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Drystan
Die Nacht war angebrochen und das Fest noch immer auf Hochtouren.
„Als dein Vater sagte, wir sollen die letzte Nacht vor dem Krieg genießen, haben es sich die Koranéeaner zu Herzen genommen", bemerkte Chara amüsiert, während sie den wild tanzenden Bewohnern auf dem Marktplatz zuschaute. Das Licht der aufgestellten Fackeln spiegelte sich in ihren braunen Augen. Gleichzeitig waren wir von einer verspielten Musik umgeben, die den ganzen Marktplatz füllte und jeden zumindest zum tippen mit dem Fuß brachte und den Schritten der Bediensteten, die alle mit Getränken versorgten, mehr Schwung verlieh.

Ich hatte bei dem warmen Licht und der Musik sofort an Nemesis und Riniahs Fest denken müssen, sodass Chara mich erstmal aus meinen Gedanken riss.
Blinzelnd sah ich von ihr zum Fest.

„Sie haben jedes Recht", murmelte ich und sah auf die Gabel mit der ich rumspielte, „Wir schicken sie in den Krieg."
Charas Augen lagen jetzt auf mir.
„Wir haben keine Wahl. Allstair hat uns bereits angegriffen."

Musik füllte die Luft um uns herum, meine Eltern unterhielten sich ein Stück von unserer Tafel mit einigen Offizieren. Die Menge tanzte, sodass Chara und ich praktisch unter uns waren.

„Ich weiß. Aber trotzdem wünsche ich mir, dass niemand seinen Vater verlieren muss. Oder seinen Sohn."
Unerwartet legte sie eine Hand auf meine, die mit der Gabel spielte. Ich sah auf.
„Das tun wir alle. Aber jeder tut, was er tun muss. Auch Nemesis."

Seufzend sah ich wieder zu den tanzenden Bewohnern.
„Wieso fällt das euch beiden so leicht? Du hast einfach angenommen, dass du von Xenos auserwählt wurdest und kontrollierst deine Magie, während ich..."
Mein Blick huschte zu meinem Vater der sich nickend mit Offizieren und anderen hohen Militärpersonen redete.
„Ich bin nur eine Enttäuschung."

Charas Blick wurde weich.
„Das stimmt nicht."
Jetzt entzog ich mich ihrer Hand und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Doch, bin ich. Andernfalls könnte ich meine Magie benutzen, aber der Grund, dass ich sie nicht spüre, ist der, dass ich Riniah nicht annehmen möchte. Ich habe Angst vor dieser Macht. Am Ende verletze ich nur jemanden der mir näher steht."

Eine Weile musterte Chara mich eine Weile, dann seufzte sie.
„Wenn ich ehrlich sein darf, ich glaube du verletzt mehr Leute, wenn du Riniah nicht annimmst."
Stumm wartete ich, dass sie das weiter erklärte.

Sie suchte erst nach den richtigen Worten in unserer Sprache, dann sagte die Prinzessin:
„Nemesis ist da draußen und riskiert ihr Leben. Lass es etwas wert gewesen sein, dass sie uns Zeit verschafft. Schütze dein Volk und kämpfe mit mir an der Front."
Ich schloss die Augen. „Ich habe Angst. Vor der Magie und dem Krieg. Ich will kein Mörder werden."
Sie nickte verständnisvoll. „Die habe ich auch. Ich verlange auch nicht von dir, dass du kein Angst hast. Ich verlange, dass du nicht auf sie hörst."

„Du sagst das so leicht."
Chara schnaubte: „Nichts davon ist leicht. Auch nicht für mich. Aber es gibt Dinge, die getan werden müssen, wo wir keine Wahl haben."
Sie tippte auf meinen Ehering.
„Diese Ehe zum Beispiel. Da hast du auf Riniah gehört."
Nickend betrachtete ich das kleine Stück Gold. Gleichzeitig bemerkt ich den leeren Finger daneben, wo eigentlich mein Siegelring steckte, den ich Nemesis gegeben hatte.

„Das war bevor sie bei dem Geist meinen Körper übernommen hat", murmelte ich und spürte die Gedächtnislücke in meinem Kopf.
Chara hob die Augenbrauen. „Was hat sie denn mit dir getan?"
Seufzend lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück.
„Kann mich nicht daran erinnern. Aber am Ende war der Geist tot."

Die Prinzessin schwieg ein paar Sekunden lang.
„Ist es das, was dich davon abhält, die Magie zu spüren?"
Seufzend nickte ich.

Eine Weile sagten wir beide nichts, aber dann klatschte sie in die Hände.
„Weißt du was, scheiß auf dieses Kram heute. Ich will tanzen."
Motiviert stand sie auf und reichte mir die Hand hin.
„Na komm!"

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt