DREI UND FÜNFZIG

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Ruckartig schlug ich meine Augen auf und blickte auf eine kalte Decke aus weißen Fließen. Erneut befand ich mich im Regenbogenraum. Tränen rannten meine Wangen hinab als ich reglos auf meinem Rücken lag. Tausende Fragen schossen durch meine Gedanken und ich fragte mich immer wieder wieso ich. Wieso geschieht mir das alles? Wieso entwickelte ich diese Kräfte? Wieso wurde ich wie Elfi? Wieso war ich nun hier? Doch am schmerzhaftesten waren die Gedanken an Eddie. Wieso war uns eine glücklich Zukunft verwehrt? Hatte ich nicht genug gelitten in meinem Leben? War ich nicht dafür bestimmt mit meiner Liebe glücklich zu sein. Eine Zukunft zu haben. Eine normale Zukunft. Wieso geschah all das? Ich schloss langsam meine Augen und sah Eddie vor mir. Würde er mich lieben wie vorher? Sah er mich noch? Mich. Nicht diese Kräfte. Ich unterdrückte ein Schluchzen als ich das Knarzen der Türen hörte. Ruckartig setzte ich mich auf. Doch auf dem Gesicht des Mannes lag ein leichtes Schmunzeln.

„Vielleicht solltest du dir etwas anschauen."

Zwei Männer in weißen Anzügen schleiften einen Fernsehr auf einem Rollbrett hinter sich her. Sofort rückte ich über den Boden bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß.

„Ich werde dir einen guten Grund zeigen, weshalb du mit uns kooperieren solltest."
„Das werde ich nicht."

Er schmunzelte. Gefährlich. Angsteinflößend. Dann drückte er den Kopf und der Bildschirm flackerte in vielen bunten Lichtern. Doch das Bild wurde klarer. Mein Herz stand still. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich wie das Blut in meinen Adern stehen blieb. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Auf dem Bildschirm sah ich Eddie. Er saß in Mikes Keller. Unter dem selben Tisch wie Elfi damals. Eine Decke war über den Tisch gelegt und diente ihm als kleines Zelt. Er hatte eine Packung Cornflackes auf dem Schoß und griff sich immer wieder eine Handvoll heraus. Er war alleine im Keller. Er war alleine. Seine Augen schimmerten leicht und dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. Sie machten die Müdigkeit, die Verzweiflung deutlich. Neben ihm lag ein Walkie-Talkie. Leise flüsterte ich seinen Namen.

„Wie-"

Doch noch bevor ich die Frage aussprechen konnte lehnte sich der Mann stolz gegen den Fernseher.

„Einer von ihnen hat einen Computer in diesem Keller stehen. Wir haben die Kamera daran angezapft. Wir wissen alles. Wir sehen alles. Wir kontrollieren alles."
„Wieso?"
„Wir wollen euch beschützen. Vor dem Upside Down."

Ich schüttelte meinen Kopf.

„Ich weiß was sie mit Elfi gemacht haben."

Sein Kiefer zuckte gefährlich.

„Sie wollte nicht auf mich hören. Aber du wirst es."
„Das werde ich nicht."

Er blickte schmunzelnd auf den Bildschirm. Eddie hatte sich mittlerweile in sein Zelt gelegt und hielt das Walkie-Talkie in der Hand.

„Er redet ständig mit diesem Ding. Er versucht dich zu erreichen. Ständig. Hör selbst."

Er drehte an einem kleinen Knopf und nach einem kurzen Rauschen hörte ich Eddies Stimme.

„Ich weiß nicht, wo du bist. Ich weiß nicht wie ich dir helfen soll... wie ich dich finden soll. Ich weiß nicht mal, ob du mich hörst. Aber wenn du mich hörst, will ich das du mir genau zuhörst."

Tränen schossen mir in die Augen.

„Ich kann dich nicht verlieren, Nova. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht. Ich liebe dich. Ich liebe dich so unfassbar sehr. Du bist alles was ich habe. Du bist mein Mädchen. Du zeigst mir, das ich kein Freak bin. Du lässt mich fühlen, was ich nie gedacht hätte fühlen zu können. Ich werde dafür sorgen dir eine normale, perfekte Zukunft zu bieten."

Schluchzend hielt ich mir eine Hand vor den Mund.

„Eine Zukunft mit einem schönen Haus abseits von Hawkins. Wir werden in einer schönen Kirche heiraten, mit all unseren Freunden. Unserer Familie. Wir werden Kinder bekommen, so viele du magst. Und wir werden glücklich alt werden. Gemeinsam. Wir werden keine Sorgen haben, weil wir einander haben. Du bist meine Zukunft, dafür werde ich kämpfen."

Tränen liefen meine Wangen hinab als ich langsam zu dem Mann aufsah.

„Wieso zeigen Sie mir das?"
„Wenn du dich weigerst mit uns zusammen zuarbeiten, werden wir ihn töten."

Die Worte trafen mich wie ein Pfeil. Schlimmer als es eine Pistolenkugel jemals hätte tun können. Ich ließ mich gegen die Wand fallen und blickte auf den Bildschirm. Eddie sprach noch immer mit dem Walkie-Talkie. Wie gerne hätte ich ihm gesagt, dass ich alles hören konnte. Wie gerne hätte ich ihm gesagt, das ich ihn mehr liebte als alles andere auf dieser Welt. Ich liebte ihn mehr als mein eigenes Leben und aus diesem Grund fasste ich einen Entschluss. Ich würde mit diesen Menschen zusammen arbeiten, nicht für mich, nicht für diese Welt, noch für irgendeine andere Welt. Ich tat es für ihn. Ich verkaufte mich, meinen Körper und meine Seele. Nur für ihn. Solange er in Sicherheit war. Würde ich alles tun.

„Er ist in Sicherheit?"
„Wenn du mit uns zusammen arbeitest."

Ich nickte langsam und das Lächeln auf seinen Lippen wurde größer. Er schaltete den Bildschirm aus und kam auf mich zu. Die beiden Männer schoben den Fernseher wieder aus dem Raum.

„Ich wusste du würdest zur Vernunft kommen."

Das verschwundene Bild von Eddie klang in mir nach. Ich prägte mir sein Gesicht ein. Immer und immer wieder. Jedes Detail.

„Mein Name ist Brenner. Doktor Brenner. Aber du kannst noch Papa nennen."

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt