand, lief an mir vorbei und ließ sich auf das Sofa fallen. Wortlos ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und stellte mich mit verschränkten Armen vor ihn.

„Was machst du hier?"
„Ich habe meine Schicht früher beendet und wollte dir etwas vorbei bringen?"

Er log. Das sah ich ihm sofort an, dafür kannte ich ihn zu lange. Steve kratzte sich am linken Ohr wenn er jemanden anlog. Anhand seiner Gesichtszüge sah ich es ihm an, dass er wusste dass ich ihn durchschaut hatte.

„Dustin war bei mir."
„Weshalb?"

Steve griff nach meinem Arm und zog mich neben sich auf das Sofa.

„Eddie hat mit ihm gesprochen und du kennst Dustin, er macht sich Sorgen. Er wusste nicht wie er mit dir sprechen soll, deshalb kam er zu mir."
„Was hat Eddie ihm erzählt?"
„Das er dich gestern Nacht im Sturm gefunden hat, du bei ihm auf dem Sofa geschlafen hast und... dass er von deinen Schreien wach wurde."

Sprachlos sah ich ihn einfach nur an. Mein Kopf suchte nach Wörtern, doch konnte ich das, was geschehen war nicht verneinen.

„Steve, das-"
„Du musst weiterleben."

Seine Gesichtszüge wurden weicher, als ich sah wie sein Blick in mein Schlafzimmer abschweifte. Tränen spiegelten sich in meinen Augen als ich meinen besten Freund ansah und mich daran erinnerte wie alles einmal war.

„Ich kann nicht."
„Du hast ihn verloren, ja. Aber denkst du er würde wollen, dass du dein Leben so wegschmeißt?"

Darauf wusste ich keine Antwort. Doch noch bevor ich darüber nachdenken konnte nahm Steve mein Gesicht in seine Hände.

„Lass mich dir helfen."
„Ich will ihn nicht aus meinen Gedanken verlieren."
„Wie meinst du das?"
„Ich habe Angst, ihn aus meinen Gedanken zu verlieren, wenn ich weiterlebe wie vorher. Wenn ich glücklich bin."

Steve strich mit seinem Daumen eine Träne von meiner Wange und schmunzelte.

„Billy liebte dich mehr als alles andere auf dieser Welt, dass wusste jeder. Er würde wollen das du zu jeder Sekunde deines Lebens glücklich bist."

Ich ließ mich in Steves Arm fallen und spürte wie er beschützend seinen Griff festigte und seine Hand in meinen Haaren vergrub.

„Lass mich dir helfen. Wir alle vermissen dich."
„Ich liebe ihn, Steve."
„Und das wird sich nicht ändern, nur weil du glücklich bist. Er weiß das, egal wo er jetzt ist."

Eine Träne tropfte auf Steves Matrosen Uniform bevor er sich langsam von mir löste.

„Hör zu, Dustin macht gerade einen D&D Abend mit seinen Freunden. Ich fahre dich zu ihnen und währenddessen schnappe ich mir Robin und renoviere deine Wohnung."
„Nein, das-„

Steve legte seine Hand auf meinen Mund.

„Keine Widerrede. Wir machen alles wieder schön und du verbringst einen schönen Abend mit deinen Freunden. Ich fahre dich hin und hole dich wieder ab."
„Du bist unmöglich, Harrington."

Schmunzelnd wuschelte er mir durch meine Haare.

„Dafür bin ich da."

Er sprang vom Sofa und zog mich hastig hinterher.

„Vielleicht solltest du dich vorher umziehen."
„Wieso?"

Sein Blick lag auf meinen Klamotten, doch erst als ich an mir herab blickte sah ich, dass ich noch immer Eddies Klamotten trug. Das Hellfire Tshirt und die schwarze Jogginghose.

„Vielleicht hast du Recht."
„Ich habe immer Recht."

Steve lief in mein Schlafzimmer und wühlte sich durch die vielen Klamotten auf dem Boden.

„Wir gehen morgen einkaufen."

Er lief auf meinen Schminktisch zu und öffnete die Schubladen.

„Und neues Make Up brauchst du auch."

Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu, packte mein Kinn und sah mich grinsend an. Seine Augen funkelten, als würde er einen kleinen Welpen sehen. Doch seine freudige und lebensfrohe Art zauberte ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.

„Dieses Lächeln möchte ich öfter sehen."

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt