Kapitel zwölf

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Ich wachte auf. Es war drei Uhr nachts. Ich stöhnte da ich sowieso nicht mehr schlafen konnte.
Warum überkam mich eine Erinnerung an meine Eltern. Außerdem war es auch schon so lange her. Ich stand auf und ging zur Tür. Als ich mich auf dem Korridor umschaute sah ich niemanden. Wo sollte ich hin? Vielleicht fand ich einen Ausweg. Ja! Ich würde einen Ausweg finden. Ich lief zurück in das Zimmer und zog mir eine lange schwarze Hose an und auch einen schwarzen Pulli. Meine langen blonden Haare steckte ich unter eine schwarze Mütze. Während ich mich umzog viel mir das Vordach ein aus dem ich schon einmal flüchten wollte. Jetzt hatte ich vermutlich die beste Chance. Elia und zwei seiner Brüder waren nicht zuhause. Die anderen schliefen und im Haus, so wie es aussah, standen Nachts keine Wachen. Ich schlich mich die Gänge entlang zu dem Zimmer in dem ich das erste mal Leuten meine Narben gezeigt hatte. Den Weg dorthin hatte ich mir genauestens merken können. Wie so auch immer. Ich öffnete die Tür und eilte auf das Fenster zu. Es war nicht abgeschlossen. Ich öffnete und schaute raus.
Sollte ich das wirklich machen? Es könnte auch sein das ich mich verschätzt hatte und es mehr wie acht Meter waren und ich sterben würde. Was aber klar war das ich mir wahrscheinlich etwas brechen würde. Ich schaute mich im Raum um und fand eine Jacke. Ich band sie an das Fenster und kletterte an der Jacke ein kleines Stück runter. Es war nicht viel aber jeder Millimeter zählte. Ich ließ mich fallen und rollte mich ab. Ich spürte wie meine Rippe nachgab und hätte fast aufgeschrien vor Schmerz. So weit ich es diagnostizieren konnte waren es maximal zwei gebrochene Rippen. Ich tippte eher auf eine. Ich richtete mich nicht ganz auf, da ich Angst hatte erwischt zu werden. Ich beobachtete die Wachen und fand recht schnell ein Schutzloch und ihrer Verteidigung. Es waren ungefähr dreißig Sekunden in denen ich Zeit hatte auf das Auto zuspringen und mich in der Nische zu verstecken. Danach musste ich sechzig Sekunden warten und könnte dann innerhalb zwei Minuten zum Tor laufen und drüber klettern. Wenn ich es soweit geschafft hatte dann musste ich rennen. Einfach nur rennen und hoffen das sie mich trotz gebrochener Rippe nicht bekamen. Ich konnte nur bis zum Tor planen und danach einfach hoffen. Ich zählte in Gedanken bis zehn und dann fing ich bei null an und ließ mich von de, Dach auf das Auto gleiten. Ich war nicht besonders stolz auf , mich das ich es lautlos geschafft hatte, da wir das fast immer geübt hatten. Ich lief lautlos in die Nische und hatte noch genau zwei Sekunden Zeit als ich ankam. Ich atmete erleichtert ein, was sich als Fehler herausstellte. Meine Rippe fing an höllisch zu schmerzen. Während ich bis sechzig zählte rammte ich mir die Fingernägel in meine Handinnenfläche, damit ich nicht anfing zu schreien oder zu weinen. Ich kam bei sechzig an und lief los. Ich rannte auf das Tor zu und kletterte daran hoch.
„Nicht schiessen!" hörte ich eine Stimme schreien. Ich schaute mich nicht um. Ich ließ mich vom Tor gleiten und rannte los. Ich rannte in das Feld rein. Das Gras ging mir bis zur Taille. Perfekt um sich zu verstecken. Ich legte mich flach auf den Boden. Meine Rippe protestierte zwar, aber ich ignorierte sie. Ich hörte wie Autos an mir vorbeifuhren und lächelte. Ich hörte wie jemand brüllte das sie die Gegend absuchen sollten und ich hörte auf zu lächeln. Im geduckten Gang lief ich immer weiter querfeldein. Ich orientierte mich an der Straße, die ich zwar noch sehen konnte sie konnten mich aber nicht von der Straße aus sehen. Mein Herz schlug schnell, bei dem Gedanken das ich es vielleicht rausschaffen würde. Ich lief und lief. Irgendwann hatte ich viel protzige Autos an mir in die andere Richtung vorbei fahren sehen. Jetzt sah ich die Lichter der Stadt. Ich rannte darauf zu. Ich hatte meinen Haustürschlüssel noch in der Konditorei von Paul, aber da ich ihn nicht in Gefahr bringen wollte lief ich nicht dorthin. Ich lief in die Stadt rein und war froh das um drei Uhr nachts noch so viele Menschen unterwegs waren. Ich fiel nicht auf. Ich war ein schwarzer Schatten. Doch die Frage blieb. Wo sollte ich hin? Ich lief zu meiner Wohnung und suchte nach dem Zweitschlüssel der in einer losen Deckenplatte versteckt war. Ich öffnete die Tür und schloss sie hinter mir wieder ab. Das erste was ich machte war meine Tabletten zu nehmen. Ich konnte die der letzten Tage leider nicht nachnehmen da ich sowieso schon die Höchstdosis nahm. Danach lief ich zu meinen Verbänden und Salben. Ich hatte natürlich kein Licht angeschaltet und das war jetzt grade etwas unvorteilhaft aber ändern konnte ich es nicht.
Ich klatschte mir etwas kühl Salbe auf meine angeschwollene Rippe und machte dann einen Verband drum.
„Oh mio Dio" flüsterte ich als ich aus dem Fenster geschaut hatte und vier Luxus Autos gesehen hatte. Ich lief aus meiner Wohnung raus. Wohin jetzt?
Ich war mir sicher das sie Haupt- und Nebeneingang bewachten. Aber dachten sie auch an die Parkgarage? Ich lief die Treppen bis ins Parkhaus runter und öffnete ganz leise die Tür. Ich sah niemanden also schloss ich die Tür genauso leise wie ich sie geöffnet hatte. Mit leisen Schritten lief ich über den Asphalt. Ich hatte keine Schuhe an, da ich nicht gedacht hatte das ich so weit kommen würde. Jetzt war es mir nützlich. Ich lief an den Wänden entlang zu dem Ausgang als ich plötzlich eine Stimme hörte die mich erfrieren ließ.
„Cara. Ich hätte nicht gedacht das ich dich wieder sehen würde." schnurrte Natalio.
Nein, das durfte nicht war sein.
Ich drehte mich um und sah in da stehen. Er lachte. Mein Atem war unkontrolliert und schnell. Ich machte einen Schritt nach hinten und starrte ihn an.
„Cosa vuoi da me?"(Was willst du von mir?)
„Wie schön das ich dich nervös mache, aber Schätzchen ich kann immer noch kein italienisch.
Er machte große Schritte auf mich zu und ich konnte mich nicht bewegen. Spätestens als er seine Hand auf meine Wange legte und küsse auf meinem Hals verteilte fing ich an zu zittern. Es waren keine Küsse die Liebe in sich trugen. Nein, sie waren bitter kalt und machten mir Angst. Er fuhr mit seiner Hand unter meinen Pulli und Tränen rannten mir die Wangen runter. Er drückte mit der Hand auf meine gebrochene Rippe und ich schrie auf. Ich hoffte das Elia oder einer seiner Brüder mich gehört hatte.
Er lachte und ich flüsterte um Hilfe.
„Oh Baby, dich wird niemand hören." er presste sein Becken gegen meins und noch mehr Tränen rannten mir die Wangen runter. In meinem Kopf funktioniert nichts mehr.
„Ich möchte deine schönen blonden Haare sehen." flüsterte er mir ins Ohr und riss meine Mütze nicht ohne Haare von meinem Kopf. Ich wusste das ich weiß wie man einem Menschen auf mindestens drei verschiedenen Arten die Nase brechen konnte doch ich wusste die Ausführung nicht. Er presste mich gegen die  Wand und dann sah ich wie er plötzlich nach hinten flog. Ich rutschte die Wand runter. Ich hörte mich selber schluchzen und ich spürte wie ich zitterte. Ich hatte so starke Angst.
Dann spürte ich wie mich jemand anfasste.
„Fass mich nicht an!" schrie ich. Ich wusste nicht woher das kam aber ich sprang auf und schrie noch einmal : „Fass mich nicht an!"
Ich sah nicht wer vor mir stand ich wusste das es vom Profil her ein Mann sein musste da ich nur Umrisse erkannte. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und sah jetzt deutlich das es ein Mann war. Muskulös und sehr groß. Waren das Natalios Freunde? Ich ließ meine Hand nach vorne schnellen spürte aber wie ich am Handgelenk festgehalten wurde. Als ich meine andere Hand vorschnellen ließ wurde auch diese festgehalten und ich wurde so gedreht das ich gegen einen Körper gepresst wurde.
„Es ist alles gut... ich bin da." flüsterte Elias Stimme. Als ich sie hörte ließ ich meine Muskeln sich entspannen und fühlte mich warum auch immer sicher in seiner Nähe.
Elia wischte mir die Tränen weg doch es flossen immer neue und er gab es irgendwann auf.
„Komm." sagte er. Er blieb noch einmal vor Natalio stehen und sagte dann: „Wir beide sehen uns gleich noch." ich glaubte Natalio sah verängstigt aus, aber ich war mir nicht sicher.
Elia führte mich zu den Autos. Ich sah es verschwommen durch meine Tränen. Sie besprachen etwas, doch ich konnte nicht zuhören. Ich zitterte immer noch stark. Ich wusste das Elia neben mir saß doch wer das Auto fuhr wusste ich nicht.
„Bitte, beruhige dich." flüsterte Elia. Tatsächlich hörte ich auf zu weinen doch nicht auf zu zittern.
„Halt an!" schrie ich und der Wagen stoppte.
Ich sprang aus dem Wagen und erbrach das wenige essen das ich gegessen hatte.
Elia hielt meine Haare zurück danach gab er mir eine Wasserflasche und ich trank eine Schluck.
„Besser?" fragte er mich. Ich nickte.
Als wir wieder im Auto saßen sah ich das Ruben und Adam vorne saßen. Wer das Auto fuhr konnte ich nicht sagen.
„Wer war das? Es schien so als ob ihr euch kenne würdet." meinte dann der Zwilling der am Steuer saß.
„Das war Natalio." sagte ich leise.

The live with a MafiafamilyWhere stories live. Discover now