Kapitel 25

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BLANE

"Hey, jetzt sei nicht so ein Arsch. Heather scheint 'n nettes Mädchen zu sein." Vince kam zurück in das kleine Zimmer, das er sich mit seinem großen Bruder Andre teilte. Die beiden teilten sich schon immer das kleine Zimmer, das mir aber immer gefallen hatte. Direkt gegenüber des Hochbetts stand der kleine Fernseher mit der Konsole, auf der wir im Moment zockten und direkt daneben stand ein alter Kinderschreibtisch, auf dem Vinces hochmoderner Laptop stand. Es stand nur noch ein uralter Schrank im Zimmer, in den Andre und Vince achtlos Klamotten gestopft hatten. Obwohl Andre fünf Jahre älter als wir war, war er immer nett zu uns gewesen und auch heute war er einer meiner engsten Freunde - aber niemand ging natürlich über Vince. Obwohl der mir mit seinem Kommentar gerade ziemlich auf die Nerven ging. Ich verdrehte die Augen und stöhnte genervt, während ich meinen besten Freund ansah und das Spiel pausierte.
"Ist das jetzt dein scheiß Ernst? Ich will nicht mit ihr reden, und das weißt du auch! Sonst wäre ich wohl kaum hierher gekommen!", fuhr ich ihn gereizt an, Vince zuckte die Schultern und setzte sich wieder zu mir, um seinen Controller wieder aufzunehmen.
"Ok, wie du meinst. Ich denke nur, dass es ihr echt leidtut. Und wenn dir eine Prinzessin hinterher rennt, dann kannst du dich echt Von-und-Zu nennen. Ich meine, hallo? Das ist 'ne fucking Prinzessin! Und die ist dir mitten in der Nacht nach Dublin gefolgt! An ihrem Geburtstag! Du könntest wenigstens den Anstand haben, jetzt fünf Minuten mit ihr zu reden", meinte er und ließ das Spiel weiterlaufen.
"Scheiß auf Anstand", brummte ich gereizt. "Ich bin sauer, Vince! Heather hat mich mit ihrer beschissenen Gefühlsduselei ins Grab gebracht! Es ist nur 'ne Frage der Zeit, bis Mom das mitkriegt und Jonathan bringt mich sowieso um! Und was Heathers Familie macht, will ich echt nicht wissen! Sie soll verschwinden, mir ist es egal, was Heather zu sagen hat! Sie soll einfach verschwinden!"
"Dann war's wohl falsch, dass ich sie reingelassen und Andre zu ihr geschickt hab, was?", murmelte er, worauf ich ihn sauer ansah.
"Du hast was bitte gemacht?!", fuhr ich ihn an. Wie war Vince bitte auf die beschissene Idee gekommen, Heather in die Wohnung zu lassen?!
"Sie reingelassen und Andre zu ihr geschickt, damit der sich um sie kümmert. Aber gut, dann schick ich sie gleich wieder weg. Aber nur so zum Verständnis: Du hast echt keinen Bock mehr auf sie?", erwiderte er, ich nickte.
"Absolut", stimmte ich schnell zu.
"Cool, dann kann ich mich in ihrer Trauer noch ein bisschen an sie ranmachen. Vielleicht krieg ich sie auch ins Bett, wäre 'ne geile Sache", meinte er. Ich sah meinen besten Freund fassungslos an. War das sein scheiß Ernst?! Er wollte Heather jetzt einfach flachlegen?! Spinnte er jetzt etwa komplett?!
"Sag mal, hat dir der letzte Joint dein Hirn weggeblasen?! Du willst sie ernsthaft flachlegen und ihre Trauer ausnutzen?!", schrie ich ihn wütend an. Er sah mich vollkommen ausdruckslos an und zuckte die Schultern.
"Du willst sie doch eh nie wiedersehen, oder? Warum stört es dich dann?", fragte er so naiv nach, dass ich ihm am liebsten eine gescheuert hätte.
"Verdammt, Heather ist einfach anders! Sie ist klug, charmant und einfach anders als alle anderen Mädchen! Und ich werde bestimmt nicht zulassen, dass du sie einfach ausnutzt! Sie ist perfekt, klar?!", schrie ich ihn wütend an, er begann daraufhin zu grinsen.
"Dir liegt also doch was an ihr", grinste er. "War mir doch fast klar. Jetzt komm schon, Blane, gib dir mal 'n Ruck! Red mit der Kleinen, sie ist echt fertig. Ich überlasse euch auch unser Zimmer, aber nur unter einer Bitte: Versaut nicht mein Bettlaken, ok?" Ich stöhnte genervt und verdrehte die Augen. Ich wollte nicht mit Heather reden, ich war immer noch stocksauer auf sie, aber Vince hatte andererseits auch recht. Mir lag viel an Heather und dass sie mir alleine bis hierher gefolgt war, war definitiv nicht Teil meines Plans gewesen. Ihr hätte schließlich alles Mögliche passieren können, Dublin war nicht ungefährlich bei Nacht! Erst recht nicht bei den ganzen Betrunkenen, die hier rumliefen! Na gut, Vince hatte gewonnen. Ich würde mit Heather reden.
"Na gut, ok, ich rede mit ihr. Aber nur fünf Minuten und ich garantiere für nichts", willigte ich schließlich unzufrieden ein, Vince stand auf.
"Vernünftige Entscheidung, Kumpel", meinte er und klopfte mir auf die Schulter. "Aber nicht, dass das hier in harten Versöhnungssex ausartet, klar? Ich will keine Flecken auf meiner Decke haben." Ich verdrehte nur die Augen, während er nach draußen ging. Nur wenige Sekunden später kam Heather rein, schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann zu mir auf das Bett. Ich konnte genau sehen, dass sie geweint hatte, ihre Augen waren noch ganz rot und vollkommen verweint und unwillkürlich verpasste mir das einen Stich im Herzen.
"Danke", murmelte Heather leise, ich seufzte. Ich wollte noch sauer auf sie sein, aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte ihren angenehmen Körpergeruch riechen und sofort wurde ich ruhiger und schaffte es nicht, noch einmal sauer auf sie zu werden.
"Ist selbstverständlich, ich hab Scheiße gebaut. Ich hätte nicht abhauen und dich so anschreien sollen", erwiderte ich und sah sie an. "Aber das war mir einfach alles zu viel. Ich kann das alles einfach nicht, ok?" Sie nickte.
"Ich weiß, ich wollte dich auch nicht so überfahren damit, aber ich wusste nicht, wie ich diese Situation sonst lösen sollte. Es tut mir wirklich leid, ehrlich. Verzeih mir das bitte, ich wollte das alles nicht. Ich mag dich nämlich wirklich sehr und es ist mir wirklich wichtig, dass wir das klären", erklärte sie und sah mich unter Tränen an. Ich seufzte. Shit, mit diesem Disney-Bambi-Blick hatte sie mich echt an der Angel!
"Ich weiß, schon gut. Es wäre ja unter Umständen auch ganz süß gewesen, aber ich glaube einfach nicht, dass deine Familie mich leiden kann und Jonathan wird mich auch umbringen. Das mit uns wird nichts, tut mir leid, das... passt einfach nicht. Wir sind zu verschieden", meinte ich. Heather nickte, während ihr eine einzelne Träne über die Wange lief. Ich wischte sie ihr schnell weg. "Das ist nicht böse gemeint, ehrlich nicht." Sie nickte.
"Das weiß ich", brachte sie heiser schluchzend hervor und stand auf. "Danke, dass ich mit dir reden durfte. Leb wohl, Blane. Ich liebe dich." Ich wollte noch etwas sagen, aber Heather hatte das Zimmer bereits verlassen und die Tür ins Schloss geworfen. Und ich blieb einfach nur dumm wie eine hirnlose Fliege sitzen.

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Was könnte nun passieren, was meint ihr? Und wie fandet ihr das Kapitel? Lasst gerne Kommentare und Feedback sowie Anregungen da, darüber würde ich mich sehr freuen!🥰

Cassy

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Where stories live. Discover now