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Nemesis
„Du bist nicht hier"

Drystan ballte die Hände zu Fäusten. 
„Ich stehe vor dir. Ich bin echt."
Wider meines Willen ergriff er meine Hände und zog mich damit an sich.
„Sag mir, das ich lüge."

Wir waren uns nah genug, dass ich seine Wärme, die von seinem Körper ausging, spüren konnte. Ich konnte seine Wimpern zählen und sah direkt in seine eisblauen Augen.
Verzweifelt suchte ich nach etwas, dass mir zeigte, dass er nicht hier vor mir stand.
Ich fand nichts.

Sein Brustkorb berührte beinahe meinen, wenn er atmete.
„Sag mir, dass ich nicht hier vor dir stehe, Nemesis", flüsterte er.

Wegen der Nähe wandte ich mich, aber ich tat auch nichts, um es zu unterbinden. Ich versuchte weiter krampfhaft einen Fehler in der Illusion zu finden.
Aber er wirkte so echt.
So echt.

„Du bist nicht da. Ich bilde mir das nur ein", presste ich hervor.
Ich war im Götterschlund. Und Drystan war die Illusion....
Die ich töten musste. Aber warum war er meine größte Angst? Das machte keinen Sinn!

„Nemesis. Tu mir das nicht an. Ich habe nicht tagelang trainiert, damit ich das mit meiner Magie schaffe, nur damit du denkst, ich wäre nicht real."
Aber ich presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

Plötzlich spürte ich einen Schmerz in der Bauchgegend. Verwundert sah ich hinunter und bemerkte, dass ein Messer in meinem Bauch steckte.
Ich verfolgte Drystans Arm hoch zu seinem Gesicht.
„was...."
Mir brachen die Beine weg, aber Drystan hielt mich und ging mit mir mit in die Knie. Sodass ich sanft in seinen Armen lag.

„Du...", stotterte ich und blinzelte auf das Messer in mir. Das Blut, dass sofort meine Montur färbte.

Als ich die Hand von meinem Bauch nahm war der Handschuh voll mit Blut. Zitternd sah ich von meiner Hand zu Drytsan, der sich mit feuchten Augen über mich gebeugt hatte.

„Es tut mr leid", sagte er und strich mir eine Strähne aus der Stirn, „Es tut mir so leid."
Ich musste husten und Blut kam über meine Lippen.
„Wa- Warum?"

Mein Herz raste in meiner Brust und etwas drang eisig kalt in mein Bewusstsein ein.
Drystan hatte mich verraten.
Eine nie gekannte Panik packte mich, meine Atmung ging schneller.

Der einzige Mensch, dem ich mich jemals geöffnet hatte, verletzlich gezeigt hatte, hatte mich verraten.

„Es tut mir so leid, Nemesis."
Tränen liefen ihm über Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf und musste den Blick abwenden.
„Du bist zu gefährlich."

Doch ich packte ihn hart an den Schultern und zwang ihn so mich anzusehen.
„Wie oft habe ich dir deinen königlichen Arsch gerettet?"
Er wirkte bei meinen gezischten Worten nur noch gequälter, als er das Messer aus meinem Bauch zog und es klappernd neben mir fallen ließ. Seine Hände zitterten dabei.
„Ich habe gesehen, wie gewissenlos du tötest. Wie wenig du dich um andere scherst. Du bist zu tödlich und zerstörst alles um dich herum. Und du bereust keines der Leben die du beendet hast."
Vor allem der letzte Satz war wie, als hätte er mich geschlagen.
„Du bist ein Waffe, von Allstair geschliffen. Dich führt der König allein."

Erneut musste ich husten. Ich merkte wie die Kräfte mich langsam verließen, während die Panik den Griff um meine Kehle immer weiter zuschnürte.

„Ich dachte, du bist mein Freund", brachte ich mühsam hervor und blinzelte hastig Tränen weg. Der Verrat schmerzte mehr als er sollte. Was mir jetzt nur zeigte, wie sehr ich mich an Drystan gelehnt hatte. Wie sehr ich mich gestützt hatte.
Und jetzt brach diese Stütze vor meinen Augen weg. Und es gab nichts, dass meinen Fall aufhalten würde.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt