SECHS UND VIERZIG

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Am nächsten Morgen saß ich in eine Decke umwickelt im schwankenden Boot und Wartete auf Eddie. Er war im Haus verschwunden und wollte uns etwas zum Frühstücken machen. Die gesamte Nacht hatte er Wache gehalten und mich keine fünf Minuten aus den Augen gelassen. Ich sollte schlafen, dabei war er so schrecklich müde. Ich starrte an die Wand des Bootshauses und mein Blick lag auf einem alten Straßenschild welches schief aufgehängt wurde. In meinen Gedanken rückte ich es gerade. Stellte mir vor wie es ordentlich angebracht wurde. Ich spürte wie etwas durch meine Adern floss, kurz bevor sich das Schild in sekundenschnelle gerade rückte. Ich hielt erschrocken die Luft an und spürte wie etwas warmes über meine Oberlippe lief. Mit meinem Handrücken wischte ich darüber und blickte auf dunkles Blut. Mein Herz raste und ich spürte wie sich mein Kopf drehte. Doch waren es Eddies Schritte die mich aus meinen Gedanken rissen. Er öffnete die Tür mit seinem Ellenbogen und schloss sie mit einem gekonnten Tritt. Dabei balancierte er ein Holztablett während er konzentriert seine Zunge an die Oberlippe drückte.

„Hier, schau mal."

Er stellte es auf einer Werkbank ab, als ich aus dem Boot kletterte. Ich blickte hinab auf ein wirklich ausgewogenes Frühstück. Aufgebackene Brötchen, Obstsalat und Orangensaft.

„Wie-"
„Ich habe Dustin eine Liste gegeben."

Schmunzelnd nahm ich das Orangensaft-Glas an mich und wollte gerade daraus trinken als mich ein schauderndes Gefühl überkam. Ich war wie erstarrt. Vor meinen Augen sah ich ein dunkelgrünes Auto welches mit quietschenden Reifen eine Landstraße entlang fuhr. Doch ich erkannte die Straße nicht. In meinen Ohren hallte eine bekannte Stimme wieder. Ein Echo welches ich nicht abschalten konnte. Das Echo war die Stimme von Jason und er sagte immer wieder Eddies Namen.

Ich werde ihn umbringen.

Die Stimme kam näher.

Er wird es bereuen, was er mit Chrissy getan hat.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und für wenige Momente raubte es mir die Luft zum Atmen.

Das muss es sein.

Es war, als hätte er direkt neben mir gestanden. Plötzlich sah ich das Bootshaus vor mir, doch blickte ich mit anderen Augen darauf. Jasons Augen. Die Einsicht traf mich wie ein Pfeil. Doch konnte ich mich nicht aus dieser Realität lösen. Ich war wie gefangen, spürte wie die Panik meinen Körper durchströmte. Meinen Körper in einer anderen Realität. Eddies Stimme drang langsam zu mir durch. Er rief meinen Namen. Immer und immer wieder. Er legte seine Hände an mein Gesicht und ruckartig wurde ich zurück gerissen in meinen eigenen Körper. Hastig schnappte ich nach Luft und riss meine Augen auf. Tränen tropften durch meinen Wimpernkranz als mich Eddie panisch ansah.

„Deine Nase..."

Das Blut floss auf meiner Haut entlang als ich schwer atmete.

„Sie sind hier."

Eddie öffnete seinen Mund doch noch bevor er etwas sagen konnte hörte ich wie jemand die Tür zum Haupthaus eintrat. Eddie eilte ans Fenster, doch ich musste nicht nachsehen. Ich wusste, was geschah.

„Wir müssen verschwinden."

Er griff gerade nach meiner Hand als die Tür zum Bootshaus aufgeschmissen wurde. Ich schrie erschrocken auf und blickte in Jasons psychotischen Blick. Er senkte seine Schultern und atmete erleichtert aus.

„Endlich."

Eddie stellte sich schützend vor mich, doch auch hinter Jason taten sich vier seiner Teammitglieder auf.

„Schnappt sie euch."

Noch bevor wir reagieren konnten schmissen sich zwei Jungs auf Eddie und zwei packten mich. Sie drückten meine Arme hinter meinen Rücken und ich quietschte schmerzend auf. Die Wut in Eddie explodierte.

„Nehmt eure Finger von ihr."

Er wehrte sich heftig als Jason auf ihn zuging und ihm kräftig gegen die Nase schlug. Ich schrie seinen Namen und sah wie das dunkle Blut vor Jasons Füßen auf den Boden tropfte. Wir wurden aus dem Bootshaus geschleppt und standen im dichten Wald. Eddie sah mich panisch an und sein Kopf suchte nach einer Lösung, dass wusste ich. Ein kleines Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, er wollte mich beruhigen.

„Wir haben dich so lange gesucht, Freak. Dich und deine Freundin."

Jason sah mich angewidert an und kam langsam auf mich zu. Er riss eine Pistole aus seinem Hosenbund und ließ sie lässig um einen Finger kreisen.

„Ihr habt mir meine Freundin genommen. Mein Mädchen."

Mit dem Lauf der Waffe strich er über die Haut unter meinem Kinn und drückte so meinen Blick zu sich auf.

„Wäre es dann nicht ein Hauch von Gerechtigkeit, ihm auch sein Mädchen zu nehmen."
„Wage es dich nicht ihr etwas zutun."

Jason lachte bevor er sich auf den Fersen umdrehte und Eddie erneut direkt ins Gesicht schlug. Er legte ächzend seinen Kopf in den Nacken bevor er Blut auf den Boden spuckte. Sein Gesicht war vollkommen beschmiert und seine nass schimmernden Augen waren getränkt voller Panik. Ich spürte wie etwas in meinem Inneren ausbrechen wollte. Etwas schoss durch meine Adern.

„Vielleicht sollte ich euch einfach beide umbringen. Obwohl ich nichts lieber sehen würde, als dass du für den Rest deines Lebens leidest, Freak."

Jason stellte sich direkt neben Eddie und legte ihm die Pistole an die Stirn.

„Hör auf, Jason."
„Sonst was, Prinzessin?"

Er schmunzelte.

„Was willst du tun? Mich umbringen, so wie ihr es mit Chrissy getan habt?"

Wortlos sah ich ihn an und Chrissys Tod lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Doch es war ein Kribbeln in meinem Nacken was mich aufleben ließ. Mein Körper begann zu Flammen und als ich Eddies schwindende Kräfte sah wurde das Prickeln stärker. So lange bis ich eine schauderhafte Stimme hörte.

Tue es.

Vecna.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt