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Nemesis
Wieder im normalen Zeitverlauf, war die Welt um uns herum nicht mehr länger still. In Kreel trug der Wind das Geräusch der wellen heran und mit ihm die salzige Luft. Möwen flogen über unsere Kopfe hinweg und über den freien, sonnigen Himmel.
Die Natur ahnte noch nichts von dem Blut, das bald die Straßen fluten würde.

Als wir die Tore durchschritten wurden wir von einem weiteren jungen Mann empfangen. Lord Delaneys Vertreter solange der eigentliche Stadtbesitzer sich noch im Palast aufhielt.

Mit ihm, ebenfalls auf Pferden, warteten einige der Wachen von Kreel. Sie mussten uns von den Mauern aus kommen gesehn haben.

Drystan und Chara blieben an der Spitze unseres Zuges stehen und die Männer saßen von ihren Pferden ab, um sich zu verbeugen.
"Seid gegrüßt Eure Hoheiten. Kreel beglückwünscht Euch zu Eurer Vermählung", sprach der Vetreter. Ich kannte ihn unter den Namen Sir Elias.

Hinter dem Paar musterte ich den zwanzigjährigen Mann. Er trug ein weites, weißes Hemd, einen breiten Gürtel mit hohen Stiefeln, die vom Salzwasser verkrustet waren. An seiner Hüfte befand sich ein gebogener Säbel und das lange, braune Haar trug er ähnlich wie Lord Delaney zu Zöpfen geflochten. Nur hatte er noch Perlen auf einzelne Strähnen gesteckt und die Frisur saß bei weitem nicht so ordentlich, wie bei dem Lord des Rates.
Ein Pirat wie ich sah.

"Wir danken Euch, doch wir überbringen schlechte Nahrichten", sagte Drystan und bei seinem Ton richtete Sir Elias sich beunruhigt auf.
"König Allstairs Infizierten sind auf direkten Weg hierher. Sie wollen die Verstärkung aus Chri-Delero abpassen, die uns heute Abend erreichen soll. Wir sind hier um zu kämpfen."

Da man uns erst heute Morgen benachrichtigt hatte, hatte es keine Möglichkeit gegeben die Stadt zu informieren und die Zivilisten wegzuschaffen, bevor der Kampf losging.

Ich sah zu den dicht gedrängten, flachen, weißen Häusern und den vielen Meschen, die hin und her wuselten, um ihren alltägliche Geschäften nachzugehen. Viele reckten auch die Köpfe, um zu sehen, warum sich so viele vor den Toren versammelten.

Je mehr Menschen hier waren, desto gefährlicher wurde der Kampf, den jeder Zivilist konnte schnell zum Infizierten werden.

Sir Elias wurde blass, machte sich aber sofort daran über eine gute Strategie zu diskutieren. Er versprach uns einen Teil der Wachen der Stadt abzustellen und den anderen Teil dazu abzukommandieren, dass die Bewohner der Stadt im Kanalsystem in Sicherheit gebracht wurden.
Es waren zu viele, um sie alle aus der Stadt raus zu bringen und genügend Distanz von den Infizierten zu schaffen.

Jeglicher versuch Panik zu verhindern, war vergebens, denn sobald die Bewohner erfuhren, dass eine Armee bald hier einmarschieren würde, begann das Chaos.

Leute hetzten durch die Straßen, ließen alles stehen und liegen, machten sich auf die Suche nach ihren Liebsten und beachteten kaum die Anweisungen der Wache, die versuchten alle Bewohner strukturiert in die Kanalsisation zu leiten.

Letztendlich wollte jeder sein eigenes Leben retten und schubste dabei die andere zu Seite. Jeder wollte sich mölichst schnell in Sicherheit bringen.

Während die Wache dennoch ihr bestes Tat, alle Menschen in den nächsten Eingang zur Kanalisation zu lotsen, besprach der Rest von uns, wie wir uns in der Stadt verteilen wollten. Denn wieder galt Naevans Rat:
Wenn wir uns trennten, würde sich die Seuche bei einer Infektion nicht so schnell ausbreiten.

Unsere Priorität war es den Hafen zu schützen. Zwar machten wir uns nicht vor, die Infizierten besiegen zu können, aber zumindest mussten wir lange genug durchhalten, bis die Verstärkung eingetroffen war.
Was hoffentlich eher früher als später passieren würde.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt