SECHS UND SECHZIG

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„Danke."

Eddie nahm mir das schwere Sixpack aus dem Arm und stellte es auf den kleinen Tisch im Camper. Wortlos küsste er meinen Kopf und ich lehnte mich gegen seine Brust. Steve ließ sich auf den Fahrersitz fallen während die anderen alle Lebensmittel in die Staumöglichkeiten des Campers verteilten. Es schienen mehr Lebensmittel eingekauft worden zu sein, als sonst.

„Wir bringen euch zu eurem neuen Zuhause."

Dustin klopfte Eddie auf die Schulter und Steve deutete mir an neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Eddie nickte bevor er mit seinem Daumen über meine Wange strich. Langsam löste ich mich von ihm und nahm neben Steve platz. Wortlos schaute ich Steve dabei zu wie er vom Parkplatz fuhr und auf die Landstraße bog. Ich sank tiefer in den bequemen Sitz und zog meine Beine an. Die Landschaft schoss an uns vorbei und der Himmel zog sich langsam zu. Es würde bald regnen. So wie es hier üblich war. Leichter Nebel legte sich um die Bäume, welche die Straßen umzäunten und die riesige Frontscheibe unseres Campers beschlug sachte. Ich versank tiefer in meine Gedanken und fragte mich wie unser Leben jemals wieder normal werden würde. Es gab keine Lösung. Wir würden auf ewig auf der Flucht sein. Wir würden niemals gemeinsam die Schule abschließen und auf den Abschlussball gehen. Wobei Eddie von dieser Eddie womöglich sowieso nicht begeistert wäre. Doch wir würden niemals ein normales Leben führen, heiraten können oder eine Familie gründen. Wir waren gefangen in der Lüge des Upside Downs ohne wirklich dort zu sein.

„Worüber denkst du nach?"

Ich schaute langsam auf und blickte für wenige Sekunden in Steves besorgte Augen. Doch er wandte sich hastig ab und musterte die Straße.

„Wird jemals alles wieder normal werden?"
„Wir finden einen Lösung, versprochen."
„Und wie soll diese Lösung aussehen? Keiner wird uns glauben, Steve."

Er hielt inne. Ich sah ihm deutlich an wie er nach einer Antwort suchte, doch er fand keine.

„Hopper arbeitet jeden Tag an dieser Lösung. Wir brauchen nur mehr Zeit. Vertrau mir, bitte."

Die Verzweiflung in seiner Stimme klang nach endlosen Stunden Arbeit ohne eine brauchbare Lösung. Ich sah Steve und Hopper vor mir, wie sie in Joyce Wohnzimmer saßen und gemeinsam über eine Lösung grübelten. Steve hatte Recht, ich musste meiner Familie vertrauen. Sie würden eine Lösung finden. Dabei gab es andere Dinge um die wir uns Sorgen machen mussten.

„Das Upside Down... Vecna, er-"
„Ist verschwunden."

Steves Knöchel wurden weiß und krallten sich angestrengt um das Lenkrad.

„Wir haben jeden Zentimeter nach einem Portal abgesucht. Aber alles ist fort. Keine Ahnung was er vorhat."
„Das ist gut, erstmal."

Steve nickte und bog in den Wald ein. Die Bäume wurden dichter und die Straßen holpriger. Es wurde dunkler, nebliger. Alles erinnerte mich an den dunklen Raum. Ein Kribbeln schoss durch meine Fingerspitzen und ich rutschte nervös auf meinem Sitz herum. Die Dunkelheit hüllte sich um mich, wie ein sorgsamer Mantel. Ich drehte mich auf meinem Sitz um und blickte zu Eddie. Er saß gemeinsam mit Dustin am Tisch und spielte ein Kartenspiel. Doch er traf meinen Blick. Er konnte ihn lesen, ohne zu zögern. Seine Lippen formten Worte an Dustin bevor er aufstand und mit schnellen Schritten auf mich zukam.

„Na komm."

Ich stand kurz auf, damit er sich setzen konnte bevor er mich auf seinen Schoß zog. Ich kuschelte mich an seine Brust und rollte mich zusammen wie ein Baby. Als könnte ich mich so vor all dem Grauen dieser Welt beschützen. Liebevoll streichelte er mit seinen Fingerspitzen über meinen Rücken. Sein ruhiger Atem wirkte vollkommen beruhigend auf mich und langsam ließ ich mich fallen.

„Uns wird nichts geschehen. Wir haben lange an diesem Haus gebaut und renoviert. Es ist sicher und es wird dir gefallen."
„Wir sind sicher?"

Eddie nickte und küsste meinen Kopf. Ich wollte ihm sagen, dass ich Angst hatte. Angst vor dieser ungewissen Zukunft. Doch ich konnte nicht. Ich konnte ihm seine Vorfreude auf unser gemeinsames Zuhause nicht zerstören. Er verlor sich in einem normalen Gespräch mit Steve. Über normale Dinge, alltägliche Dinge und für wenige Augenblicke, fühlte es sich an wie Normalität. Als würden wir gerade einen Ausflug machen oder in den Urlaub fahren. Doch tatsächlich flüchte jeder einzelne vor uns vor etwas anderem. Ich flüchte vor so vielen Dingen. Meinen Kräften, der Anstalt, Doktor Brenner, dem Upside Down, der Polizei und Jason. Vielleicht flüchtete ich auch ein wenig vor mir selbst. Doch niemals, auch nicht nur eine Sekunde flüchtete ich vor ihm. Eddie war alles und so vieles mehr. Er war mein Anker, mein sicherer Hafen. Meine Zukunft. Ich spürte Tränen in meinen Augen und lehnte mich sachte gegen ihn. Er spürte meine Unruhe und legte seinen Arm enger um mich. Leise kam er mir näher und flüstere mir leise ins Ohr.

„Ich liebe dich."

Ich schmunzelte bevor er sich wieder dem Gespräch mit Steve zuwandte. Sicherheit umhüllte mich und drang die Dunkelheit zurück. Müde schloss ich meine Augen und lauschte den Geräuschen des Campers während er durch den dichten Wald fuhr. Ich lauschte den Stimmen meiner Liebsten und genoss die Berührungen von Eddie. Ich genoss jede einzelne Sekunde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 04, 2022 ⏰

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HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt