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Nemesis (am Tag von Drystans Hochzeit)

Ich stieß die Luft aus, als zwischen den Bäumen endlich das Dorf in Sicht kam, das so nah am Götterschlund hauste.

Mein Pferd war müde, das merkte ich an seinem unregelmäßigen Schritt unter mir. Die letzen beiden Tage und Nächte war ich fast pausenlos geritten, weil ich endlich ankommen wollte.

Ein letztes Mal trieb ich das Pferd an und es trottete widerwillig auf die Hütten zu.
Das Dorf am Götterschlund war genauso karg wie der Wald um ihn herum. Als würde der riesige, steinerne Riss in der Erde etwa einen Kilometer weiter alles Leben aus dem Boden saugen.

Während ich das Häufchen Elend beim Näherkommen musterte, schob sich ein anderes Dorf vor mein Auge.
Einen Moment lang roch ich das Blut und die Schreie echoten in meinem Ohr, aber beim nächsten Blinzeln war alles wieder normal.

Begleitet von einem grauen Himmel, der Regen versprach, ritt ich in das Dorf ein. Ich stieg von meinem Tier ab und führte es durch die einzige Straße, von der alle anderen Wege abzweigten. Wobei die „Straße" nicht als festgetretene Erde war.

Mit neutraler Miene ließ ich meine Augen über die heruntergekommenen Hütten gleiten. Ausgedorrte Blumen standen vor den Türen in dem Versuch dem Ort ein wenig Leben einzuhauchen.

Einzelne Bewohner waren zur Mittagszeit unterwegs. Einige mit dünnen Ziegen oder Kühen im Schlepptau.

In der Burg hatte ich die Karte des Kontinents auswendig gelernt. Einschließlich jeder einzelnen Stadt oder Dorf, vor allem in Leymalien. Von daher wusste ich auch, dass in Godend knapp hundert Leute wohnten.

Es war ein kleines Dorf, hatte kaum Geld, war aber weit genug vom König weg, für diejenigen, die ihn eigentlich nicht unterstützten. Man wurde meistens in Ruhe gelassen, vorausgesetzt man zahlte seine Abgaben. Und die meisten hatten sowieso nicht das Geld, um irgendwo anders anzufangen.

Ich watete mit dem Pferd an den Zügeln durch die feuchte Erde und nahm alles in mich auf. Auf der Hauptstraße gab es einen Bäcker, eine Fleischerei, zwei Läden für Kleidung und drei Freudenhäuser.
Es war offensichtlich, dass die Menschen versuchten, ihrem Leben zu entfliehen.

Die misstrauischen Blicke der Menschen, an denen ich vorbei kam, musterten meine schwarze Kampfmontur und die Waffen, die sie trotz Umhang sehen konnten. Sprich mein Schwert und ein Dolch um den Oberschenkel.
Ich erwiderte ihre Blicke ausdruckslos und setzte meinen Weg fort.

Schließlich traf ich auf etwas, wo ich an dem Holzschild mit Mühe die Worte „Gasthaus" entziffern konnte.
Semi-Begeistert sah ich an dem zweistöckigen Haus hoch, bei dem ich glaubte, der nächste Windstoß würde es umpusten.

Zum bestimmt tausendsten Mal verfluchte ich die Götter, band mein Pferd draußen an einem Balken an und trat ein.

Das Glockenklingeln wurde von den betrunkenen Stimmen drinnen übertönt. Sofort stieg mir der Duft von Alkohol und ungewaschenen Körpern entgegen.

Ich tat, als würde ich nichts von dem riechen, was ich roch und ging zielsicher auf die Frau bei der Bar zu. Die platten, braunen Haare hatte sie hastig nach hinten gebunden, aber einige verschwitzte Strähnen klebten an ihrer Stirn. Was kein Wunder war, zu allem übel war es auch noch warm und stickig hier drin.

Sie sah auf, als ich mich an die Theke stellte und warte, bis ich etwas sagte.
„Ich brauche ein Zimmer", erkläre ich, „Und einen Platz für mein Pferd."
Müde da sie mich an, dann griff sie schulterzuckend nach einem Krug und goss vier Gläser Bier ein.
„Alles belegt."

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt