EIN UND FÜNFZIG

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Dunkelheit. Alles was mich umgab war geziert von Dunkelheit. Sie zog sich um mich wie ein Schleier. Sie hüllte mich ein und schien mich nicht mehr gehen lassen zu wollen. Diese Dunkelheit war anders. Böse. Durch und durch böse. Ich saß in einem schwarzen Raum der Tausende von Kilometer lang schien. Unter mir war kaltes Wasser. Langsam saugte sich die Flüssigkeit durch den Stoff meiner Klamotten. Ich saß hier im Schneidersitz und starrte auf meine Hände. Regungslos lagen sie in meinem Schoß. Doch es war eine Stimme die mich aufmerksam machte.

„Du musst aufwachen."

Ich blickte auf und versuchte mich in der Dunkelheit umzuschauen. Diese Stimme war mir bekannt. Schrecklich bekannt und unfassbar vertraut.

„Ich bin hier, Prinzessin."

Eine Person trat neben mich. Langsam sah ich auf und blickte in Billys Augen. Vorsichtig kniete er sich neben mich und legte seine große Hand an meine Wange. Doch ich zuckte sofort zurück.

„Vecna."
„Dieses Mal nicht."

Er lachte. Ein Lachen, welches ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Ein echtes, liebevolles Lachen. Tränen sammelten sich meinen Wangen und ich lehnte mein Gesicht fester gegen seine Hand. Seine Berührungen waren warm, sanft und füllten meinen Körper mit Helligkeit. Als würde ein schimmerndes Licht seinen Körper umgeben. Ein leichtes Licht aus vielen Glitzerpartikeln. Leise flüsterte ich seinen Namen und das altbekannte Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Doch anders als sonst, spürte ich nicht den Drang ihn zu küssen. Ich liebte Billy. Doch nicht mehr wie früher. Diese wahre, aufrichtige Liebe gehörte Eddie.

„Du musst aufwachen."
„Schlafe ich?"

Er schüttelte seinen Kopf und streichelte sanft durch meine Haare.

„Sie machen Experimente mit dir, Prinzessin."
„Wer?"
„Das wirst du noch herausfinden."

Liebevoll sah ich ihn an und Tränen liefen meine Wangen hinab.

„Warum musstest du sterben? Warum musstest du gehen?"
„Meine Zeit war gekommen und ich konnte dich dabei retten. Das war es mir wert."
„Ich hätte sterben müssen. Nicht du."

Billy schüttelte seinen Kopf und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Unsere Familie braucht dich. Denk an die Jungs. Denke an Steve."
„Steve..."
„Sie brauchen dich."

Ich sah ihn lange an.

„Und ich brauche dich."
„Ich bin immer bei dir, Prinzessin."

Er wischte mit seinem Daumen über meine nasse Wange.

„Ich bin immer bei dir. Ich beobachte dich und... ihn."
„Eddie?"

Billy lachte.

„Eddie."
„Ich liebe dich, Billy aber ich-"
„Du liebst ihn, Prinzessin."

Sanft nahm er mein Gesicht in seine Hände und drückte meinen tränenüberströmten Blick zu sich auf.

„Ich sehe es dir an. In jeder einzelnen Sekunde sehe ich es dir an. Dieses riesige Lächeln, das Funkeln in deinen Augen. Das hattest du bei mir auch gehabt."
„Billy..."
„Er liebt dich. Er beschützt dich. Mehr habe ich mir nie für dich gewünscht."

Ich strich mit meinen Fingerspitzen über seine Wange und strich die Konturen seiner Lippen nach. Die Lippen welche mich so unendlich oft geküsst hatten.

„Ich dachte zwar nicht, dass er dein Typ ist... ich meine schau mich an und ihn-"

Er unterbrach sich selbst und wir lachten.

„Aber er ist perfekt für dich."
„Ja, das ist er."
„Du musst mir etwas versprechen."

Fragend sah ich ihn an und er legte seine großen Hände um meine Wangen.

„Du musst mich endlich loslassen."
„Billy, ich-"
„Du kannst mich gehen lassen. Du kannst aufhören dir die Schuld zu geben, für alles. Du kannst aufhören zu denken ich wäre wegen irgendetwas jemals sauer auf dich."

Er lächelte.

„Du liebst Eddie und er liebt dich. Er wird dir das Leben schenken, welches ich dir nicht geben konnte. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar."

Tränen liefen meine Wangen hinab und sein Kiefer zuckte. Noch nie konnte er mich weinen sehen. Schon damals nicht. Liebevoll drückte Billy mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ich werde dich für immer beschützen, Prinzessin. Ich bin immer bei dir. Bei jedem Atemzug."

Langsam stand er auf und lief auf die Dunkelheit zu. Schmunzelnd drehte er sich noch einmal zu mir um.

„Ich liebe dich, Nova."

Er drehte sich um und verschwand in einem schwarzen Schleier. Billy war fort. Erneut einfach fort. Seine Berührungen. Sein Lächeln. Seine Augen. Fort. Doch etwas war anders. Mein Herz schmerzte, doch ich wusste, dass ich ihn los lassen konnte. Meine Tränen tropften in das Wasser unter mir während ich ihm noch lange hinterher blickte. Ich fragte mich wie es möglich war, ihn zu sehen, mit ihm zu reden. Ohne Vecna. Dieser Billy war der richtige Billy. Mein Billy. Doch er war fort und ich konnte ihn gehen lassen. Ich schloss ihn fest in mein Herz ein und behielt all unsere Erinnerungen in einer besonderen Schatztruhe in meinem Gedächtnis. Er war eine meiner wichtigsten Kernerinnerungen. Billy war mein Kern. Doch ich konnte ihn los lassen. Ich wischte mir die Tränen von der Wange und ließ mich auf meinen Rücken fallen. Das Wasser tränkte meine Haare und ich starrte hinauf in die Leere. Mein Herz fühlte sich leicht an und schwer zugleich. Billy hatte Recht. Unsere Familie brauchte mich. Ich dachte an meine Freunde, an Steve und an Eddie. Wo waren sie nun? Was taten sie? Ging es ihnen gut? All diese Fragen schausten durch meine Gedanken. Doch ich wusste, ich würde bis zum Tod kämpfen um zurück zu Eddie zu gelangen.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt