Kapitel 24

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HEATHER

Ich hatte niemandem gesagt, wo ich hingehen würde und erst als ich schon im Jet saß und mein Handy ausschalten musste, wurde mir bewusst, dass ich zum ersten Mal alleine in ein fremdes Land reiste. Bisher schien noch keiner mitbekommen zu haben, dass ich verschwunden war, aber das war mir nur recht. Nun war ich bereits über den Wolken und würde in wenigen Minuten in Dublin landen - und dann würde ich vollkommen auf mich allein gestellt sein. Ich hatte nicht einmal Euros dabei, aber hoffentlich konnte ich irgendwo mein Geld tauschen und dann rausfinden, wie ich zu Blanes Haus etwas außerhalb von Dublin kommen sollte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich dorthin kommen sollte, aber mit Sicherheit würde ich über Google etwas rausfinden können. Google Maps war wirklich ein Segen, wenn man sich nicht auskannte!
Wenige Minuten später lief ich alleine durch die Dubliner Innenstadt, die aufgrund der bereits eingetroffenen Nacht hell erleuchtet war. Mir war die ganze Situation zwar etwas unheimlich, aber da ich das hier für Blane tat, schlug ich mich zu einem Schalter am Bahnhof durch, wo ich meine Pfund in Euros umtauschte und dann den nächsten Zug in die Richtung von dem Außenbezirk nahm, in dem Blane wohnte. Google Maps half mir zum Glück dabei, mich zu orientieren und als ich irgendwann ausstieg, ließ der Zug mich alleine an einer einsamen Haltestelle zurück. Keiner schien auf den Straßen unterwegs zu sein und als ich mich umsah, konnte ich hinter mir das Meer rauschen hören und schließlich auch sehen. Blane wohnte am Strand? Das war wirklich schön. Ich musste unwillkürlich lächeln und gab Blanes Adresse in mein Handy ein, das mir ein Haus ganz in der Nähe anzeigte, ich würde nicht einmal fünf Minuten Fußweg haben. Das war mir nur recht, denn ich wollte so schnell wie möglich zu Blane und mit ihm reden. Ich wusste allerdings noch nicht, was genau ich zu ihm sagen sollte, schließlich hatte ich vorhin wirklich Mist gebaut und konnte es ihm nicht verübeln, dass er abgehauen war. Ich wäre mit Sicherheit auch durcheinander und wäre davongelaufen. Aber ich wollte mich auf jeden Fall entschuldigen und dafür sorgen, dass zwischen uns alles wieder in Ordnung kam. Ich liebte Blane wirklich, das hatte ich ernst gemeint, und ich wollte alles tun, um die Beziehung zwischen Blane und mir noch irgendwie zu retten. Er bedeutete mir wirklich viel, denn er hatte mir zum ersten Mal gezeigt, wie es war, normal behandelt zu werden und auch Spaß haben zu können. Ich wollte - nein, MUSSTE - das wieder in Ordnung bringen. Als ich nun vor dem kleinen Haus ankam und an der Tür klingelte, war ich extrem nervös. Hoffentlich konnte Blane mir verzeihen! Es dauerte einen Moment, bis mir die Tür von einer Frau geöffnet wurde, die so aussah, als hätte ich sie gerade eben aus dem Bett geworfen. Na ja, das hatte ich ja wohl auch. Ich hatte schließlich mitten in der Nacht an ihrer Tür geklingelt. Sie brauchte einen Moment, um mich zu erkennen, denn sie bekam sofort große Augen und knickste dann höflich.
"Eure Hoheit, was...?", begann sie, doch ich unterbrach sie.
"Ist Blane da? Ich muss ihm reden, es ist dringend", bat ich aufgelöst.
"Blane? Was hat er jetzt wieder angestellt? Nein, Eure Hoheit, tut mir leid, er ist nicht hier. Er sollte doch in London sein, nicht wahr?", fragte sie verwirrt nach.
"Ja und nein, aber egal! Wo könnte er sein, wenn er nicht hier ist?", erwiderte ich, während mir mein Herz bis zum Hals schlug. Es würde nicht mehr lange dauern, bis meine Familie mein Handy orten würde, mit Sicherheit hatte sie schon mitbekommen, dass ich abgehauen war. Ich hatte nicht mehr lange Zeit, um ungestört mit Blane reden zu können, ich brauchte schnell einen Anhaltspunkt, wo ich nach ihm suchen konnte! Seine Mutter dachte einen Moment lang nach und biss sich auf die Lippe.
"Wollt Ihr nicht erst einmal reinkommen, Eure Hoheit?", fragte sie nach, ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich muss Blane finden. Bitte, wo könnte er sein?", hakte ich erneut nach.
"Mein Sohn und ich haben nicht das beste Verhältnis, aber er könnte bei seinem Freund sein, Vincent Price", antwortete sie mir.
"Wo wohnt er?", fragte ich weiter nach.
"In der Innenstadt, in der Pine Road 567a", antwortete sie.
"Danke!" Ohne eine Verabschiedung drehte ich mich um und rannte davon, um so schnell wie möglich in der Innenstadt zu sein. Etwas anderes war jetzt nicht wichtig, nur Blane! Ich musste mich beeilen und ich hoffte wirklich, dass er tatsächlich auch bei seinem Freund war!

Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis ich endlich wieder in der Innenstadt war und vor dem Haus von Blanes Freund stand. Ich las mir schnell die vielen Namensschilder an der Tür durch und klingelte dann bei dem Namen Price.
"Ja?", knarzte dann eine Stimme durch die Gegensprechanlage.
"Ja, hallo, hier ist Heather, ich bin eine Freundin von Blane. Ist er da? Ich muss dringend mit ihm reden, bitte", flehte ich aufgelöst. Eine Sekunde lang herrschte Stille, bis die Tür aufsprang. Sofort rannte ich die alten, fast morschen Treppen hinauf, bis hin zu einer geöffneten Tür. Sie passte gut zu dem modrigen Treppenhaus, denn sie war grün gestrichen und die Farbe beinahe vollkommen abgeblättert. Blane stand in der Tür, doch als er mich sah, verdrehte er die Augen.
"Hast du nicht schon genug angestellt?", fauchte er wütend.
"Blane, bitte, ich muss...", begann ich, aber er unterbrach mich.
"Fuck, Heather! Du hast mich damit ins Grab gebracht! Meine Alten bringen mich um! Du hast echt genug angerichtet, ich will dich nie wieder sehen! Hau ab!", schrie er mich wütend an und knallte mir dann die Tür vor der Nase zu. Ich erschrak über seine Reaktion so sehr, dass ich für einen Moment wie erstarrt war, doch dann einfach in Tränen ausbrach. Blane hasste mich. Er wollte mich nie wieder sehen. Was hatte ich da nur getan?! Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen! Da öffnete sich die Tür erneut und als ich aufsah, stand ein Junge mit beinahe albino-artigen Merkmalen vor mir.
"Komm rein, Prinzessin. Vergiss Blane, der ist grad echt beschissen drauf. Du kannst gerne reinkommen, wenn du willst und ich rede solange mit Blane. Mach dir keine Sorgen, wir kriegen den schon wieder zur Vernunft. Ich helfe dir, wir kriegen das schon hin", meinte er und lächelte mich an. Ich nickte und ging mit ihm in die Wohnung. "Mach dir keine Sorgen. Ich bin übrigens Vincent, aber Vince reicht. Setz dich ins Wohnzimmer, mein Bruder soll dir was zu trinken bringen. Und ich kümmere mich solange um Blane. Keine Sorge, das wird schon. Ich verspreche es dir. Blane kriege ich schon wieder zurecht gebogen, dem muss nur mal ordentlich der Kopf gewaschen werden."

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Where stories live. Discover now