SIEBZEHN

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Seit langer Zeit starrte ich hinab in meinen leeren Eisbecher. Am Boden des Bechers sammelten sich die letzten Reste des geschmolzenen Eis und vermischten sich mit einigen Schokosplittern. Eddie unterhielt sich mit Robin während mir diese immer wieder zwinkernde Blicke zuwarf. Doch ich schaute hinab auf den Verband an meinem Handgelenk. Jasons Worte hallten durch meine Gedanken und schienen mich nicht mehr loszulassen. Wie gerne würde ich jedem die Wahrheit erzählen. Die Wahrheit über Billys Tod. Doch es war nicht möglich. Nicht einmal Eddie würde mir glauben. Er würde mich für eine Verrückte halten. Die Angst ihn dadurch zu verlieren war zu hoch. Alleine der Gedanke daran ließ es mir eiskalt den Rücken hinab laufen. Doch sofort fühlte ich mich schuldig. Durfte ich so über einen anderen Jungen denken. Wo doch mein Mensch, nicht mehr an meiner Seite stehen konnte. Ich fühlte mich schuldig, schuldig gegenüber Billy. Ich schluckte die Tränen hinab als sich Eddie auf dem runden Hocker in meine Richtung drehte.

„Ich glaube die zwei schließen gleich."
„Richtig!"

Steves Stimme hallte uns aus der Küche entgegen und brachte uns zum Lachen.

„Worauf hast du noch Lust?"

Verwundert sah ich ihn an.

„Wir müssen morgen in die Schule."
„Das können wir doch auch. Aber noch haben wir Zeit."

Seine Augen schimmerten und ich fand keine Worte. Für wenige Augenblicke war ich vollkommen vertieft in seine dunklen Augen. Und spürte die Welt um mich herum verschwimmen.

„Ich habe eine Idee."

Er legte Geld auf den Tresen bevor er vom Hocker hüpfte und meine unverletzte Hand packte. Wir riefen eine Verabschiedung bevor er mich aus dem Laden zog. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und der Himmel war sternenklar. Ich stand auf dem Parkplatz und blickte hinauf. Die Sterne schimmerten auf uns herab und bildeten eigene, kleine Gemälde.

„Schön, nicht wahr?"
„Sehr schön."

Eddie gab mir meine Zeit und beobachtete mich wortlos. Ich verlor mich in einem schwarzen Meer, verziert mit wunderschönen Diamanten. Der Himmel faszinierte mich, wer konnte schon wissen welche Realität sich dahinter befand. Es gab das Upside Down. Wieso dann nicht auch etwas hinter diesen Sternen? Noch immer spürte ich Eddies Blick auf mir während ich hinaufsah.

„Du siehst wunderschön aus."

Überrascht sah ich ihn an und er rieb sich verlegen im Nacken. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte lief er über den Parkplatz.

„Na komm."

Ich eilte ihm hinterher und wir spazierten durch die Straßen von Hawkins. Die Straßenlaternen gingen an und spiegelten sich in den Fenstern der geschlossenen Läden.

„Hallo, Freak."

Eddie wurde von einer hinter uns laufenden Person zur Seite gestoßen und knallte gegen eine Hausmauer. Überrascht sah er sich um und traf auf Jason. Dieser stellte sich bedrohend vor ihn.

„Wo sind deine kleinen Freak Freunde? Haben sie sich im Keller verkrochen für euer dummes Spiel?"
„Wenigstens renne ich keinem Ball hinterher."

Ich lachte und Jason fuhr ruckartig zu mir herum. Seine Nase war blau angelaufen und dick angeschwollen. Auch unter seinem linken Auge befand sich ein tiefer Schatten.

„Miss Adams. All diese Schönheit verschwendet für einen solchen Freak."

Jason strich mit seinen Fingerspitzen über meine Wange als seine Hand von mir geschlagen wurde. Nun war es Eddie, der sich bedrohlich vor Jason aufbaute.

„Fass' sie nicht an."

Seine Stimme war nur ein wütendes Zischen.

„Was willst du von mir, du Freak?"

Jason stieß Eddie grob von sich und schleuderte ihn erneut gegen die Wand. Er stieß sich den Kopf und ich sah wie sein Auge kurz zuckte. Ein schmerzerfülltes Zucken. Doch sein Blick blieb eisern.

„Du bist ein Nichts, Munson. Du bist ein Freak, der im Keller seltsame Spiele spielt."

Er riss seine Faust in die Höhe.

„Du bist ein widerlicher, nutzloser-"

Noch bevor er seinen Satz beenden, oder gar seine Faust näher an Eddie bringen konnte trat ich ihm in die Kniekehle. Er sank ächzend zu Boden. Wie ein Hund kniete er vor mir und stöhnte schmerzend auf als ich seine geleckten blonden Haare packte und seinen Kopf in den Nacken riss sodass er zu mir aufschauen musste.

„Ich breche dir deine Nase gerne noch ein zweites Mal. Vielleicht kann ich deine hässliche Visage ja doch noch irgendwie richten."
„Du bist eine Schlampe, Nova."

Eddie packte ihn am Kragen, riss ihn auf seine Füße und drückte ihn gegen die Mauer. Doch noch bevor er ausholen konnte stoppte ich ihn.

„Er ist es nicht wert."

Eddie nickte langsam und ließ von ihm ab.

„Verschwinde."

Jason zupfte sich die Baseballjacke zurecht bevor er wortlos den Weg entlang lief. Eddie drehte sich um und musterte meinen Körper. Als würde er nach einer weiteren Wunde suchen.

„Geht es dir gut?"

Ich nickte wortlos als ich ihn an der Schulter packte und ein wenig nach unten drückte. Er ging in die Knie als ich mir seinen Hinterkopf ansah. Während ich seine Haare vorsichtig zur Seite strich bemerkte ich Blut an meinen Fingerspitzen.

„Du blutest."
„Das ist nicht schlimm."

Er drehte sich zu mir um und legte seine Hand kurz an seinen Hinterkopf. Rotes Blut klebte an seiner Handfläche.

„Das ist schnell wieder verheilt."
„Du musst ins Krankenhaus."

Schmunzelnd nahm er meine verletzte Hand in seine und hielt mir den Verband vors Gesicht.

„Nur wenn du es auch tust."
„Niemals."
„Also dann, gehen wir weiter."

Er schlenderte den Weg entlang und drehte sich mit ausgebreiteten Armen zu mir um während er weiter rückwärts lief.

„Die Arcade hat nicht ewig offen."

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt