Kapitel 1

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HEATHER

"Eure königliche Hoheit? Euer Fahrer wartet." Ich drehte mich zu James um, der im Zimmer meines Internats erschien, nachdem er angeklopft hatte. Obwohl meine Eltern mich auf eine normale Schule hatten schicken wollen, hatte ich meinen Abschluss auf einem Internat in der Nähe von London machen wollen. Aber nun waren endlich die Sommerferien, ich packte gerade meine Sachen und würde endlich zurück nach Hause fahren, um die Ferien wieder zuhause im Palast zu verbringen. Ich hatte meine Eltern wirklich vermisst, aber ebenso würde ich meine Freunde vermissen, mit denen ich nun die letzten Monate hier verbracht hatte. Ich legte eine meiner Blusen sorgfältig in meinen Koffer und sah James an.
"Ich komme sofort, danke, James", erwiderte ich meinem persönlichen Diener. Er musterte mich.
"Eure Hoheit, ich hatte doch gesagt, dass ich für Euch packe", wandte er ernst ein, woraufhin ich ihn anlächelte. Der Vierzigjährige wollte mir immer alles abnehmen, aber obwohl ich die Kronprinzessin von England war, konnte ich ja wohl ganz basale Dinge selbst tun.
"Ich weiß, danke, James, aber ich möchte das selber machen. Du darfst mir aber gerne beim Tragen helfen, das schaffe ich wirklich nicht alleine", antwortete ich ihm, er nickte und kam einen Schritt auf mich zu.
"Sehr wohl, Eure Hoheit", stimmte er zu. "Habt Ihr alles eingepackt?"
"Gleich, lass mich nur noch einmal schnell in den Schrank schauen", erwiderte ich und ging auf den geöffneten Schrank zu, um noch einmal hineinzusehen. "Und du weißt doch, dass du mich duzen sollst!"
"Unmöglich, Eure Hoheit", lehnte er ab, ich seufzte und sah ihn ernst an.
"Und wenn ich es dir befehle?", konterte ich. James sah mich an, als hätte ich mich vor ihm ausgezogen.
"Also, ich... Prinzessin, ich denke nicht, dass... Da müsste ich erst noch einmal mit Eurer Majestät sprechen", stammelte er nervös und kratzte sich am Arm. Ich verdrehte die Augen und warf den Schrank zu, als ich mich vergewissert hatte, dass nichts zurück geblieben war, was ich zuhause brauchen könnte.
"Du bist wirklich ein Regelscheißer, James", neckte ich ihn und zwinkerte ihm zu. "Was soll Dad denn schon dagegen haben? Ich erlaube es dir doch!"
"Ja, aber..."
"Höre ich da etwa einen Widerspruch gegenüber der ehrenwerten Prinzessin?" Ich lachte, als mein persönlicher Bodyguard Jonathan mein Zimmer betrat. Er war gerade noch unterwegs gewesen, um sicherzugehen, dass ich das Gelände sicher verlassen konnte und hatte dafür wohl James zu mir geschickt. Im Gegensatz zu ihm, war Jonathan schon lange bei uns und war auch so gut mit meinen Eltern befreundet, dass er mich duzen durfte. Meine Eltern vertrauten ihm blind und auch ich würde mein Leben jederzeit in seine Hände legen - nicht, dass ich in dem Punkt überhaupt eine Wahl gehabt hätte.
"Jonny, da bist du ja wieder", lächelte ich. "Hast du etwa wieder den jungen Mädchen draußen nachgeschaut?" Er grinste und zwinkerte mir zu.
"Ich hab doch nur Augen für dich, Heather", grinste er und sah James an. "Danke für deine Hilfe, James. Ich kann Heather auch helfen, wir kriegen die Koffer alleine zum Auto getragen. Geh du ruhig in deinen wohlverdienten Urlaub." James nickte und wünschte mir höflich schöne Ferien, bevor er das Zimmer verließ. "Er will dich also immer noch nicht duzen?" Ich schüttelte den Kopf und schloss meinen Koffer.
"Nein, er will noch mal meinen Vater fragen", antwortete ich ihm.
"Lass ihn, James will nur keinen Ärger bekommen", meinte er gelassen und zuckte die Schultern. "Und jetzt komm, lass uns nach unten gehen. Deine Kutsche wartet schon, Prinzessin." Ich lachte und hievte meinen kleinen Koffer vom Bett, Jonny nahm mir den schwereren ab. Zusammen schleppten wir meine Sachen nach unten, während ich Jonny genau musterte. Er war lange Zeit in Irland gewesen, seine Ex-Frau hatte dort wohl gewohnt, aber mehr wusste ich eigentlich gar nicht über ihn. Nur, dass er noch einen Sohn hatte, aber ich wusste nicht einmal, wie alt er war oder wie er hieß. Jonny sprach nicht wirklich über sich, alles, was ich wusste, hatte ich von meinen Eltern gehört. Jonny war tatsächlich recht breit gebaut und hatte überall an seinen Armen Tattoos, die ihn wie einen gefährlichen Rocker aussehen ließen. Lustigerweise war er aber das genaue Gegenteil, denn mit niemandem konnte ich so gut lachen wie mit ihm. Seine braunen Haare waren mittlerweile leicht angegraut und kurz, früher waren sie mal kinnlang gewesen, was seinen Rockerlook noch unterstützt hatte. Trotzdem war er einer der coolsten Menschen, die ich kannte. Als wir nun nach draußen zum Parkplatz vor dem Schlafhaus kamen, blieb ich überrascht stehen. Meine Eltern standen am Auto. Ich dachte, sie hätten heute einen Termin und konnten mich nicht abholen?
"Mom, Dad!", rief ich glücklich und ließ meinen Koffer fallen, um auf meine Eltern zuzurennen und sie stürmisch zu umarmen. Die beiden lachten und erwiderten meine Umarmung sofort.
"Na, ist uns die Überraschung gelungen, Schätzchen?", fragte Dad lachend und ließ mich langsam wieder los. Ich nickte.
"Ja, total! Ich dachte, dass ihr einen Termin hättet", wandte ich ein, während Jonny beide Koffer in den Kofferraum unseres großen Autos hievte.
"Hatten wir auch, aber den haben wir verschoben. Du bist wesentlich wichtiger, als irgendein Pressetermin", erklärte Mom mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Wir haben übrigens von deinen Lehrern gehört, dass du wieder nur Einsen auf dem Zeugnis hast. Glückwunsch, meine Süße." Ich lächelte verlegen, während Jonny uns bat einzusteigen, damit wir zurück nach London fahren konnten. Also setzten wir uns zusammen auf die lederne Rückbank des großen Mercedes.
"Danke, Mom. Ich hab das ganze Jahr über auch hart gearbeitet und die ein oder andere Extraaufgabe gemacht", erwiderte ich.
"Du hast doch hoffentlich auch deine anderen Pflichten nicht vernachlässigt", meinte Dad lächelnd, ich schüttelte schnell den Kopf.
"Nein, natürlich nicht! Ich hab ein paar Reden zur Übung geschrieben und meinen achtzehnten Geburtstag vollständig durchgeplant!", antwortete ich ihm. In diesem Sommer würde mein achtzehnter Geburtstag stattfinden, auf den ich mich schon lange freute. Ich wollte ihn groß feiern und mein Vater hatte mich gebeten, meinen Geburtstag zu planen, damit wir den Plan zusammen besprechen konnten. Dad lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Ich hab nichts anderes erwartet, meine Süße. Du bist eben einfach perfekt."

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Where stories live. Discover now