ELF

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Steve klopfte erneut an der Tür.

„Nova, Eddie, macht die Tür auf."

Ich suchte in meinem vernebelten Kopf nach einer Lösung, doch fand ich keine. Eddie dachte ebenfalls angestrengt nach.

„Riskieren wir es einfach."

Überrascht zog er eine Augenbraue an und ich sah ein freudiges Lächeln auf seinen Lippen. Ich rief Steves Namen und sah wie sich dieser suchend umblickte. Natürlich schaute er nicht aufs Dach, wer rechnete auch damit.

„Steve, hier oben."

Er schaute auf. Sein Blick wurde grimmiger als er mich klatschnass mit Eddie auf dem Dach entdeckte. Sein Kopf legte sich langsam schief und ich wusste, dass er gleich sauer werden würde.

„Ich komme runter."

Er nickte. Eddie stand auf und half mir hoch. Meine Klamotten hingen schwer an mir und meine Haare klebten in meinem Gesicht. Doch während ich den Regen auf meiner Haut spürte und über das nachdachte, was wir getan hatte begann ich zu lachen. Eddie sah mich verwundert an.

„Worüber lachst du?"
„Wir haben im strömenden Regen auf einem Dach gelegen und ich werde sowas von Ärger dafür bekommen."
„Ich verstehe nicht."

Ich bereitete meine Arme aus und drehte mich in kleinen Kreisen über das Dach seines Zuhauses.

„Lass mich noch fünf Minuten genießen bevor ich den Kopf abgerissen bekomme."

Eddie verschränkte seine Arme vor der Brust und beobachtete mich stolz. Tanzend drehte ich mich im Regen. Meine Haare flogen in der Schwerkraft und ich fühlte mich frei. Als würden keine dunklen Schatten hinter mir warten. Als würden keine dunklen Erinnerungen meinen Kopf heimsuchen. Für einen kurzen Moment war ich tatsächlich, glücklich. Ich hatte etwas riskiert, etwas dummes getan und es hatte sich gelohnt. Ich blieb stehen und sah Eddie mit einem großen Lächeln an. Er schien überrascht zu sein und ich verstand es, er hatte mich noch nie Lächeln sehen.

„Danke, Eddie."

An seinem Gesichtsausdruck erkannte ich deutlich wie er nach einer Antwort suchte, doch schien ihn mein erstes Lächeln aus der Bahn geworfen zu haben. Ich eilte auf ihn zu und öffnete die Luke zu seinem Trailer.

„Also los, holen wir uns die Moralpredigt ab."

Er schmunzelte als er mir die Treppe hinab folgte und die Luke hastig schloss. Ich blieb neben dem Sofa stehen als Eddie hastig die Tür öffnete. Steves Haare hingen ihm nass in die Stirn und sein Blick war rasend. Er trat ein und musterte mich in Sekunden schnelle. Wortlos kam er auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände. Seine Augen waren fixiert auf meine und ich wusste warum.

„Ich dachte du brauchst das nicht mehr."
„Ja, ich... ich weiß nicht... ich-"
„Es war meine Idee."

Eddie trat ins Licht und stellte sich neben uns. Steves vernichtender Blick schnellte für eine Sekunde zu Eddie hinüber bevor er mich wieder ansah.

„Wieso?"
„Ich wollte es noch einmal machen, bevor ich damit aufhöre."

Beide Jungs trugen den selben verwirrten Blick auf dem Gesicht. Doch es wurde Zeit mein Leben wieder in den Griff zu nehmen. Wenn Eddie es geschafft hatte mit dem Tod seiner Eltern zu leben, so würde ich es schaffen mit dem Tod von Billy zu leben. Auch wenn ich noch nicht genau wusste wie, aber ich würde es schaffen. Doch er würde für immer in meinem Herzen bleiben.

„Eddie hat mir die Augen geöffnet."
„Was meinst du?"

Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich sah wie Steve nervös seinen Griff um meine Wangen verstärkte.

„Billy hätte es nicht gewollt, dass ich von all dieser Dunkelheit eingesperrt bin."

Warme Tränen liefen meine Wangen hinab und vermischten sich mit dem kalten Wasser was von meinen Haaren tropfte.

„Ich muss leben. Erinnerungen schaffen. Spaß haben. Verrückte Sachen tun."

Ich sah Steve liebevoll an.

„Und das war eine verrückte Sache."

Er lehnte seine Stirn gegen meine und ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut.

„Sei nicht sauer auf mich."

Steve strich die Tränen von meiner Wange.

„Das könnte ich niemals."

Er ließ mein Gesicht los und trat einen Schritt zurück.

„Gehst du schon mal ins Auto? Ich muss kurz mit Eddie sprechen."
„Ich kann doch-"

Steves Blick war eindeutig. Ich verabschiedete mich von Eddie bevor ich den Trailer verließ und in Steves Auto stieg. Der Motor lief noch und aus diesem Grund war es angenehm warm. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt meine Klamotten waren. Wie kalt der Regen eigentlich war. Ich blickte durch das Fenster des Trailers und sah wie Steve auf Eddie einredete. Er wirkte ernst, vollkommen ernst. Eddie nickte, doch sprach nur wenig. Wie gerne hätte ich gewusst, was die beiden sprachen. Worum es ging. Es dauerte nur wenige Minuten bis Steve aus dem Trailer kam und hastig ins Auto stieg.

„Ich bringe dich nachhause, ja?"

Ich nickte.

„Du wirst überrascht sein."
„Ich glaube ich will es gar nicht wissen."

Steve lachte als er rückwärts ausparkte und auf die Straße fuhr. Ich blickte zurück und sah Eddie am Fenster stehen. Er fuhr sich durch die nassen Haare bevor er aus meinem Sichtfeld verschwand.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt