Kapitel 28

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HEATHER

Es klopfte gegen meine Tür, aber ich reagierte nicht. Wieso denn auch? Es war erst acht Uhr früh und obwohl ich nicht eine Sekunde lang geschlafen hatte, war ich zu erschöpft, um die Tür zu öffnen. Oder sie öffnen zu lassen. Ich hatte einfach keine Lust auf menschlichen Kontakt, ich wollte nur noch alleine sein.
"Heather? Heather, bist du wach? Kann ich kurz reinkommen?", rief Jonny durch die Tür, öffnete sie allerdings nicht.
"Ich bin wach, bleib draußen!", fuhr ich ihn an und drehte mich im Bett um.
"Deine Eltern haben mich gebeten, nach dir zu sehen, wir machen uns große Sorgen um dich", wandte er ein, ich verdrehte die Augen.
"Ich lebe, du kannst ihnen sagen, dass alles in Ordnung ist!", brummte ich gereizt und zog mir die Decke über den Kopf. Trotz meiner Ablehnung öffnete Jonny nun die Tür und kam in mein Zimmer. Ich hörte, dass er zu mir ans Bett kam und sich dann neben mich setzte.
"Heather, bitte. Es ist uns allen ernst, du hast schon stark abgenommen und das alles ist nicht mehr gesund für dich", meinte er besorgt, ich zuckte die Schultern.
"Wen interessiert's? Ich hab einfach keine Lust, könnt ihr das nicht verstehen? Außerdem schadet es mir auch nicht, ein paar Kilos abzunehmen", brummte ich genervt.
"Jetzt red doch keinen Mist, Heather! Du bist viel zu dünn! Und du warst seit Tagen nicht mehr draußen! Na komm, ein Spaziergang im Garten würde dir guttun. Oder auch ein kleiner Ausritt, du könntest mal wieder ein bisschen Sonne gebrauchen", fuhr er mich gereizt an und drehte mich zu sich um, sodass ich ihn ansehen musste.
"Ich will und brauche keine Sonne, ich komme sehr gut alleine zurecht!", widersprach ich ihm, bevor ich mich im Bett aufsetzte. "Siehst du? Es geht mir gut! Du kannst also gehen, ich brauche keinen Babysitter!"
"Den hättest du viel früher gebraucht und ich hab versagt. Also werde ich mich jetzt um dich kümmern. Na komm, wir gehen eine Runde in den Garten", meinte er und wollte mich aus dem Bett ziehen, aber ich riss mich los und rutschte ein Stück zur Seite.
"Ich will nicht in den Garten, Jonny! Geh bitte einfach, ja? Im Moment will ich einfach meine Ruhe! Ich komme vielleicht in einer Stunde vorbei, ok?", fuhr ich ihn an und legte mich dann wieder hin, er seufzte und nickte.
"Na gut, in Ordnung. Dann sehe ich später noch einmal nach dir", willigte er ein und stand auf. "Aber Heather, ich meine das ernst. Wir machen uns alle wirklich Sorgen um dich."
"Jaja", murmelte ich nur. "Schon kapiert."

Ich war nicht rausgegangen. Wozu auch? Den Garten konnte ich auch von meinem Zimmer aus sehen und die Sonne schien doch auch durch mein Fenster, also wozu hätte ich auch rausgehen sollen? Ich hatte doch alles hier, was ich brauchte! Es waren mittlerweile wieder zwei Tage vergangen und ich hatte mich gerade dazu aufgerafft, mich an den Schreibtisch zu setzen und mal wieder am Laptop durch YouTube zu scrollen, als es an meine Tür klopfte. Na toll, nicht mal in Ruhe am Schreibtisch sitzen konnte man! Genervt drehte ich mich zur Tür um.
"Ja?", rief ich.
"Eure Hoheit, Ihr habt Besuch", rief einer der Diener durch die Tür. "Ich würde Sie um Erlaubnis bitten, den Besuch hereinzulassen."
"Ich will keinen Besuch, schicken Sie ihn weg, wenn er nicht wichtig ist! Ich bin beschäftigt!", lehnte ich ab, weil ich jetzt wirklich keine Lust auf soziale Kontakte hatte.
"Dieser Besuch ist wichtig, Eure Hoheit. Euer Bodyguard und Eure Familie bestehen darauf", antwortete der Diener, ich verdrehte die Augen. Dann konnte es ja bloß Winston sein, meine Eltern wollten schließlich schon die ganze Zeit, dass ich endlich mit ihm redete!
"Winston, hau ab!", fuhr ich ihn durch die geschlossene Tür an.
"Es ist nicht Sir Winston, Eure Hoheit", wandte der Diener ein, aber das verwirrte mich nur noch mehr. "Darf ich den Besuch hereinlassen?" Ich seufzte. Ich würde keine andere Wahl haben, irgendwann würde Jonny mir bestimmt den Besuch aufs Auge drücken. Also nickte ich schließlich.
"In Ordnung, ja", willigte ich ein und stand vom Stuhl auf, um mir mein Kleid glatt zu streichen. Also wurde die Tür geöffnet, doch als ich sah, wer da durch die Tür kam, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf und mir stiegen Tränen in die Augen. "Blane?"

Blane vergrub die Hände in den Hosentaschen und nickte, während er mich unsicher ansah. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich sagen oder wie ich reagieren sollte. Ich hatte so lange gehofft, dass er zu mir kommen würde und jetzt, wo er vor mir stand, wusste ich nicht, was ich tun oder sagen sollte. Träumte ich gerade? Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Blane gerade wirklich vor mir stand.
"Was... was machst du hier?", fragte ich schließlich ungläubig nach und ging auf ihn zu. Er sah zu mir hinunter und nahm endlich seine Hände aus den Taschen, um sie nervös zu ringen.
"Ich... wollte mich bei dir entschuldigen - und zwar persönlich. Ich war ein Arsch in Dublin und ich bin echt froh, dass Vince mir den Kopf gewaschen hat. Es tut mir leid, ich hätte nicht so unfair zu dir sein dürfen. Vince hat recht, ich liebe dich und ich hab echt keine Ahnung, warum ich das alles zu dir gesagt habe", erklärte er und seufzte, bevor er einen Schritt auf mich zu ging und meine Hände nahm. Ich ließ es zu, während mir noch mehr Tränen in die Augen traten und ich ihn abwartend ansah. "Es tut mir wirklich leid, Heather, bitte, glaub mir das. Ich war ein absoluter Idiot und ich könnte es dir wirklich nicht verübeln, wenn du es mir nicht verzeihen kannst. Aber ich hab viel über die vergangene Zeit nachgedacht und mir ist klar geworden, wie bescheuert ich mich verhalten habe. Ich liebe dich und es tut mir leid, dich so leiden gelassen zu haben. Ich wollte dich nie so sehen und ich hasse mich dafür, ehrlich. Ich liebe dich. Also, kannst du mir verzeihen? Bitte? Ich liebe dich wirklich, Heather, und ich werde dich nie wieder so behandeln, versprochen." Ich fiel Blane weinend um den Hals und drückte ihm dann einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, er erwiderte meinen Kuss sofort.
"Natürlich verzeihe ich dir, Blane! Ich liebe dich auch! Für immer!"

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt