EIN UND DREIẞIG

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Als ich meine Augen öffnete lag ich auf einem weichen Untergrund. Ich setzte mich erschrocken auf und erkannte mein Zimmer. Doch war es gehüllt in eine bläuliche Dunkelheit. Weiße Partikel schwebten durch die Luft und eine brennende Stille durchdrang mich. Mein Herz setzte aus. Ich war im Upside Down. Panisch sah ich mich um. Doch es stimmte. Mein Atem setzte für einen kurzen Moment aus. Es war noch nicht zu Ende. Billys Tod war umsonst gewesen. Ich ließ mich mit dem Rücken auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Ich war gefangen. Womöglich würde der Mindflayer hinter diesen Türen auf mich warten. Womöglich würde ich in wenigen Minuten sterben. Doch es war in Ordnung. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich wollte aus diesem Alptraum aufwachen. Ich wollte vergessen, dass es diesen Alptraum überhaupt gab. Ein Alptraum der so vollkommen real war. Ich schloss meine Augen und entschied mich dazu noch für wenige Minuten liegen zu bleiben. Doch wurde ich gestört als ich eine bekannte Stimme hörte. Eine Stimme, die sofort Helligkeit in meine Dunkelheit zauberte.

„Ich werde sie retten. Ich werde sie finden und dort heraus holen."

Eddies Stimme kam mir langsam näher. Ich sprang von meinem Bett auf und lief ins Wohnzimmer. Seine Stimme wurde hier deutlich lauter, klarer und näher.

„Ich muss sie finden."

Immer wieder drehte ich mich im Kreis und suchte nach der Stelle in meinem Wohnzimmer in der seine Stimme am lautesten war. Dort würde er stehen. Nur in einer anderen Realität.

„Ich kann sie nicht verlieren."

Am liebsten würde ich schreien. Schreien, dass ich hier war. Doch er würde mich nicht hören.

„Wir müssen ein Portal finden."

Steve. Steves Stimme klang langsam zu mir durch. Er war ebenfalls hier. Ich spürte seine Anwesenheit.

„Elfi... Elfi kann uns helfen. Sie kann ins Upside Down und sie finden."

Mike. Erleichtert ließ ich meine Schulter sinken. Meine Freunde schienen sich in meiner Wohnung zu befinden. Alle. Jeder einzelne von ihnen. Ein winziger Funken Hoffnung strahlte durch meinen Körper. Sie würden nicht aufgeben. Niemals würden wir aufgeben. Niemals würden wir einander im Stich lassen. Niemals.

„Ist sie tot?"

Die Besorgnis in Eddies Stimme trieb mir Tränen in die Augen als ich hektisch durch meine Wohnung lief. Ich rief immer wieder seinen Namen, wollte ihm ein Zeichen geben das ich noch immer lebte. Doch er konnte mich nicht hören. Und das würde er auch nicht, egal wie laut ich war. Plötzlich schoss eine Erinnerung durch meinen Kopf. Will gab seiner Mutter Zeichen durch die Lichterkette, welche damals in ihrem Haus hing. Er gab ihr Zeichen, dass er noch lebte. Er kommunizierte damit. Vielleicht würde es funktionieren. Ich nahm einen Stuhl von meinem Esstisch und schob ihn unter die Wohnzimmerlampe. Vorsichtig stieg ich darauf und spürte die wackeligen Beine unter mir. Mit meinen Fingerspitzen berührte ich die Glühbirne und ein goldener Schimmer tanzte um meine Hand. Ein Funken Helligkeit. Ein breites Lächeln zierte meine Lippen als ich mit dem weißen Glitzer spielte der die Glühbirne und mich umgab. Ein Kitzeln tanzte über meine Haut und hinterließ ein Gefühl von Erstaunen in meinem Körper. Ich dachte nicht, dass es etwas so wunderschönes hier gab. Hier im Upside Down.

„Hey, Leute seht."

Dustins Stimme hallte leise zu mir durch.

„Was... was ist das?"

Ich konnte mir genau vorstellen wie Eddie eine Augenbraue anzog und fragend die stark, leuchtende Glühbirne musterte während er seine Arme vor der Brust verschränkte.

„Das ist sie. Sie gibt uns ein Zeichen."

Dustin erklärte Eddie, was es genau mit dem Licht auf sich hatte. Doch ich musste mich stark konzentrieren um das Gespräch ein wenig zu verstehen. Ihre Stimmen klangen wie unter einem dicken Tuch verhüllt, als würden sie auf und ab durch meine Wohnung laufen.

„Das bedeutet, das sie nun genau hier ist. Nur... dort? Aber sie lebt?"

Adrenalin rauschte durch meine Adern als ich die Glühbirne gedrückt hielt.

„Sie lebt?"
„Ich bin hier, Eddie."

Ich spürte wie eine Träne meine Wange hinab lief als ich die Freude in seiner Stimme hörte. Er hatte Hoffnung und so hatte ich diese auch.

„Nova... wenn du mich hören kannst, lass die Lampe zwei mal aufleuchten."

Wie er es mir sagte drückte ich auf die Lampe, löste meinen Finger und zählte bis fünf, bis ich sie wieder berührte.

„Du kannst mich hören. Du kannst mich hören!"

Erneut drückte ich zwei mal auf das Licht, während meine Adern vor Adrenalin pochten.

„Ich werde dich da raus holen, mein Engel."

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, bevor es rasend wieder zu schlagen begann. Er konnte es nicht sehen, doch ich trug ein breites Lächeln auf meinen Lippen. Ein Lächeln welches er mir gegeben hatte. Langsam sank ich zusammen, setzte mich auf den Stuhl und zog meine Knie an. Doch plötzlich spürte ich ein starkes Kribbeln. Als würden tausende Lichter auf meiner Haut tanzen und mich durch und durch mit Helligkeit fluten. Ich fühlte mich frei, schwerelos und vollkommen ohne Angst. Es war Eddie. Eddie stand genau am selben Ort, unter der Glühbirne. Dort wo ich in einer anderen Realität saß. Wir waren uns so nahe und doch so fern. Doch es war seine Berührung, seine Nähe, die selbst alle Realitäten durchkämpfte um mein Herz schneller schlagen zu lassen.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt